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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Beamten haben sie nichts rausgekriegt.
    Jedenfalls muß Rauscher seinen Mörder gekannt haben, denn es hat keine Anzeichen für gewaltsames Eindringen in die Wohnung gegeben, und der Mord ist im Wohnzimmer passiert. Der Hausmeister sagte, er hätte nichts gehört und nichts gesehen.
    Dasselbe bei den Nachbarn. Ich habe so das Gefühl, als wäre Rauscher jemandem quergekommen. Vielleicht hat er versucht, zu schnell zu expandieren, und ist jemandem auf die Zehen getreten. Seit dem Mauerfall ist die Kriminalitätsrate im Osten erheblich gestiegen. Jeder macht sich selbständig, versucht ein erfolgreicher kleiner Kapitalist zu werden und sich einen dicken Batzen vom Kuchen abzuschneiden. Vielleicht ist Rauscher ja jemandem zu nahe gekommen und hat in dessen Revier gewildert. Das ist das einzige Motiv, das irgendeinen Sinn ergibt.
    Aber unsere Leute sind auch da gegen eine Mauer gelaufen.«
    »War Rauscher politisch aktiv?«
    Fischer schüttelte den Kopf. »Nicht, daß wir wüßten. Und wenn ich mir den Typ vorstelle, würde ich eher sagen: Nein. Er schien sich mehr fürs Geld als für die Politik interessiert zu haben. Glauben Sie, daß Rauschers Tod politische Hintergründe haben könnte?«
    Volkmann zögerte. »Da bin ich mir nicht sicher, Jakob.« Er warf einen Blick aus dem Fenster. Auf den Straßen herrschte reger Betrieb, und die Leute hatten ihre Kragen zum Schutz gegen die Kälte hochgeschlagen. Er richtete seinen Blick wieder auf den Kripobeamten.
    »Was ist mit Rauschers Freundin?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Glauben Sie, daß Sie sie für mich ausfindig machen können?«
    Jakob Fischer zuckte mit den Schultern. »Sicher, sofern sie noch in Berlin wohnt. Ich höre mich mal um.«
    »Ist Rauschers Wohnung noch frei?« wollte Volkmann wissen.
    »Ich glaube schon.«
    »Kann ich sie mir mal ansehen?«
    Fischer lächelte. »Damit habe ich schon gerechnet. Mein Wagen steht draußen. Trinken Sie Ihr Bier aus, dann fahre ich Sie hinüber. Mal sehen, ob mein Ausweis uns die Tür öffnet.«
    Kurz nach neun hielten sie vor dem Wohnblock in der Nähe des Pergamon-Museums.
    Die Wohnung gehörte zu den Anlagen, die die Sowjets vor dreißig Jahren ihren Offizieren in Ostberlin gebaut hatten. Sie waren gut erhalten, und die Gärten vor den Eingängen sahen gepflegt aus. Die Blocks hatten acht Stockwerke. Jakob Fischer hatte gesagt, daß Rauschers Wohnung ganz oben liege.
    Der Eingang war beleuchtet und hatte eine Doppeltür aus Glas.
    Fischer ignorierte die Gegensprechanlage und hämmerte gebieterisch an das Glas, wie eben ein Polizist. Kurze Zeit später schlurfte ein gebeugter älterer Mann in einem abgetragenen blauen Anzug heran.
    Er war der Nachtportier. Fischer zeigte ihm seinen Ausweis und erklärte ihm, daß er Rauschers Wohnung sehen wolle. Der Mann wirkte von Fischers autoritärer Stimme und seiner Kennmarke eingeschüchtert und ließ sie eintreten, dann schlurfte er davon, um die Schlüssel zu holen.
    Als er fünf Minuten später damit zurückkam, teilte Fischer ihm mit, daß sie allein hochfahren würden. Der Mann reichte ihnen die Schlüssel zur Wohnung, und Volkmann und Fischer fuhren mit dem knarrenden Aufzug in die Mansardenwohnung im obersten Stockwerk.
    An der Tür klebte ein Schild der Berliner Mordkommission, die jedem den Zutritt zu dieser Wohnung verwehrte. Sie hatten sogar ein zusätzliches Schloß angebracht, und Fischer mußte wieder hinunterfahren und zu seinem Auto gehen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er das Schloß mit einem Dietrich von seinem Schlüsselbund aufbekam.
    Volkmann war von der luxuriösen Einrichtung der Wohnung verblüfft. Man hatte einen Panoramablick über die Museums-insel. Weiter entfernt war die Quadriga auf dem Brandenburger Tor zu sehen.
    Die Wohnung roch nach Heizungsluft und Staub und war mit teuren schwarzen Ledermöbeln eingerichtet. In einer Ecke stand ein teurer Farbfernseher und vor dem Fenster eine exklusive Stereoanlage in einem futuristischen Design, darunter eine Sammlung von Jazz- und Rock-CDs. In einer Glasvitrine standen mehrere Pornovideos und auf einem Regal darüber einige Bücher.
    Ein Schachbrett aus Marmor mit versilberten Figuren stand auf dem gläsernen Couchtisch, die Teppiche waren weich und cremefarben. Als Volkmann nähertrat, entdeckte er die Blutspuren neben dem Couchtisch, einen dunklen Fleck, als hätte jemand Rotwein verschüttet. Die Polizei hatte offenbar aufgeräumt, und Volkmann sah sich im Schlafzimmer und dem Rest der Wohnung

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