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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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und Nikolai Rashid helfen.«
    Karla erklärte es ihm. Die Worte sprudelten über ihre Lippen, und als sie verstummte, rannen ihr Tränen über die Wangen.
    »Wo ist Nikolai?«, fragte Kursk.
    »Weg.«
    »Wo ist er?«
    Karla schüttelte den Kopf. Sie stand am Rande eines Zusammenbruchs. Kursk schien die Geduld zu verlieren, doch er fasste sich und fragte freundlich: »Sie können es mir nicht sagen, weil Sie ihn nicht verraten wollen, nicht wahr?«
    Karla rang verzweifelt mit den Händen. »Wie könnte ich?«
    »Wenn Sie glauben, ich wollte ihn töten, irren Sie sich«, sagte Kursk. »Ich will Nikolai zur Vernunft bringen. Nikolai ist nicht aus demselben Holz geschnitzt wie Mohamed Rashid. Es passt nicht zu ihm, eine halbe Million Menschen zu töten, um seine Ziele durchzusetzen oder seinen Hass zu stillen. Er wurde wie Sie dazu gezwungen. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Sache zu beenden. Das wissen Sie. Sie müssen uns helfen und uns alles sagen. Sie haben Angst, Nikolai zu verraten, nicht wahr?«
    Karla schwieg. Kursk hatte Recht.
    »Bedeuten Nikolai und Ihr Sohn Ihnen mehr als das Überleben von Abertausenden von Menschen?«
    »Ich… ich kann Nikolai nicht verraten. Bitte…«
    »Denken Sie an die Gesichter der Menschen in den Straßen.
    Sie haben einen Sohn, Karla Sharif. Denken Sie an die unzähligen Mütter hier in Washington. Denken Sie an die Frauen, die Kinder haben und in diesem Moment mit ihnen am Frühs tückstisch sitzen. Die ihre Kinder jetzt zur Schule bringen, ihnen einen Abschiedskuss geben und nicht wissen, dass es der letzte gewesen sein könnte. Denken Sie an die Frauen, Karla Sharif, und denken Sie an den Kummer, der Sie seit Jahren quält. Möchten Sie dieses unfassbare Elend über dieses Volk bringen?« Kursk beugte sich über ihr Gesicht und schaute ihr in die Augen. »Ich weiß, was Ihnen Nikolai bedeutet. Ich weiß, dass Sie ihn nicht verraten wollen. Beantworten Sie mir bitte eine Frage. Könnten Sie damit leben, wenn Sie uns nicht helfen?«
    Das Weiße Haus
    8.50 Uhr
    Es herrschte schaurige Stille. Rapps Schweigen machte den Präsidenten zornig. »Ich warte auf eine Antwort!«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Booth riss erstaunt den Mund auf. »Warum nicht?«
    »Es geht nicht. Nichts, was ich sagen oder tun würde, könnte etwas ändern. Es ist zu spät.«
    »Warum in Gottes Namen?«, schrie Booth. »Warum bringen Sie Ihr Vaterland in Gefahr? Warum helfen Sie einer Horde Terroristen, diese Stadt zu erpressen? Was wollten Sie dadurch erreichen? Oder wurden Sie dazu gezwungen? Wurden Sie erpresst oder bedroht?«
    Jetzt schaute Rapp dem Präsidenten zum ersten Mal ins Gesicht. »Nein«, erwiderte er. »Ich habe alles, was ich getan habe, freiwillig getan.«
    »Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?«
    »Sie würden es doch nicht verstehen.«
    »Nein?« Booth nahm die Mappe vom Tisch und warf sie Rapp zu. »Ich weiß Bescheid. Da steht alles drin. Ihre Ehe mit Yelena Mazawi. Ihr Tod und der Ihres Kindes und Ihre entsetzliche Trauer. Ich weiß von Ihrem Zusammenbruch. Ich habe von meinem Geheimdienst in der letzten Stunde mehr über Sie erfahren als in all den vergangenen Jahren. Lesen Sie, wenn Sie wollen. Da steht alles drin.«
    Rapp erblasste, als er die Akte kurz durchblätterte und auf den Tisch warf. »Dann wissen Sie, warum ich es getan habe.«
    »Weil Sie dieselben Ziele haben wie Ihre radikalen arabischen Freunde? Ist das der Grund? Weil Sie etwas verändern wollen?
    Oder sind Sie ganz einfach wahnsinnig?«
    Rapp stellte sich ans Fenster und schaute mit ver-schwommenem Blick hinaus. »Mir geht es um das Wohl aller.«
    »Sie müssen tatsächlich verrückt geworden sein«, stammelte Booth fassungslos.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, was es für ein Gefühl ist, durch Leichenberge zu wandern?« Rapp drehte sich um, und als er weitersprach, bebte seine Stimme. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was es für ein Gefühl ist, eintausendacht hundert Leichen zu sehen, die in ihrem eigenen Blut liegen? Von denen Sie einige kannten? Menschen, mit denen Sie befreundet waren? Was es für ein Gefühl ist, Ihre schwangere Frau zwischen den Toten zu finden? Sie weinen und schreien über diese Ungerechtigkeit und wissen, dass sich dadurch nichts ändert. Als ich an jenem Tag nach dem Massaker durch das Lager in Sabra lief und meine Frau dort mit durchgeschnittener Kehle in der Gosse liegen sah, wurde ich von meiner Wut und Ohnmacht überwältigt.
    Eintausendachthundert Menschen

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