McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
deshalb kann ich auch umkehren, wenn ich eine weitere Verfolgung für sinnlos erachte.«
»Seid ihr anderen auch Gilberts Meinung?«, fragte der Deputy.
»Gilbert hat recht«, äußerte sich ein anderer Mann. »Wir sind nicht gerüstet für einen Dreißig-Meilen-Ritt, und es ist wohl tatsächlich so, dass wir in der Felswüste die Spur sowieso verlieren. All die Strapazen, die wir auf uns nehmen würden, wären umsonst.«
Zustimmendes Gemurmel erklang.
McQuade mischte sich ein. »Reiten Sie mit dem Aufgebot nach Animas zurück, Deputy. Ich folge Duncan.«
Eine ganze Weile dachte der Gesetzeshüter nach, er nagte an seiner Unterlippe, strich sich schließlich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn und antwortete: »Wahrscheinlich haben Gilbert und Swanson recht. Wir würden den Ritt zur Grenze wohl tatsächlich umsonst machen. Sam Duncan wird zur Fahndung ausgeschrieben. Mehr kann ich nicht tun.«
»Ich will keine Zeit verlieren«, murmelte McQuade und setzte sich in Bewegung.
»Viel Glück, McQuade«, wünschte der Deputy.
*
Der neue Tag brach mit strahlender Schönheit an. Der Animas River wurde immer schmäler, je weiter McQuade nach Süden kam. Bald war er nur noch ein yardbreiter Bach. Der Kopfgeldjäger befand sich mitten in den Animas Mountains. Er ritt an schroffen Felswänden entlang, zog durch kühle Schluchten, überquerte steinige Plateaus und musste immer wieder Felsgruppen und dornigem Gestrüpp ausweichen. Die Hufe klirrten auf dem felsigen Untergrund, der Morgenwind trieb Staubwirbel über die Felsen, die Hitze nahm schnell zu.
McQuade erreichte die Quelle des Flusses und ließ sein Pferd saufen, er füllte seine Wasserflasche, trank selbst noch einmal und setzte schließlich seinen Weg fort.
Die Sonne überschritt den Zenit. Zwischen den Felsen ballte sich die Hitze. Sie quälte Mensch und Tier und drückte ihnen den Schweiß aus allen Poren. Eidechsen und Schlangen, die in der Sonne lagen, flohen vor dem Reiter und huschten unter Steine oder verschwanden in dunklen Rissen. McQuade hatte sich den Hut weit in die Stirn gezogen, um seine Augen vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen. Er erreichte das Ende einer Schlucht und vor ihm lag eine Senke voll Geröll und Sand sowie bizarrer Felsformationen, die die Erosion im Lauf der Jahrmillionen gestaltet hatte. Ein Haufen frischen Pferdedungs stach dem Kopfgeldjäger in die Augen. Er schaute sichernd in die Runde, dann sprang er aus dem Sattel und suchte den Boden rund um den Pferdedung ab. Und er entdeckte auf einer Felsplatte einen hellen Kratzer, den nur ein Hufeisen hinterlassen haben konnte.
McQuade verspürte Genugtuung. Seine Zuversicht, Duncan vor der Grenze einzuholen, wuchs. Er saß wieder auf und trieb das Pferd an. Nachdem er etwa hundert Yard geritten war, musste er einem Felsen mit breiter Basis ausweichen, und als er dieses Hindernis umrundet hatte, fiel er seinem Pferd abrupt in die Zügel. Sein Blickfeld reichte von hier aus bis zum südlichen Ende der Senke, wo wieder zerklüftete Felsen buckelten. Vor einem Einschnitt sah er zwei Männer, die sich einen erbitterten Faustkampf lieferten. Ihre Pferde standen abseits.
McQuade erkannte Curly Bassett.
Sofort zerrte er sein Pferd zurück und wandte sich nach Westen. Er ritt zwischen die Felsen und bog wieder in südliche Richtung ab. So umging er die Senke, und als er ihre Südseite erreicht hatte, lenkte er das Pferd nach Norden. Er folgte einer engen Schlucht, und als er ihr Ende fast erreicht hatte, saß er ab, schnappte sich die Henry Rifle, band das Pferd an einen Ast und lief weiter, bis er Einblick in die Senke hatte. Er konnte Duncan und Curly Bassett nicht sehen, denn ein Felsen nahm ihm die Sicht, aber er konnte keuchendes Atmen vernehmen, und dann hörte er eine dunkle, wütende Stimme: »Du kleiner Dummkopf! Diese Tracht Prügel hättest du dir ersparen können. Und jetzt reiten wir weiter. Bis zum Abend sind wir an der Grenze. Jed Havelock hätte eben nicht versuchen sollen, den Helden zu spielen. Er hätte mich ohne mit der Wimper zu zucken dem Sternschlepper ausgeliefert. Es war mehr oder weniger Notwehr, als ich auf ihn geschossen habe. Ich wollte ihn nicht töten, aber er bewegte sich unglücklich und …«
»Du kannst sagen was du willst, Sam!«, keuchte Curly Bassett. »Tatsache ist, dass Jed tot ist, und Tatsache ist auch, dass es deine Kugel war, die sein Leben auslöschte. Zur Hölle, Sam, ich will mit dir nichts mehr zu tun haben. Einige
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