McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
sich entzündet und wir mussten ihn zurücklassen. Er hat uns aber gebeten, dir von ihm ein paar bleierne Grüße zu schicken.«
Sekundenlang herrschte nach diesen Worten Stille, dann flog die Haustür auf und eine Gestalt trat in den Hof. Und um die Ecke des Haupthauses bog ein großer Schemen, der sich langsam näherte und drei Schritte vor McQuade und den beiden Gefangenen anhielt. Der Bursche sagte: »In Animas haben wir erfahren, dass du Duncan und Bassett verfolgst. Wir wollten die Nacht auf dieser Station verbringen. Als wir vorhin Hufschläge vernahmen, vermuteten wir, dass du es bist. Die beiden sind in Arizona achthundert Dollar wert. Wir werden uns das Geld holen, McQuade. Dein Kadaver aber wird hier verrotten.«
»Zieh vorsichtig deinen Revolver aus dem Futteral und wirf ihn weit genug von dir«, forderte der rattengesichtige Kopfgeldjäger.
McQuade kam dem Befehl nach und stemmte beide Arme in die Seiten. Da er den Mantel nicht zugeknöpft hatte, klaffte dieser vorne weit auseinander.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, höhnte der rattengesichtige Bursche und kam drei Schritte näher. Die Distanz zu McQuade betrug keine vier Schritte. Das Metall des Revolvers in der Faust des Burschen glänzte matt. Auch sein Gefährte näherte sich. Staub mahlte unter den Sohlen seiner Stiefel. Die Sporen klirrten leise und melodiös. Er baute sich neben seinem Kumpan auf. Die Gesichter waren nur helle Kleckse in der Dunkelheit. Die Augen glitzerten im Sternenlicht wie die Augen von Raubtieren.
»Du kannst noch ein kurzes Gebet sprechen, McQuade«, sagte der Rattengesichtige hart und mit erschreckender Unmissverständlichkeit.
»Vater unser …«
McQuade brach ab, als der Bursche schallend auflachte.
»… der du bist im Himmel …«
Die Hand des Kopfgeldjägers zuckte nach hinten, fuhr unter den Mantel und riss den Revolver, den er Sam Duncan abgenommen hatte, aus dem Hosenbund. Im nächsten Moment brüllte die Waffe auf. Die schwere 45er Kugel riss den Rattengesichtigen um. McQuade warf sich zur Seite. Und wieder dröhnte die Waffe. Das Mündungsfeuer stieß wie eine glühende Messerklinge aus dem Lauf, im selben Moment aber feuerte der Kumpan des rattengesichtigen Kopfgeldjägers. Er wurde jedoch getroffen, als er durchzog, und er verriss.
Sam Duncan bäumte sich auf, drehte sich halb um seine Achse und schlug der Länge nach auf den Boden.
McQuade lag seitlich im Staub und jagte seine dritte Kugel aus dem Lauf. Und sie traf. Der Getroffene wurde nach hinten geworfen, schien für einen Sekundenbruchteil schräg in der Luft zu hängen, dann krachte er auf den Rücken und röchelte verlöschend. Sein Kopf sank auf die Seite.
Die Detonationen waren verhallt. Der Tod war wieder einmal unersättlich gewesen in seiner Gier. Die Stille, die sich zwischen die Gebäude senkte, schien tonnenschwer zu wiegen.
McQuade erhob sich. Staub rieselte von seinem Mantel. Die Hand mit dem Revolver hing schlaff nach unten. Er ging erst zu dem Rattengesichtigen hin, dann zu dessen Kumpan. Beide waren tot. Der Kopfgeldjäger hatte einen blutigen Schlusspunkt unter ihr Leben gesetzt. Er beugte sich über Sam Duncan, den eine verirrte Kugel getroffen hatte. Der Bandit atmete rasselnd.
»Wo hat es dich erwischt, Duncan?«
»Die – die Brust. Es – es brennt wie Feuer. Mit mir geht es zu Ende, McQuade. Zur Hölle, ich – ich hätte den Kleinen nicht mit hineinziehen dürfen. Er ist viel zu gut. Ich – habe – die – Regie – geführt.« Die Stimme wurde immer schwächer und unverständlicher. »Curly – war – nur – ein – Statist. Gib … Gib Curly Bassett eine Chance, McQuade. Er hat sie verdient.«
Duncan hüstelte, und plötzlich lag er still.
»Ist er tot?«, fragte Curly Bassett mit einer ihm selbst fremd klingenden Stimme. Ein eisiger Hauch schien ihn zu streifen, und er verspürte Gänsehaut. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Das alles überstieg sein Begriffsvermögen. Noch nie zuvor in seinem Leben war er derart hautnah mit dem Irrsinn brutaler Gewalt konfrontiert worden.
»Ja.« McQuade holte seinen Revolver, der halb versunken im Staub auf dem Hof lag, stieß ihn ins Holster und steckte den Revolver, mit dem er den Kampf für sich entschieden hatte, in den Hosenbund. »Wir bringen die drei nach Animas. Dort bleiben wir einen Tag und ruhen uns aus, und dann machen wir uns auf den Weg nach Sierra Vista.«
*
Die kleine Ortschaft, die sie nach einer Stunde Pause hinter sich
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