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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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wollte.«
    »Wovor?«
    Volkmann drehte sich zur Seite. Er hörte, wie im Hintergrund das Konzert zu Ende ging und die letzten Töne der Violine verklangen.
    »Vor jedem, der ihm noch einmal weh tun könnte.«
    Als er sich wieder umdrehte, bemerkte er, wie Erika ihn musterte. Sah er Mitgefühl und Verständnis in ihrem Blick oder noch etwas anderes?
    Er schlug die Augen nieder. »Wie sind wir bloß auf dieses Thema gekommen?«
    »Es tut mir leid, Joe, entschuldigen Sie. Ich hätte nicht so viel fragen sollen.«
    Volkmann stand langsam auf. »Ich glaube, ich brauche einen Kaffee.«
    Er stand an der Spüle und wusch eine Tasse ab, als Erika Momente später in die Küche kam.
    »Joe?«
    Er drehte sich um und sah Erika hinter sich stehen. Sehr leise sagte sie: »Als Sie das erste Mal in meine Wohnung kamen, hielt ich Sie für distanziert, vielleicht sogar ein bißchen rüde und arrogant. Und ich glaubte, daß Sie mich nicht mochten. Ich redete mir ein, daß dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhe.
    Aber als ich in Asunción geweint habe, konnte ich spüren, daß Ihnen das nicht gleichgültig war. Ich merkte, daß Sie wußten, was Schmerz bedeutet.« Sie sah ihm in die Augen. »Ihrem Vater ist etwas Furchtbares angetan worden, Joe, habe ich recht?«
    Er antwortete nicht, sondern stand einfach nur da und sah sie an.
    »Fänden Sie es furchtbar, wenn ich Sie küssen würde, Joe?«
    Sie stand ganz dicht vor ihm, strich ihm mit den Fingern sanft über die Lippen, bevor sie sich an ihn drückte. Volkmann fühlte ihren weichen, weiblichen Körper, die Wärme ihrer vollen Brüste an seinem Oberkörper. Sie preßte ihm die Lippen auf den Mund, erst sanft und dann heftiger, als er den Kuß erwiderte, und schmiegte sich noch enger an ihn.
    Als sie sich schließlich voneinander lösten, sah sie ihm offen in die Augen. »Ich glaube, das wollte ich schon seit Asunción tun.«
    Sie standen im Grunewald, sahen den Schweißfilm auf Felders feistem Gesicht und konnten seine Angst beinahe spüren.
    Frühling lag in der kühlen Luft, es war kurz nach Morgengrauen. Gelbliches Sonnenlicht drang durch den Blätterbaldachin. Volkmann kam das Absurde der Situation zu Bewußtsein. Bäume und Pflanzen erwachten zu neuem Leben, und Felder würde sterben.
    Sie hatten dem massigen Ostdeutschen die Hände auf den Rücken gebunden. Er bebte am ganzen Körper, während er nervös zwischen Iwan Molke und Volkmann hin- und herblickte. Beide hielten sie die Berettas mit Schalldämpfer auf den Mann gerichtet. Er hatte zu zittern angefangen, als sie ihn aus dem Wagen zerrten.
    Während sie zu der Lichtung gingen, hatte Felder angefangen, um sein Leben zu betteln. »Drehen Sie sich um, und sehen Sie woanders hin, Felder«, hatte Molke ruhig entgegnet. »Das macht es etwas leichter.«
    Plötzlich brach ein Damm in dem Mann, und er wurde wütend.
    »Ich habe immer nur auf Befehl gehandelt«, rief er. »Das schwöre ich.«
    Iwan Molke schüttelte den Kopf. »Soll ich Ihnen was sagen, Felder? Ihre Leute in Karlshorst werden finden, wir hätten ihnen einen Gefallen erwiesen.«
    Auf Felders Stirn glänzte der Schweiß. »Sicher, ich habe zwei von Ihren Leuten umgebracht. Aber auf Befehl. Das schwöre ich.«
    »Ihre Leute sagen aber was ganz anderes. Sie behaupten, Sie hätten Ihre Kompetenzen überschritten.«
    »Das ist eine unverschämte Lüge.«
    Plötzlich ertönte hinter ihnen ein Geräusch, und Volkmann und Molke fuhren erschreckt herum. Flügelschlagend brach eine Taube aus dem Gebüsch.
    Volkmann hörte das Knurren und drehte sich wieder um.
    Felder versuchte zwischen die Bäume zu fliehen.
    Volkmann hob die Beretta und feuerte.
    Der erste Schuß traf Felder in den Hinterkopf. Der Ostdeutsche wurde nach vorn geschleudert. Die zweite Kugel schlug in seiner Schulter ein, als er bereits wankte. Der große Mann stöhnte auf und stürzte auf den Rücken. Seine Augen waren aufgerissen, und seine Miene schmerzverzerrt. Molke jagte ihm einen Schuß in den massigen Oberkörper. Das Blut rann Felder aus den Wunden, und aus seinem offenen Mund kam ein gurgelndes Röcheln.
    Molke sah Volkmann an. »Holen Sie die Schaufeln aus dem Wagen.«
    Volkmann blieb jedoch stehen und konnte nicht den Blick von dem am Boden Liegenden lösen. »Holen Sie die Schaufeln, Joe!« schnarrte Molke. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Volkmann zögerte noch einen Augenblick und starrte, die Beretta in der Hand, auf den Sterbenden. In den frischen Waldgeruch mischte sich der Gestank

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