Meade Glenn
wahrscheinlich nicht überstehen. Wir müssen abwarten, wie er in den nächsten acht bis zwölf Stunden reagiert, um zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Ob wir den Rest des Organs entfernen oder nicht.«
»Könnte er ohne Milz leben?«
»Sicher. Die Milz ist ein wichtiges Organ, das den Körper vor Infektionen schützt, doch man kann auch ohne leben.« Wolensa zögerte. »Gebrochene Rippen sind schmerzhaft, ohne eine Lebensbedrohung darzustellen. Seine Brust hat bei dem Aufschlag das meiste abbekommen, und die Verletzung der Milz ist das größte Problem. Er hat wie Sie eine Gehirnerschütterung erlitten. Hirnblutungen wurden nicht festgestellt. In den nächsten Stunden steht er unter ständiger Beobachtung.«
Collins Magen verkrampfte sich. »Mehr können Sie nicht für ihn tun?«
»Nein. Tut mir Leid. Wir müssen erst abwarten, wie sich sein Zustand entwickelt.« Wolensa stand auf und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. »Mr. Collins, ich kann mir vorstellen, was Sie durchgemacht haben und was die Mutter des Jungen durchmachen wird, wenn sie erfährt, wie es ihrem Sohn geht. Wenn die Sanitäter Daniel fünf Minuten später hier eingeliefert hätten, wäre er jetzt tot. Nun können wir wenigstens noch hoffen. Die Notfallmedizin in diesem Krankenhaus gehört zu den besten landesweit, und ich versichere Ihnen, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht. Nicht nur für Daniel, sondern für alle Opfer der Explosion.« Wolensa rieb sich über seine müden Augen, ging zur Tür und öffnete sie. »Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würden. Ich muss mich um meine anderen Patienten kümmern. Es war eine harte Nacht. Wir haben außer Nikki und Daniel eine ganze Reihe anderer Patienten, die auf mich warten.«
»Kann ich zu ihnen?«
»Nein.« Wolensa schüttelte den Kopf. »Sie liegen beide auf der Intensivstation, und dort sind Besuche untersagt. Die kleinste Infektion kann für Patienten auf der Intensivstation den Tod bedeuten. Für Daniel ist es mit seiner beschädigten Milz besonders gefährlich. Tut mir Leid, aber es geht wirklich nicht.
Die Krankenschwestern beobachten sie rund um die Uhr und sind sofort zur Stelle, falls es Komplikationen gibt. Bei schwer kranken Patienten ist das häufig der Fall.«
»Wann kann ich zu ihnen?«
»In acht Stunden können Sie zu Nikki. Dann hat sie die Intensivstation verlassen. Bei dem kleinen Jungen dauert es etwas länger.«
»Könnte ich nicht jetzt zu Nikki?«
»Nein.«
Collins schloss die Augen. Er sollte tatsächlich noch acht Stunden warten? Wahrscheinlich hatte er keine andere Wahl.
»Sie sind nicht der Vater des Jungen, nicht wahr?«, fragte ihn Wolensa. »Das wurde mir jedenfalls gesagt.«
»Nein.«
Wolensa seufzte. »Ich will ganz ehrlich sein. Das Kind könnte sterben. Noch ist der Junge nicht über den Berg. Daniel hat furchtbar viel durchgemacht. Er wird künstlich beatmet. Sein kleiner Körper hat unzählige Quetschungen, Brüche und Schnitte erlitten und wurde operiert. Er bekommt Infusionen und ist mit Kontrollgeräten verbunden. Möchten Sie ihn so in Erinnerung behalten?«
Collins schüttelte betrübt den Kopf. »Wie groß sind seine Chancen?«
»Ich bin kein Buchmacher. Ich schließe niemals Wetten ab.
Und außerdem ist meine Meinung belanglos. Entweder schafft er es, oder er schafft es nicht.« Wolensa hörte Schritte und drehte sich um. »Sie bekommen Besuch. Alles Gute.«
Kursk stand vor der Tür. Wolensa blieb noch einmal stehen und schaute Collins mitfühlend an. »Wenn es unbedingt sein muss, können Sie durch die Glasscheibe einen Blick auf die beiden werfen. Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten.«
Kursk betrat das Krankenzimmer. »Ich habe gehört, was der Arzt über den Sohn Ihrer Freundin gesagt hat. Es tut mir sehr Leid.«
Collins nickte. »Hat Murphy Sie eingeweiht?«
»Ja.«
»Sie hatten Recht mit der Frau. Das ist wenigstens etwas.
Trotzdem kommen wir nicht weiter.« Collins stieg mit wackeligen Beinen aus dem Bett und hielt sich am Stuhl fest, um nicht zu Boden zu sinken.
»Sie sollten im Bett bleiben«, sagte Kursk.
»Das ist genau das, was ich nicht tun werde«, erwiderte Collins entschlossen. Als es klopfte, schauten beide zur Tür.
Morgan brachte Collins einen schwarzen Plastikbeutel. »Ich hab die Sachen, Jack.«
Collins öffnete den Beutel und zog seine blutverschmierten Kleidungsstücke heraus. Kursk schaute ihn irritiert an. »Was haben Sie vor?«
»Ich fahr nach Hause, stell mich unter die
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