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Mea culpa

Mea culpa

Titel: Mea culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sie von Puzzlespielen her kannte, von solchen mit tausend Stücken, ein Bild der Schweizer Alpen oder vielleicht der Golden Gate Bridge. Wenn sie den Himmel vor sich hatte – Hunderte von fast identischen winzigen blauen Stücken –, dann war es ein ganz eigenes Erlebnis, zwei passende zu finden. Sie glitten ineinander, und nichts wies darauf hin, dass sie zusammengehörten, außer eben diesem reibungslosen stillen Gefühl, mit dem sie sich aneinanderfügten. Dieses Gefühl hatte Synne Nielsen jetzt, und sie hätte die ganze Nacht so stehen bleiben mögen.
    Synne hatte Angst, Rebecca könnte zerbrechen. Noch immer, nach all diesen Monaten, wusste sie nicht so recht, woher Rebecca eigentlich kam. Sie hatte diese Frage nie wieder aufgegriffen, und Rebecca hatte sie auch nicht zur Sprache gebracht. Ihre Haut war fremdartig, sie sah aus wie Porzellan, sie war so fein und glatt, fast haarlos und scheinbar auch ohne Poren. Sie hatte eine seltsame Farbe, sie war durchaus nicht gelb, war eigentlich recht bleich, ohne weiß zu sein. Synne glaubte, diese Farbe heiße »oliv«, ohne so recht zu wissen, wie sie auf diese Idee kam. Die Haut duftete leicht und süß, und zwischen Rebeccas Brüsten konnte Synne eine Bewegung ahnen, ein Muskel zitterte und bebte und ließ die Haut leuchten. Abgesehen von dem herzförmigen Leberfleck unter dem Ohr und einer großen, länglichen Narbe auf der Innenseite des linken Oberschenkels war Rebecca makellos und glatt, und das alles veranlasste Synne zu dem Versuch, sich unter der Decke zu verkriechen und sich der spärlichen Beleuchtung zu entziehen.
    Sie würden sich noch jahrelang darüber streiten, ob dieser Abend der eigentliche Anfang gewesen war. Rebecca behauptete felsenfest, der sei erst später gewesen, als sie mehr gewagt hatte. Synne ihrerseits kannte keine Zweifel mehr. Das war Leidenschaft, vorsichtig und tastend, na gut, aber sie konnte es unmöglich anders nennen, und es dauerte eine Dreiviertelstunde.
    Rebecca weinte. Synne versuchte, ihre Brüste zu streicheln (diese wunderbaren Brüste, heller als der restliche Körper, bestimmt waren sie nie der Sonne ausgesetzt worden, und sie hatten sichtbare Adern, die ein perfektes Muster zeichneten, über einer Form, die sich erhalten hatte, trotz der unfassbaren Tatsache, dass diese Brüste vier Kinder gestillt hatten; die Warzenhöfe waren zum Beispiel noch immer hellbraun, fast wie Sahnekaramell, sie wiesen nicht diese dunkle Kaffeefarbe auf, die sich beim Stillen sonst einzustellen pflegt).
    Rebecca drehte sich um und legte den Kopf auf die Arme. Dabei weinte sie noch immer. Sie schluchzte.
    Es nahm kein Ende.
    »Ich möchte dich heiraten«, flüsterte Synne.
    Rebecca schluchzte jetzt immerhin nicht mehr, blieb aber in derselben Haltung liegen.
    Da ließ sie sich von Synne den Rücken streicheln. Sie hatte einen langen Rücken, lang und breit über den Schultern, schmal an der Taille.
    »Ich möchte dich heiraten. Und mit dir nach Mauritius fahren.«
    »Wo liegt Mauritius?«, wurde halberstickt aus den Kissen gefragt.
    »In der Südsee.«
    Da drehte Rebecca sich um, schwerfällig, langsam, und blieb auf der Seite liegen, den Kopf in die Hand gestützt.
    »Wo in aller Welt liegt die Südsee?«, fragte sie leise. »Irgendwo, wo die Sonne scheint.«
    »Ich habe noch nie von der Südsee gehört. Vom südlichen Eismeer, das schon, aber nicht von der Südsee.«
    »Die liegt jedenfalls hier«, sagte Synne und legte ihre freie Hand auf ihr Herz. »Und in der Südsee liegt Mauritius. Dahin fahren wir. Irgendwann. Vorher heiraten wir.«
    »Ich bin verheiratet«, sagte Rebecca.
    »Das weiß ich doch«, sagte Synne rasch und erhob sich. »Ich hatte das nicht wortwörtlich gemeint, weißt du.«
    »Ich auch nicht. Ich bin verheiratet. Mit dir. Jetzt muss ich gehen.«
    Wortlos stand sie aus dem Bett auf, zog sich an, machte sich auf blitzschnelle und weltgewohnte Weise vor dem Spiegel Gesicht und Haare zurecht und winkte ab, als Synne sie zur Tür bringen wollte. »Bleib liegen, Synne. Ich gehe.«
    Sie sagte nicht, wann sie wiederkommen wollte, aber immerhin fuhr sie nach Hause, ohne sich vorher die Hände zu waschen.
    13
    Flach auf dem Rücken, die Arme und Beine leicht auf dem synthetischen Bettbezug gespreizt, habe ich fast das Gefühl zu fallen, leicht und weich, tiefer und tiefer. Das Dach fällt zusammen mit mir, meine Gedanken dagegen bleiben dort, wo ich eben noch war.
    Daumendicke blanke Strohhalme, getragen von einem dünnen

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