Meade Glenn
bestand aus einem großen ovalen Tisch in der Mitte des Raumes, Bucharabrücken, polierten antiken Möbeln und einem Kristallleuchter. Von den siebzehn Männern, die mit Kaffeetassen in den Händen herumstanden und auf den Präsidenten warteten, gehörten mindestens fünfzehn zu seinen engsten politischen Beratern. Vasily Kuzmin begrüßte sie alle der Reihe nach, bevor die Ratsmitglieder ihre Plätze am Tisch einnahmen. »Meine Herren, ich habe heute Abend einen Anruf des amerikanischen Präsidenten erhalten, der mir etwas Ungeheuerliches mitgeteilt hat.«
Kuzmin schaute ab und zu auf seine Notizen, als er über jedes Detail des Gesprächs mit Präsident Booth und den grausamen Tod der in Aserbaidschan gekidnappten Amerikaner berichtete.
»Ich habe Sie alle nicht nur hierher gebeten, um über die gestohlene Formel zu sprechen«, sagte Kuzmin mit grimmiger Miene, »sondern weil die schreckliche Bedrohung durch Abu Hasim und seine al-Qaida-Krieger eine ernsthafte Bedrohung für die russische Sicherheit darstellen könnte.«
»Inwiefern, Präsident Kuzmin?«, fragte der Innenminister, Anatoli Sergeyev.
»Wenn dieser verrückte Fanatiker Abu Hasim es schafft, den Rückzug der Amerikaner aus der Golfregion durchzusetzen, würde er sich den Weg ebnen, eine ausschließlich muslimische, gesamtislamische Region zu schaffen, von der er schon lange träumt.«
»Haben Sie den amerikanischen Präsidenten über den Diebstahl unserer Formel aufgeklärt?«
»Nein, ich wollte zuerst den Sicherheitsrat über diese Situation informieren. Ich brauche Sie wohl nicht daran zu erinnern, meine Herren, dass eine vereinte, mächtige islamische Front nicht in unserem Interesse liegt. An unsere gesamte südöstliche Grenze in Zentralasien grenzen muslimische Länder, die mit der Russischen Förderation alliiert sind, was für die Verteidigung unseres Landes von immenser Bedeutung ist.
Diese Länder grenzen wiederum an weitere islamische Länder wie Pakistan, Afghanistan, Kaschmir und den Iran. Viele dieser Länder sehen Abu Hasim bereits als Helden, als arabischen Messias an. Wenn er gegen die Amerikaner siegt, werden die Muslime weltweit durch diesen Sieg ermutigt. Die ausgedehnten Gebiete unserer Förderation würden innerhalb kürzester Zeit Gefahr laufen, unter seinen Einfluss zu geraten. Sie würden zu den Waffen greifen und nach Unabhängigkeit schreien.«
»Wollen Sie damit sagen, wir werden ebenfalls bedroht?«
»Ganz genau. Al-Qaidas Drohung könnte meines Erachtens die größte Krise in der Geschichte unseres Landes heraufbeschwören. In unseren von Muslimen bevölkerten Gebieten würden wir sehr schnell Aufständen und blutigen Guerillakriegen gegenüberstehen. Unsere Armee müsste an allen Fronten zugleich kämpfen, um die zahlreichen Konflikte zu unterdrücken. Glauben Sie mir, Sergeyev, der Krieg in Tschetschenien würde uns im Vergleich nur noch als winziges Geplänkel vorkommen. Des Weiteren brauche ich Sie wohl nicht daran zu erinnern, dass die wertvollen Öl- und Erdgasressourcen in Georgien, Tadschikistan und Aserbaidschan durch russische Pipelines fließen. Wie lange, glauben Sie, würde es dauern, bis diese islamistischen Terroristen sich gegen uns erheben? Wir sähen unserem wirtschaftlichen Ruin entgegen.«
Die Mitglieder des Sicherheitsrates waren entsetzt über Kuzmins Worte, denn seine Argumentation war durchaus stichhaltig. Die Bevölkerung der Russischen Förderation bestand zu zehn Prozent aus Muslimen, die größtenteils in Zentralasien und im Kaukasus lebten. Diese Gebiete mit den Ölund Gaspipelines waren aufgrund der instabilen wirtschaftlichen Situation Russlands strategisch von größter Bedeutung. Zudem waren die riesigen Energieressourcen, die selbst die Saudi-Arabiens in den Schatten stellten, bisher kaum gefördert worden. Sie würden zu einem zukünftigen Zeitpunkt die Öl- und Gasvorkommen der Golfregion ersetzen.
»Der Präsident hat Recht«, sagte Nikita Volsky, der Verteidigungsminister. »Wenn al-Qaida siegt, ständen wir einem schrecklichen Szenario gegenüber.
Heute wird
Washington bedroht, und morgen könnte es Moskau sein. Dieser wahnsinnige Abu Hasim könnte uns mit unserem eigenen Nervengas bedrohen und uns zwingen, unseren Einfluss in Zentralasien aufzugeben.«
Sascha Pavlov, der Justizminister, ballte seine rechte Hand zur Faust und streckte den Zeigefinger in die Luft. »Mit solchen Leuten muss man kurzen Prozess machen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir haben das
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