Meade Glenn
unten in einem Büro auf dem Boden.«
»Besser als gar nichts. Ich hab einen Job für dich und Jack.
Larry klärt euch auf.« Murphy schickte sich schon an zu gehen und blieb dann noch einmal stehen. »In der ganzen Hektik hab ich ganz vergessen zu fragen, wie es Nikki und ihrem Sohn geht.
Gibt’s was Neues?«
Collins schüttelte den Kopf. »Unverändert. Ich hab vorhin erst im Krankenhaus angerufen.«
Murphy legte eine Hand auf seine Schulter. »Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Tut mir echt Leid, dass du nichts für sie tun kannst. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, und daher ist es am besten, du hilfst uns, den Fall zu lösen. Damit tust du den beiden einen großen Gefallen.«
Washington, D. C.
15.35 Uhr
Harry Judd saß im Old Executive Buildung und beschäftigte sich seit zwei Stunden mit den Einsatzprotokollen der Leibwächter, die in den Computer eingegeben, ausgedruckt und ordentlich abgeheftet worden waren.
Außerhalb des Weißen Hauses wurden die Schützlinge mitunter von sechs Agenten begleitet. Innerhalb des Weißen Hauses hielten sich in der Regel nur zwei Agenten im Hintergrund auf, die im Bedarfsfall sofort zur Stelle waren. Judd hielt es für wahrscheinlicher, Anormalitäten bei den Einsätzen außerhalb des Weißen Hauses zu entdecken.
Trotz der zahlreichen Tassen Kaffee, die Darlene ihm brachte, verschwammen ihm die Buchstaben nach zwei Stunden allmählich vor den Augen, nachdem er schon hunderte von Seiten durchgelesen hatte. Neben ihm lag ein Notizbuch, in das er alle Abweichungen eintrug. Auch Schutzbefohlene waren Menschen, die nicht wie Maschinen funktionierten. Sie mussten zur Toilette gehen, bei familiären Notfällen gegebenenfalls Umwege machen oder ihre Termine in letzter Minute verschieben.
Bei drei Mitgliedern des Sicherheitsrates hatte Harry Judd mehrere in letzter Sekunde vorgenommene terminliche Änderungen entdeckt. Charles Rivermount suchte seine Ölfirma in Atlanta im letzten Monat dreimal außerplanmäßig auf, um dringende Besprechunge n abzuhalten. Zwei Treffen fanden mit einem saudiarabischen Scheich namens Nabil al-Khalid statt.
Der arabische Name machte Judd misstrauisch. Das letzte Treffen mit al-Khalid war erst zehn Tage her. Zwei Tage zuvor hatten die Leibwächter Rivermount eine Stunde vermisst. Judd war über Rivermounts Geliebte, eine Frau aus Mississippi, im Bilde, für die er ein Appartement an der Wisconsin Avenue gemietet hatte. Leibwächter mussten auf diese Dinge Rücksicht nehmen, und dabei spielte ihre persönliche Meinung keine Rolle. Von ihnen wurde Diskretion verlangt. Laut Protokoll waren die Leibwächter immer in der Nähe gewesen: zwei auf dem Korridor vor dem Appartement, zwei in der Eingangshalle und zwei im Wagen vor dem Haus. Dennoch hätte Rivermount unbemerkt durch den Hinterausgang verschwinden können.
Auch ein Treffen mit einer Person, die sich mithilfe seiner Geliebten bereits im Appartement versteckt hielt, lag im Bereich des Möglichen.
Die zweite Person war General Bud Horton. Es war ungewöhnlich für einen General, der für seine Pünktlichkeit bekannt war, offizielle Termine zu verschieben. Und das war in den letzten zwei Wochen dreimal passiert. Der Grund dafür waren private Treffen in dem Haus eines anderen Vier-Sterne-Generals in Arlington gewesen. Die Leibwächter hatten auf Hortons Anweisung hin vor dem Haus gewartet. Noch etwas fiel Judd ins Auge. Horton, der es hasste, zivilen Personenschutz zu genießen, bestand nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates darauf, das Weiße Haus allein und in Zivilkleidung zu verlassen. Das war vor genau vierundzwanzig Stunden gewesen. Der General gab vor, frische Luft schnappen und sich die Beine vertreten zu müssen. Es war bekannt, dass dem General leicht die Sicherung durchbrannte und er zu Wutausbrüchen neigte. Er hatte sich mehrmals lautstark beklagt,
»rund um die Uhr von seinen Babysittern bewacht und sogar aufs Klo begleitet zu werden.«
Das dritte und letzte Ratsmitglied, das aus der Rolle fiel, war Bob Rapp. Er wohnte auf der G Street. Im letzten Monat hatte er mindestens dreimal darauf bestanden, ein Gebäude in der Nähe ohne seine Leibwächter zu betreten. Rapp war Ende vierzig und unverheiratet. Im Laufe der letzten Jahre hatte er Beziehungen zu mehreren Frauen, obwohl Gerüchte über Homosexualität in Umlauf waren. Dafür gab es zwar keine Beweise, aber öffentliche Verlautbarungen dieser Art hätten der Karriere eines Mannes wie Rapp erheblich
Weitere Kostenlose Bücher