Meade Glenn
oder nicht, Karla, auf jeden Fall könnte es funktionieren. Und Josef und viele andere könnten ihre Freiheit zurückerlangen. Wir werden nicht scheitern. Die ganze Planung hat viel zu viel Arbeit gekostet, und es steht viel zu viel auf dem Spiel.«
»Wer hat dich dazu angestiftet? Für wen arbeitest du?«
»Das tut jetzt nichts zur Sache. Zuerst muss ich wissen, wo du stehst.«
»Und warum gerade ich?«
»Es gibt nicht so viele arabische Frauen mit deiner Erfahrung und deinen Fähigkeiten. Es wird dich vielleicht überraschen, aber noch immer sprechen viele Leute ehrfürchtig von Karla Sharif. Mit welch eiserner Disziplin sie die Ausbildungscamps für Frauen geleitet hat, aus denen einige der tapfersten und engagiertesten Rekrutinnen für die palästinensische und arabische Sache hervorgegangen sind. Es gibt noch einen anderen Grund. Ich vertraue dir grenzenlos. Und das ist das Allerwichtigste.«
Karla stand auf und schüttelte erneut den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, was du mir soeben vorgeschlagen hast. Es ist verrückt.«
»Und genau das ist notwendig, wenn die Welt verändert werden soll«, erwiderte Gorev. »Der Krieg zwischen Arabern und Juden dauert schon tausend Jahre an. Glaubst du wirklich, er wird morgen zu Ende gehen, weil die Amerikaner irgendwelche Friedensabkommen vermitteln? Dass die Israelis oder die Amerikaner aufhören, dein Volk zu töten, seine Bestrebungen zu untergraben und aus ihren Söhnen und Töchtern Märtyrer zu machen? Oder dass der Westen aufhören wird, das arabische Volk wie Sklaven zu behandeln oder über sein Schicksal zu bestimmen? Macht ist das Einzige, was der Westen versteht. Mit diesem Plan berauben wir ihn seiner Macht. Wir zwingen ihn, allen unseren Forderungen zu entsprechen.«
»Es ist zu kühn, Nikolai, und vie l zu gefährlich. Das musst du doch einsehen, oder nicht?«
»Ich sehe nur, dass dies der entscheidende Moment ist, auf den das arabische Volk gewartet hat. Wenn es diese Gelegenheit nicht ergreift, wird alles, für was es gekämpft hat, zu einer Farce.«
»Und was passiert anschließend? Hast du darüber mal nachgedacht? Glaubst du, die Amerikaner schauen zu, wie du und deine Freunde ungestraft davonkommen? Sie werden dich vernichten, Nikolai. Und mich auch, wenn ich dir helfe.«
Gorev lächelte. »Das ist das Gute an dem Plan. Sobald wir unsere Mission erledigt haben, stehen die Amerikaner vor vollendeten Tatsachen. Es gibt keine Möglichkeit für sie, die Uhr zurückzudrehen. Das würde ihre Vernichtung nach sich ziehen. Und wenn alles nach Plan läuft, ist unsere Sicherheit nicht gefährdet. Wir machen einfach unseren Job und verschwinden spurlos.«
Karla Sharif schüttelte den Kopf. »Ich kann da nicht mitmachen, Nikolai. Es tut mir Leid. Du verlangst zu viel von mir.«
Gorev erhob sich zögernd, ging zur Tür und öffnete sie. Es regnete noch immer, und ein kühler Wind wehte ihm ins Gesicht. Er fröstelte und ging zu ihr zurück. Karla Sharif schaute ihn fragend an.
»Darf ich dir etwas sagen? Etwas, was ich dir immer schon sagen wollte?«, begann er zögernd.
»Und was?«
»Ich habe mich damals in dich verliebt, als ich dich vor achtzehn Jahren in Moskau kennen gelernt habe. Natürlich ging das nicht. Es war alles viel zu kompliziert. Ich konnte keine Bindung zu dir eingehen, auch wenn ich dich sehr geliebt habe.
Und außerdem warst du schon mit einem anderen verlobt Karla errötete, als sie Gorevs kummervolle Miene sah.
»Nikolai… es ist nicht nötig…»
»Ich weiß. Vielleicht sollte ich diese alten Geschichten jetzt nicht aufwärmen. Es ist alles schon so lange her. Aber es war eine glückliche Zeit. Ich denke oft daran zurück.«
»Es geht mir ebenso.«
»Ich wollte es dir nur sagen. Du musst wissen, dass ich dich noch immer sehr gern habe, Karla. Ich habe dich nie vergessen.
Wenn ich etwas für dich tun kann
»Danke.« Karla Sharif wandte ihren Blick ab und atmete den Duft der Rosen ein, als wolle sie sich dem bedrohlichen Gespräch entziehen. »Ich habe mich gar nicht für die Blumen bedankt. Das war sehr nett von dir, Nikolai.«
»Ein kleines Geschenk für eine alte Freundin.« Gorev zögerte kurz. »Tust du mir einen Gefallen, Karla? Denk bitte in Ruhe über alles nach. Josef wäre wieder frei, und du hättest deinen Sohn zurück. Denk daran, dass er sein Leben keinen Zielen mehr opfern müsste, weil es diese Ziele nicht mehr gäbe. Der Krieg wäre vorbei und die arabische Welt befreit.«
»Nikolai… Ich kann
Weitere Kostenlose Bücher