Meade Glenn
lassen. Noch etwas?«
»Morgen fliege ich nach München. Winter hatte dort eine Wohnung, aber das BKA besitzt keine Aufzeichnungen darüber.
Könnten Sie die Leute aus dem Bayerischen Landesamt anrufen und sie bitten, herauszufinden, wo Winters Wohnung war, und mich einen Blick darauf werfen lassen? Außerdem brauche ich Informationen über einen gewissen Lothar Kesser. Er kommt aus irgendeinem Kaff in Bayern. Er hat vor etwa vier Jahren an der Universität München seinen Abschluß in Informatik gemacht. Wenn die eine Akte über ihn haben, würde ich gern einen Blick hineinwerfen.«
»Die wird vermutlich in München sein, aber das dürfte kein Problem bedeuten. Wenn die Bayern oder irgendein anderes Landesamt eine Akte über ihn haben, können sie uns innerhalb von ein paar Minuten eine Kopie zusenden. Hatte Winter etwas mit rechtsradikalen Gruppen zu tun?«
»Genau das versuche ich herauszufinden. Die Waffe, die bei der Schießerei am Bahnhof Zoo benutzt wurde, war dieselbe, mit der vor einem Jahr ein britischer Industrieller in Hamburg erschossen worden ist. Deshalb interessiert sich Ferguson dafür.«
»Und was hat dieser Kesser damit zu tun?«
»Da fische ich im Moment noch im trüben, Werner. Vielleicht gibt es gar keine Verbindung.«
»Glauben Sie, daß eine ausländische Terrorgruppe Winter erledigt haben könnte?«
Volkmann schüttelte lächelnd den Kopf. »Jetzt sind Sie mir weit voraus, Werner. Das weiß ich wirklich nicht.«
»Gut, aber Sie halten mich auf dem laufenden, wenn irgend etwas auftaucht, was für uns interessant wäre?«
»Aber natürlich.«
»Ich gebe Ihnen auch gleich ein Exemplar des Berichtes vom letzten Monat und eine Vorschau auf den aktuellen.«
Bargel stand auf.
»Das weiß ich wirklich zu schätzen, Werner.«
»Übernachten Sie heute in Berlin?«
»Ja, im Schweizer Hof.«
»Ich reserviere uns über mein Büro einen Tisch im Le Bou Bou, wenn es Ihnen recht ist.«
»Gern. Wir können über die alten Zeiten plaudern.«
Das Restaurant am Kurfürstendamm war fast leer, aber die Bedienung so großartig wie immer.
Bargel hatte die Berichte und auch die Akten mitgebracht, nach denen Volkmann gefragt hatte, aber er besprach sie nicht beim Essen. Er teilte Volkmann nur mit, daß ihn in München jemand vom dortigen Landesamt abholen und zu Winters letzter bekannter Adresse bringen würde. Sie lag irgendwo in Haidhausen. Der Münchner Kontaktmann würde ihn auch einweisen, sobald er angekommen war. Sie redeten fast zwei Stunden über die alten Zeiten in Berlin, und nachdem sie zu Ende gegessen hatten, brachte Bargel Volkmann zum Hotel zurück.
Als sie über den Kurfürstendamm zur Budapester Straße schlenderten, fragte Bargel plötzlich: »Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Iwan Molke, Joe?«
Volkmann schüttelte den Kopf. »Er soll in München sein, wie ich gehört habe.«
Bargel nickte. »Er hat sich pensionieren lassen. Vielleicht sollten Sie ihn anrufen, wenn Sie nach Bayern fliegen. Ich kann Ihnen seine Nummer durchgeben, bevor Sie abreisen.«
»Gern, warum nicht?«
»Sie beide standen sich doch ziemlich nah, hab’ ich recht, Joe?«
»Ja, ziemlich.«
»Darf ich Sie was Vertrauliches fragen, Joe?«
»Natürlich.«
»Was haben Sie und Iwan damals mit Felder gemacht?«
»Wußten Sie das nicht?« Als Bargel den Kopf schüttelte, fuhr Volkmann fort. »Wir haben ihn mit in den Grunewald genommen.«
»Das habe ich mich immer gefragt. Dieser Mistkerl hat wirklich verdient, was er bekommen hat.« Er musterte Volkmann von der Seite. »War kein leichter Job damals. Aber irgend jemand mußte ihn ja tun.«
»Hat Ihr Land noch immer Leute für die Drecksarbeit?«
»Sie meinen, Leute umbringen?«
»Ja.«
»O nein, Joe. Damals ging es gegen die Stasi und den KGB.
Heute gibt’s so etwas nicht mehr.«
»Wirklich?«
»Absolut. Molke wird Ihnen das selbst erzählen.« Bargel lächelte. »Wir sind heutzutage so unschuldig wie die Lämmer.«
»Sind eigentlich Ihre Polizei- und Militärkräfte vorein-genommen, wenn es um rechtsextreme Aktivitäten geht?«
»Sie sind unpolitisch«, erwiderte Bargel gelassen. »Das heißt, sie sollten es zumindest sein. Was die Leute persönlich denken, ist natürlich eine andere Sache. Aber ich nehme schon an, daß einige Sympathien für rechte Gruppierungen hegen. Aber dagegen können wir nichts unternehmen, solange es nicht mit ihrer Arbeit kollidiert.« Der Geheimdienstler musterte Volkmann aufmerksam. »Warum fragen Sie, Joe?«
»Die
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