Meade Glenn
den Tisch und musterte den Präsidenten. Er sah arg mitgenommen aus. Der Schlafmangel der letzten Tage hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben.
Booth saß im Oval Office nicht an seinem Eichenschreibtisch, sondern auf einer Couch neben Janet Stern. Die engsten Berater des Präsidenten, einschließlich Franklyn Young von der CIA, umringten ihn in einem Halbkreis.
»Sie müssen ihm nicht unbedingt in den Hintern kriechen…«
Janet Stern lächelte verkrampft. »…Es geht darum, einen Dialog zustande zu bringen. Die ersten Minuten sind entscheidend. Jede Kritik an seiner Person wirkt sich negativ auf den weiteren Gesprächsverlauf aus. Dadurch würde sich lediglich Abu Hasims feindselige Haltung steigern, und was das bedeutet, können Sie sich ausmalen. Jedes einzelne Wort muss genau überlegt sein, damit er sich ja nicht auf den Schlips getreten fühlt.«
»Mrs. Stern hat Recht, Mr. President«, mischte sich Franklyn Young ein. »Wir müssen diese Chance nutzen. Es ist vielleicht unsere einzige.«
»Und was soll ich ihm sagen?«
»Sie erzählen ihm, was er hören will. Wie wir Paul Burton bereits sagten…«Stern warf Burton einen kurzen Blick zu. »Im Grunde müssen Sie ihm Recht geben und einräumen, dass sein Groll berechtigt ist. Sie nehmen ihn ernst und bemühen sich, seine Forderungen zu erfüllen. Aber Sie möchten mit ihm gemeinsam eine Lösung suchen. Auf diese Weise ist vielleicht ein Dialog möglich. Alles andere führt zu nichts.«
»Glauben Sie wirklich, diese Herangehensweise wird funktionieren?«
»Das kann ich Ihnen nicht garantieren, Mr. President. Wir müssen es versuchen. Abu Hasim ist ein Terrorist und ein Fana tiker, der glaubt, Gott auf seiner Seite zu haben und der Retter der arabischen Welt zu sein. Bestärken Sie ihn von Anfang an in dieser Meinung, dann wird er Sie weniger stark als Feind oder Gegner ansehen, Sie dürfen auf keinen Fall sein Selbstwertgefühl verletzen. Abu Hasim ist ein Einzelgänger, und Einsamkeit kann bei Terroristen zu einem Superioritätskomplex führen. Glaubensfanatiker neigen zu den gleichen Wahnvorstellungen. Dieser Superioritätskomplex lässt sie glauben, über Recht und Gesetz erhaben zu sein. Abu Hasim sieht sich im Recht, uns mit der Zerstörung Washingtons zu drohen. Es mag absurd klingen, aber Sie müssen in dasselbe Horn blasen wie er.«
Der Präsident blieb skeptisch. »Dieser Mann hat uns seine Kaltblütigkeit anschaulich bewiesen. Können wir uns überhaupt noch irgendwelchen Hoffnungen hingeben?«
»Dies ist unsere einzige Chance. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Wir müssen versuchen, uns Hasims Schwächen zunutze zu machen. Der Typ ist ein Einzelgänger, und Sie bieten ihm Ihre Freundschaft an. Beweisen Sie ihm, dass Sie ihm helfen können, seine Ziele zu erreichen. Schmeicheln Sie ihm.
Stärken Sie seine Überzeugung, der Retter der Araber zu sein.
Bedienen Sie sich eines freundlichen, friedlichen Tones. Er darf auf gar keinen Fall das Gefü hl haben, nicht ernst genommen zu werden. Das wäre unser Untergang.«
Der Präsident machte sich ein paar Notizen. Wie alle anderen im Oval Office spürte er die nervöse Spannung. Das Gespräch mit Abu Hasim rückte in greifbare Nähe. Es hatte über eine halbe Stunde gedauert, bis Janet Stern und Franklyn Young im Oval Office ankamen. Mittlerweile war es zwanzig nach sieben.
Um zwanzig Uhr sollte das Gespräch zwischen Abu Hasim und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten stattfinden. Für die letzten Vorbereitunge n blieben noch vierzig Minuten Zeit.
»Noch etwas?«
»Hasim wird mächtig stolz darauf sein, Amerika in die Knie gezwungen zu haben«, sagte Young. »Es verleiht ihm ein Gefühl der Allmacht. Darum wird er vielleicht etwas Dampf ablassen und seinen Groll in Worte fassen. Lassen Sie ihn gewähren.«
»Wir müssen noch etwas besprechen«, fügte Stern hinzu.
»Etwas sehr Wichtiges. Young und ich sind der Meinung, Sie sollten am Anfang des Gesprächs einen Vermittler einschalten und nicht persönlich mit Hasim sprechen.«
»Warum denn das?«
»Dafür gibt es zwei Gründe«, erklärte ihm Franklyn Young.
»Erstens schieben Sie eine Wand zwischen Hasim und sich.
Dadurch gewinnen wir Zeit, um über unsere Antworten nachzudenken. Hasim verbindet die Erfüllung seiner Forderungen mit Ihrer Person. Darum sollten Sie nicht direkt mit ihm sprechen. Er könnte Sie in die Enge treiben und Sie zwingen, sofort zu handeln. Hasim hat uns zwar eine Frist gesetzt, was aber nicht
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