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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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erschien dieser deutsche Geheimdienst im Vergleich erheblich bürokratischer als das MI5. Zudem gibt es neunzehn Landesämter, von denen jedes lediglich für ein Bundesland verantwortlich ist. Alle Landesämter vereinigen sich unter dem Dach des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln.
    Das beige gestrichene, zweistöckige Gebäude im grünen Berlin-Dahlem wirkt auf einen Spaziergänger eher unauffällig, aber in seinen Büros arbeiten rund hundert Angestellte jeden Tag an der Beschaffung entscheidender nachrichtendienstlicher Erkenntnisse über Terroristen, extremistische Organisationen und Spionagetätigkeiten gegen das Bundesland Berlin. Dort befinden sich umfangreiche Akten über jeden, der sich in der Vergangenheit an solchen Aktivitäten beteiligt hat oder es noch tut. Von den Büros aus hat man einen schönen Blick über einen Park, und das niedrige Gebäude ist den meisten Berlinern unbekannt. Nur zwei Häuser entfernt liegt das CIA-Hauptquartier Berlin.
    Wie in allen Landesämtern in Deutschland wird der Direktor nach politischen Gesichtspunkten ernannt und kann nach jeder Wahl ersetzt werden. Aber der Stellvertretende Direktor ist immer ein hoher Beamter und professioneller Geheimdienstler.
    Er trägt die Verantwortung für den Alltag und das Funktionieren der Behörde.
    Werner Bargel war groß, dünn und wirkte eher wie ein jugendlicher Steuerberater denn wie ein hoher Geheimdienstbeamter.
    »Hallo, Joe, was führt Sie nach Berlin?« Er sah Volkmann lächelnd an. »Es muß mindestens zwei Jahre her sein, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Mehr als drei Jahre.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche Ihren Rat, Werner. Und vielleicht möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    Bargel hob die Augenbrauen. »Könnte der Fall, an dem Sie arbeiten, meine Leute direkt angehen?«
    »Es ist noch zu früh, um das zu sagen.«
    »Was wollen Sie denn erfahren?«
    »Haben Sie in letzter Zeit vermehrt Ärger mit extremistischen Gruppen?«
    Werner Bargel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Nacken. »Bei jeder Rezession steigen die links- und rechtsextremen Aktivitäten, das wissen Sie selbst, Joe. Sie bekommen doch unsere monatlichen und jährlichen Berichte aus Köln?«
    »Ja.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, steht darin diesen Monat auch etwas über einen Anstieg der Prozentzahl.«
    »Gibt es auf dem rechten Flügel neue Gruppierungen?«
    »Ein paar, aber die haben bisher noch nicht viel Ärger bereitet.
    Dafür sind die alten in letzter Zeit ziemlich aktiv geworden. Das übliche. Letzten Monat wurde in Hoyerswerda wieder mal ein Asylantenheim evakuiert, nachdem die Rechten es drei Tage lang belagert hatten. Eine Woche später wurden in Leipzig zwei schwarze Straßenhändler erstochen. In Essen wurde ein türkischer Junge aus einem Fenster im zweiten Stock geworfen.
    Er ist noch am selben Tag seinen Verletzungen erlegen. Ich könnte noch endlos so weitermachen, aber es steht alles im Bericht.«
    »Machen sich Ihre Leute Sorgen?«
    Bargel lächelte kalt. »Diese Art Vorfälle machen uns immer Sorgen, Joe. Wir versuchen, den Extremismus zu kontrollieren, aber solche Fanatiker gibt es in fast allen Ländern, stimmt’s?«
    »Was ist mit den extremistischen Ausländergruppen?«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Schlagen sie zurück?«
    »Gegen wen?«
    »Gegen die Rechten, gegen die Neonazis.«
    Bargel zuckte mit den Schultern. »Es gibt ein paar organisierte Banden, die nach Übergriffen der Rechtsradikalen Rache nehmen. Aber das sind alles kleine Fische, Joe. Hauptsächlich reagieren sie nur, aber sie agieren nicht.«
    Volkmann sah aus dem Fenster. Unten lag ein kleiner Hof, auf dem ein halbes Dutzend Fahrzeuge parkten. Als er den Blick wieder auf Bargel richtete, bemerkte er, daß der Mann ihn aufmerksam anstarrte.
    »Ist das der wahre Grund für Ihren Besuch, Joe? Das ganze Zeug können Sie den Berichten entnehmen.«
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun, Werner.«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Vor einem Monat wurde hier in Berlin ein junger Mann namens Dieter Winter erschossen. Erinnern Sie sich an den Fall?«
    Bargel dachte einen Moment nach. »Diesen Mord am Bahnhof Zoo?«
    »Genau den.«
    »Was ist damit?«
    »Ich wüßte gern, ob Sie eine Akte über Winter haben. Ich habe einen Bericht des BKA über ihn gelesen, aber da stand nur wenig dring.«
    Bargel lächelte. »Die fischen natürlich nicht in denselben Tiefen wie wir. Ich kann das prüfen

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