Meade Glenn
ihnen zugefügt hatte. Die Leiche von Cavales, dem man das Gesicht weggeschossen hatte; Juales; die Männer, deren Wagen erst durchsiebt worden war und dann im Pool versank.
Die Bilder trieben ihn weiter und ließen ihn die eigene Sicherheit mißachten. Er wollte nur die Männer, die entkommen waren, unbedingt wollte er sie erwischen, und so ignorierte er den quälenden Schmerz.
Er hatte gesehen, daß der Schütze einfach die Männer auf dem Gras hinter sich ignoriert hatte. Seine Kameraden kümmerten ihn nicht – ihn interessierte nur das eigene Leben. Ein Feigling war der Kerl, ein rücksichtsloser Feigling.
Sanchez näherte sich dem Gebäude. Die Schmerzen an Hüfte und Bein spürte er nicht mehr. Mit beiden Händen umklammerte er die Pumpgun. Als er noch zehn Meter entfernt war, konnte er die Tür sehen, deren Holz vom Mondlicht wie in Silber getaucht erschien. Er näherte sich vorsichtig und hob seine Waffe. Dann drückte er zweimal ab. Die donnernden Feuerstöße zerschmetterten das Holz, und der Rest des Rahmens flog innen gegen die Wand und prallte vom Beton ab. Nur Trümmer blieben in den Angeln hängen, während die Schrotladung irgendwo innen in dem Schuppen gegen Metall prasselte.
Dann legte sich der Lärm.
Im Inneren des Schuppens war alles dunkel. Sanchez drückte sich gegen die Außenwand. Wo die Tür in den Angeln gehangen hatte, war jetzt ein Spalt. Sanchez spähte hindurch und lauschte.
Nichts, kein Geräusch. Aber wenn die Männer da drin waren, konnten sie in aller Ruhe auf ihn warten. Er schlich vorsichtig um die Ecke, hielt die Pumpgun schußbereit und starrte angestrengt ins Dunkel in dem Versuch, das Innere des Raums auszumachen.
Es roch nach Öl. Und nach Benzin. Eine Garage? Als sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er den dunklen Umriß eines großen Wagens, den matten Glanz von poliertem Metall und die schwache Reflexion von Glas. Am anderen Ende des Gebäudes erkannte er eine Tür, die offenbar nur angelehnt war. Ein dünner Spalt Mondlicht fiel hindurch. Waren sie entkommen, oder warteten sie auf ihn?
Wenn sie warteten, würde er diesmal versuchen, sie zu verwunden, nicht zu töten. Mit einer Pumpgun war das gar nicht so einfach. Er mußte sorgfältig sein.
Sanchez lauschte.
Noch immer nichts.
Ewig konnte er nicht warten.
Er holte Luft und spürte, wie ihm der Schweiß über das Gesicht lief. Er hob die Waffe, drehte sich von der Wand weg und stürmte hinein.
Und dann …
Ging alles ganz schnell. Das Licht ging an und blendete ihn für einen Augenblick.
Sanchez hörte kaum den gebrüllten Befehl: »Schmidt!«
In dem hellen Licht sah er eine große, bullige Gestalt hinter dem Wagen aufspringen. Der große blonde Mann stürzte sich auf ihn. Sein Gesicht war verzerrt, wahnsinnig, wirkte wie das eines Tieres, und in seiner Hand glänzte etwas metallisch.
Sanchez schwang die Pumpgun herum und drückte ab. Die ohrenbetäubende Explosion dröhnte in der Garage so laut wie ein Überschallknall.
Sanchez sah den Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes in allen Einzelheiten. Er wirkte häßlich und animalisch, und sein Körper wirkte wie ein Felsbrocken, der vom Gipfel auf ihn herabrollte. Die Ladung der Pumpgun traf ihn aus einem halben Meter Entfernung mitten in die Brust.
Die Gewalt des Schusses stoppte den Mann mitten in der Luft, als wäre er von einer stählernen Faust getroffen worden. Brust und Bauch klafften auf, und in einer Blutfontäne peitschten die Eingeweide aus der fürchterlichen Wunde. Der wilde Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes verzerrte sich zu einer Fratze des Entsetzens.
Der Mann landete auf Sanchez und drückte ihn fest gegen die Holzwand. Sein Gewicht preßte dem Polizisten die Luft aus den Lungen, und aus blicklosen Augen starrte er Sanchez an.
Sanchez roch den keuchenden, schlechten Atem in seinem Gesicht.
Der Kerl lebte tatsächlich noch!
Sanchez versuchte verzweifelt, die Pumpgun loszureißen und den Mann von sich abzuschütteln, aber die Waffe war zwischen ihnen eingeklemmt. Das Gewicht des Körpers drückte Sanchez zu Boden und machte ihn hilflos.
Aus den Augenwinkeln sah er jetzt die beiden anderen Männer. Den jüngeren Dunkelhaarigen, der eine schwere Magnum in der Hand hielt, und den anderen, einen älteren, großen, silberhaarigen Mann, die wie aus dem Nichts auf ihn zukamen. Sanchez kannte ihre Gesichter von dem Foto aus Liebers Haus.
Sanchez bemühte sich verzweifelt, den blonden Riesen von sich
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