McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Zufrieden registrierte McQuade, dass seine Rechnung aufgegangen war.
Wenn der Reiter den direkten Weg in die Stadt nahm, musste er an der Buschgruppe vorbei, die McQuade Deckung bot. Der Kopfgeldjäger wurde von einer steinernen Ruhe beherrscht. Er war bereit, den Weg zu gehen, den er eingeschlagen hatte, ohne Wenn und Aber, wenn es sein musste bis zum bitteren Ende.
Als der Reiter auf fünf Pferdelängen heran war, ließ er seine Stimme erklingen: »Okay, Henders, der Tanz ist vorbei.« Die Stimme klirrte wie zerberstendes Glas. »Steig vom Pferd und hebe die Hände.«
»Den Teufel werde ich!«, zischte der Reiter, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, und drosch seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Das Tier vollführte einen erschreckten Satz nach vorn, und als die Hufe krachend auf den Boden prallten und ein harter Ruck durch den Pferdekörper ging, hatte der Revolvermann den Sechsschüsser in der Faust. Am Hals des Tieres vorbei stieß das Mündungslicht aus dem Lauf, das Dröhnen des Schusses trieb auseinander und stieß zwischen die Häuser von Indian Wells.
Erschreckt von dem donnernden Knall stieg das Pferd auf die Hinterhand. Das war in dem Moment, als McQuade abdrückte. Sein Geschoss traf das Tier in den Leib. Wie vom Blitz getroffen brach es zusammen. Chuck Henders rollte über den Boden, kam auf den Bauch zu liegen und schickte ein Stück Blei in McQuades Richtung. Dann kam der Revolvermann mit einem Satz auf die Beine und rannte in die Richtung der Stadt. McQuade feuerte. Aber der Revolvermann floh in wilden Zickzacksprüngen und so verfehlte ihn der Texaner.
Henders erreichte einen Pferch, in dem tagsüber Schafe und Ziegen weideten, wirbelte herum, ging neben einem der Pfosten auf das linke Knie nieder und schoss auf McQuade, der die Verfolgung aufgenommen hatte. Der Kopfgeldjäger warf sich zur Seite, strauchelte und stürzte. Im selben Moment krachte Henders' Sechsschüsser erneut, aber die Kugel pfiff ohne Schaden anzurichten über den am Boden liegenden Texaner hinweg.
McQuade wälzte sich herum, sein Oberkörper zuckte hoch, sein Gewehr peitschte auf. Aber der Revolvermann setzte seine Flucht bereits fort. Er verschwand hinter einem Strauch. McQuade kam hoch und lief geduckt zu einem Schuppen, der in der Dunkelheit anmutete wie ein riesiger, schwarzer Würfel.
Das Hundegebell war verstummt. Nach dem letzten Schuss hatte sich eine bleischwer anmutende Stille in den Ort gesenkt – stiller konnte es in einer Gruft nach dem Jüngsten Tag nicht sein. Die Luft schien vor Anspannung zu knistern. Auch McQuade verspürte Anspannung. Der Revolvermann war gewiss ein mit allen Wassern gewaschener Gegner, und er durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen. Ihn auf die leichte Schulter zu nehmen wäre ein Fehler gewesen – ein tödlicher Fehler.
Die Hände des Kopfgeldjägers waren um Kolbenhals und Schaft der Henrygun verkrampft. McQuade ließ seinen Instinkten freien Lauf – es waren die geschärften Instinkte des Jägers, die in zig Gefahren erprobt und nahezu untrüglich geworden waren.
Die Sekunden reihten sich aneinander. Die lastende Stille zerrte an den Nerven.
Plötzlich begann der Revolver des Gunmans zu donnern. Henders rannte schießend zwischen die Häuser. Er gab sich gewissermaßen selber Feuerschutz. Plötzlich verschwand er hinter einem Haus. Es war, als hätte ihn die Dunkelheit geschluckt.
McQuade gab sich einen Ruck. Er rannte ein Stück hinter den Häusern entlang, flankte über einen hüfthohen Bretterzaun, durchquerte einen Garten und stand schließlich vor der Hintertür eines Hauses. Sie war verschlossen. Ein Schuppen mit einem flachen Dach war an das Gebäude angebaut. Vor diesem Schuppen lag ein Haufen gehacktes Holz am Boden, an Hackblock stand da.
McQuade entschloss sich von einem Augenblick zum nächsten. Mit Hilfe des Hackblocks stieg er auf das Schuppendach, und von dort auf das Dach des Wohnhauses, das zur Main Street hin eine falsche Fassade aufwies. Sie bot McQuade Deckung, denn sie überragte das flache Dach um mehr als einen Yard.
McQuade spähte auf die Straße hinunter. Henders war verschwunden. Nirgendwo rührte sich etwas. Die Menschen in der Stadt schienen den Atem anzuhalten. Ihre Herzen schlugen höher, Angst und Schrecken hatten in dieser unseligen Nacht die Stadt heimgesucht.
Eine gellende Stimme erklang: »Wer immer es auch ist, der wie irrsinnig herumgeballert hat – ich fordere ihn auf, mit erhobenen Händen auf die Straße zu
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