McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Vorfälle haben mir die Augen geöffnet. Du hast eiskalt abgedrückt, als wir die Stagecoach angehalten hatten und der Passagier zur Waffe griff. Der Mann ist gestorben, Sam. Für dich zählt ein Menschenleben nicht. Nun hast du wieder getötet. Du bist ein Killer. Ich aber will mit diesem Leben Schluss machen, ich will meine Strafe absitzen und neu anfangen.«
»Neu anfangen«, echote Duncan verächtlich. »Einer wie du ist für den Rest seines Lebens abgestempelt, gebrandmarkt. Du bekommst keine zweite Chance, Kleiner. Nimm Vernunft an, lass uns gemeinsam reiten und …«
»Nein!« Die Stimme Curly Bassetts klirrte wie zerspringendes Glas. »Ich bin fertig mit dir, Sam. Reite du von mir aus nach Mexiko. Ich gehe zurück nach Sierra Vista und stelle mich.«
»Du schaufelst dir dein eigenes Grab, Kleiner. Und ich dachte, ich hätte dir mit meinen Fäusten etwas Verstand eingebläut. Aber das – scheint mir - war ein Trugschluss. Doch ich gebe nicht auf, Kleiner. Du wirst wieder vernünftig. Steh auf, schwing dich aufs Pferd, und lass uns reiten. Es ist nicht auszuschließen, dass uns diese Narren aus Animas oder der verdammte Kopfgeldjäger gefolgt sind.«
Ein grimmiger und zugleich entschlossener Zug setzte sich um McQuades Mund fest, die Kerben zu beiden Seiten seiner Mundwinkel vertieften sich. Er zog das Gewehr mit dem Kolben an die Hüfte und schritt um den Felsen herum. »Der verdammte Kopfgeldjäger hat euch eingeholt, Duncan!«, kam es ironisch von McQuade und er repetierte.
Sam Duncan drohte das Blut in den Adern zu gefrieren. Er stand etwas nach vorne gebeugt da, vor ihm am Boden hockte Curly Bassett. Jetzt riss es den Banditen regelrecht herum. Die Bestürzung ließ seine Gesichtszüge entgleisen, seine Hand zuckte zum Revolver, aber sein Verstand holte diesen Reflex ein und sie blieb über dem Coltknauf in der Luft hängen. Der Laut, der aus der Kehle des Banditen brach, hörte sich an wie das Zischen einer Schlange. Der Bandit krümmte den Oberkörper noch mehr nach vorne. »McQuade!« Seine Haltung war sprungbereit, in seinen Augen zeigte sich ein gefährliches Glimmen.
Curly Bassett starrte den Kopfgeldjäger an wie einen Geist. Sein Gesicht wies blaue Flecke, Schwellungen und einige kleine Platzwunden auf – Spuren, die Duncans harte Fäuste hinterlassen hatten.
»Dreh dich um, Duncan!«, kommandierte McQuade und in seiner Stimme lag nicht die Spur von Freundlichkeit oder Entgegenkommen. »Vorwärts!«
Die Zähne des Banditen mahlten übereinander. Heimtücke schlich sich in seinen Blick. McQuade hatte ihn in die Enge gedrängt. Er suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Zu verlieren hatte er nichts. Das machte ihn unberechenbar und tödlich gefährlich.
»Hast du etwas an den Ohren?«, kam es mit schneidender Stimme von McQuade.
Jetzt sanken die Schultern Duncans nach unten, die Verkrampfung in seinen Zügen löste sich. Langsam hob er die Hände in Schulterhöhe, ein eisiges Grinsen bog seine Mundwinkel nach unten. Geradezu marionettenhaft drehte er sich um.
McQuade trat hinter ihn. »Warum hast du Bassett verprügelt?«
»Der Kleine spielte verrückt. Ich wollte ihn gefügig machen. Er ist ein Weichling, ich hätte ihn längst zum Teufel jagen sollen.«
»Curly hast du auf dem Gewissen, Duncan!«, knurrte der Kopfgeldjäger. »Du hast ihn auf die schiefe Bahn geführt. Du bist ein elender Dreckskerl.«
McQuade schlug mit dem Gewehr zu. Er wollte kein Risiko eingehen. Kerle wie Sam Duncan waren hinterhältig, niederträchtig und mit allen schmutzigen Wassern gewaschen. Wenn sie sich bedroht fühlten, reagierten sie wie Klapperschlangen – blitzschnell und tödlich.
Wie vom Blitz getroffen und ohne einen Laut von sich zu geben brach Sam Duncan zusammen. McQuade zog ihm den Revolver aus dem Holster und steckte ihn auf seinem Rücken unter dem Mantel in den Hosenbund. Dann holte er sein Pferd, nahm eine yardlange Lederschnur aus der Satteltasche und fesselte Duncan die Hände auf den Rücken.
Curly Bassett beobachtete ihn schweigend. Er saß nach wie vor am Boden, hatte die Beine angezogen und die Absätze seiner Reitstiefel gegen den Boden gestemmt.
Der Kopfgeldjäger ging zu einem der Pferde, die Duncan und Bassett seit ihrer Flucht getragen hatten, nahm die Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie, indes er zu Duncan zurückkehrte, auf und entleerte den Inhalt über den Kopf des Banditen.
Duncans Lider flatterten, dann öffnete er die Augen. Zuerst schien er nicht zu begreifen, doch
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