Meade Glenn
sollte dankbar sein, dass ihr Sohn freigelassen wird. Das wollte sie doch, oder?«
»Du bist ein Lügner, Rashid. Sie hätte trotzdem nicht mitgemacht. Du hast sie dazu gezwungen, indem du gedroht hast, ihrem Sohn etwas anzutun. Ich hatte von Anfang an Recht, du Scheißkerl.«
»Nicht in diesem Ton! Ich hab dich gewarnt.«
Gorev ließ sich nicht einschüchtern und ging auf den Araber zu. »Du hast sie unter Druck gesetzt, weil sie nicht nach deiner Pfeife tanzen wollte. Du widerst mich an. Wagst du es überhaupt noch, in den Spiegel zu sehen?«
Rashid zuckte nicht mit der Wimper. »Unsere Mission bedeutet mir alles. Ich werde alles tun, was ich tun muss, damit die Operation gelingt. Glaubst du, mich interessiert eine Frau wie Karla Sharif? Sie ist nur Mittel zum Zweck. Genau wie du.
Und ich. Wir sind nur Schachfiguren in diesem Spiel. Wann begreifst du das endlich, Gorev?«
Den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als würde Gorev, der vor Wut kochte, auf Rashid losgehen, doch er beruhigte sich schnell wieder. »Es ist ein Spiel, das mir langsam zum Hals raushängt.«
»Was redest du da, Gorev? Willst du aussteigen? Das kannst du nicht. Dafür ist es zu spät.«
»Ich hab dir schon mal gesagt, du kriegst auch noch dein Fett ab. Nach dieser Sache bin ich mit dir und deinen Kumpanen fertig. Und glaube ja nicht, ich hätte mein Versprechen vergessen. Ich hab dir gesagt, wenn ich herauskriege, dass du Karla gezwungen hast mitzumachen, wirst du dafür büßen.«
»Soll das eine Drohung sein, Gorev?«
»Nenn es, wie du willst.«
Als Gorev auf die Treppe zuging, hielt Rashid ihn am Arm fest. »Lass uns mit den Streitereien aufhören, Gorev. Okay?
Unsere Operation ist so gut wie beendet. Wir werden alles bekommen, was wir wollen. Du hast gesagt, du traust diesem Visto nicht über den Weg. Er hat euch verfolgt, nicht wahr?
Vielleicht sollte ich das Zeug in Empfang nehmen. Von dieser Sache hängt alles ab. Es darf nichts schief gehen. Wir brauchen den Transporter und die Uniformen
»Vergiss es. Karla und ich kriegen das schon hin.« Gorev schaute auf Rashids Hand, die auf seinem Arm lag, und riss sich los. »Pass auf, sonst geschieht ein Unglück.« Er ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie Rashid ins Gesicht. Der Araber taumelte und fiel zu Boden. »Das war nur die Anzahlung. Der Rest kommt später. Versprochen.«
Als Gorev sich umdrehte, sprang Rashid auf und funkelte ihn an. Eine Sekunde später hatte er sein Schnappmesser in der Hand und ließ die Klinge herausspringen.
Gorev zog blitzschnell seine Beretta, entsicherte sie und richtete sie auf Rashids Kopf. »Wenn du mich noch einmal anpackst, knall ich dich ab.« Gorev durchbohrte den Araber mit verächtliche n Blicken, ließ die Beretta sinken und rannte die Treppe hinauf.
Rashid schnaufte vor Wut. Er hielt das Messer noch immer in der Hand und massierte sich mit der anderen die Wange. »Das werden wir ja sehen, Gorev«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Das werden wir ja sehen.«
67
Washington, D. C.
16.40 Uhr
Zum ersten Mal seit zweiundsiebzig Stunden spürte der amerikanische Präsident ein wenig Erleichterung. Er hatte das Gefühl, jemand hätte ein Sicherheitsventil in seinem Kopf geöffnet, damit ein Teil des angestauten Drucks, der Sorge und der Qualen entweichen konnte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont, für den er einen hohen Preis gezahlt hatte. Er musste die überzogenen Forderungen kaltblütiger Terroristen erfüllen. Aber vielleicht konnte er im Gegenzug wenigstens die Hauptstadt seines Landes und ihre Bürger vor schrecklichem Schaden bewahren. Er stand am Fenster des Oval Office, schaute auf den Rasen und atmete tief durch.
»Mr. President…«
Er drehte sich um und blickte dem FBI-Direktor ins Gesicht.
»Tut mir Leid, Stevens. Ich war in Gedanken versunken…«
»Kuzmin stimmt endlich der Freilassung seiner Gefangenen zu, aber was ist mit den Israelis, Sir? Da werden Sie noch größere Überzeugungsarbeit leisten müssen. Vor allem wenn es um ihre Zustimmung geht, die Gefangenen rechtzeitig zu übergeben.«
Der Präsident schüttelte den Kopf. Kuzmins Information über die positive Entscheidung seines Rates war ein gutes Omen. Die Hoffnung, die Stadt doch noch retten zu können, rückte in greifbare Nähe. Es würde schwer werden, die Israelis zu überzeugen, aber er war zuversichtlich, die Sache zu meistern.
»Unsere Leute kümmern sich bereits darum. In diesem Fall stehen uns starke Druckmittel
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