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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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lassen wollte?«
    Massow kaute grinsend auf dem Zahnstocher. »Sagten Sie nicht, dieser Winter sei ein Rechtsextremist gewesen?«
    »Jedenfalls sieht es so aus.«
    Massow schüttelte bedauernd den Kopf. »Herr Volkmann, wenn ich für jede Morddrohung oder jeden Haßbrief, den ich von solchen Leuten erhalte, eine Mark bekäme, wäre ich mittlerweile stinkreich.« Unvermittelt erhob sich der Politiker.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Der Politiker ging an einen Aktenschrank und holte einen Ordner heraus. Er blätterte ihn durch, ging damit wieder zum Schreibtisch, setzte sich, schob das halb gegessene Butterbrot zur Seite und breitete die Papiere auf dem Tisch aus.
    »Briefe«, erklärte Massow, »und zwar ziemlich unangenehme Briefe. Das sind Kopien. Die Originale sind in Verwahrung der Polizei, was nicht viel heißen will. Sie finden solche Leute nie.«
    Massow pickte einen Brief heraus und reichte ihn Volkmann.
    Das einzelne Blatt Papier hatte man mit Zeitungslettern beklebt.
    Der Briefkopf lautete: » Judenfreund, wir beobachten dich! «
    Nachdem Volkmann gelesen hatte, reichte Massow ihm den nächsten.
    Es war wieder eine einzelne Seite, diesmal jedoch handschriftlich und mit großen, bedrohlich wirkenden Buchstaben.
    Ausländer raus! Massow. Du bist ein toter Mann!
    »Das ist eine kleine Auswahl der sanfteren Drohungen. Es gibt eine ganze Menge schlimmere.« Er lächelte. »Sowas kommt mit der Gegend, wie man so sagt.«
    Er lehnte sich zurück und deutete aus dem Fenster.
    »Die Menschen aus dem Gebiet, das ich vertrete, Herr Volkmann, sind hauptsächlich Gastarbeiter und Einwanderer, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Türken, Polen, Asiaten, Griechen, Afrikaner. Ich tue mein Bestes für sie. Aber wie in jedem Land gibt es viele, die glauben, daß diese Leute dahin zurückgeschickt werden sollten, wo sie oder ihre Eltern hergekommen sind. Dabei spielt es keine Rolle, daß sie möglicherweise hier geboren wurden, die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und so gute Bürger sind wie alle anderen auch.« Massow schüttelte den Kopf. »Das passiert so ziemlich in jedem anderen Land auch, Herr Volkmann. In Frankreich, in England, in Italien.
    Und wenn diese Extremisten und Rassisten die Chance hätten, würden sie Menschen wie mich gleich mit ihnen wegschicken.«
    Massow zuckte mit den Schultern. »Ab und zu werfen diese Ganoven, die sich ›echte Deutsche‹ nennen, Brandbomben, oder sie beschmieren unser Haus. Daran haben wir uns gewöhnt.
    Meine Angestellten sind hingebungsvolle, fleißige Leute. Ich will nicht behaupten, daß uns diese Dinge keine Sorgen machen, aber wir tun trotzdem unsere Arbeit.«
    Volkmann deutete auf die Briefe. »Was sind das für Leute, die Ihnen so etwas schicken?«
    »Leute wie dieser Winter, denke ich. Extremisten, Neonazis, Ausländerhasser. Menschenhasser. Verrückte.« Massow zuckte mit den Schultern und lächelte. »Ich glaube, damit habe ich so ziemlich alle Spielarten abgedeckt.«
    »Haben Sie jemals von einem gewissen Wolfgang Lubsch gehört?«
    Massow runzelte die Stirn. »Meinen Sie den Terroristen?«
    »Ja.«
    »Ja, von dem hab’ ich gehört.«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    Massow hob die Brauen und lächelte. Als er antwortete, spürte man seine Vorsicht. »Herr Volkmann, dieser Mann ist ein gesuchter Terrorist. Vor vielen Jahren, als ich noch Student war, habe ich ihn bei einer politischen Veranstaltung in Hamburg kennengelernt. Er ist kein Freund, wenn Sie das andeuten wollen. Mehr will ich zu diesem Thema nicht sagen.«
    »Und was ist mit der Todesdrohung, von der ich gesprochen habe?«
    »Was soll damit sein?«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?«
    »Nein, Herr Volkmann, das habe ich nicht. Ich kann höchstens vermuten, daß es solche verrückten Extremisten sind, die ich eben erwähnt habe. Wie gesagt, ich bekomme andauernd Drohungen.« Massow lächelte gequält. »Wenn die Drohungen aufhörten, hätte ich eher das Gefühl, daß Rassisten und Fanatiker anfingen, mich zu mögen. Das allerdings würde mir richtige Angst einjagen.«
    »Warum könnten diese Leute Ihnen den Tod wünschen?«
    »Weil solche Leute wie ich den Terroristen und Rassisten ein Dorn im Auge sind.«
    »Wieso?«
    Massow stand auf und trat ans Fenster. Die helle Wintersonne schien ihm in die Augen, und der Politiker blinzelte. Er richtete den Blick wieder auf Volkmann, der sitzen geblieben war. In dem schonungslosen Licht wirkte Massows Kleidung etwas heruntergekommen, und

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