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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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wohl tat?
    Es wurde dunkel, und jenseits des kahlen, winterlichen Tiergartens sah Volkmann das Brandenburger Tor, das mit schwefelgelben Scheinwerfern angestrahlt wurde. Die
    ›Goldelse‹ auf der Siegessäule war so hell erleuchtet, daß man sie meilenweit sehen konnte.
    Er erinnerte sich an die Bilder aus den Nachrichten in der Nacht des Mauerfalls, die glückliche Menschenmenge, die die Flagge der Bundesrepublik geschwungen hatte, die jungen Männer, die in einem Anfall von Patriotismus auf das Brandenburger Tor geklettert waren, den Ausdruck von Freude und Energie auf den Gesichtern. Er hatte es in dieser Nacht in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg gesehen und die leidenschaftlichen Stimmen gehört, die das Deutschlandlied sangen, und fragte sich besorgt, ob sich der Charakter dieser Nation in den letzten fünfzig Jahren tatsächlich so grundlegend gewandelt habe.
    Das gedämpfte Brüllen eines Löwen aus dem Zoo lenkte ihn ab, und er schloß das Fenster mit einem letzten Blick auf das Brandenburger Tor und das Reichstaggebäude, die beide dicht nebeneinanderstanden. Die klassizistischen Säulen und die Granitfassade waren von gelben Bogenlampen beleuchtet.
    Volkmann zog den Vorhang vor und ging zu Bett.
    In München herrschte bittere Kälte. Es war fast zehn, als der Beamte vom Landesamt für Verfassungsschutz, der Volkmann vom Flughafen abgeholt hatte, vor Winters Adresse in Haidhausen parkte.
    Die Wohnung lag in einem bescheidenen Häuserblock und befand sich im zweiten Stock.
    Nachdem der Mann die Tür aufgeschlossen und kurz einen Blick in die Wohnung geworfen hatte, reichte er Volkmann die Schlüssel und sagte, daß er im Wagen warten würde, bis Volkmann fertig sei.
    Die Atelierwohnung roch muffig und ungenutzt, und von der Rosette an der Zimmerdecke baumelten mehrere Spinnen an ihren seidenen Fäden herab. Die Wohnung hatte drei Räume, Bad, Schlafzimmer und Küche. Neben dem Bett war eine Sammlung von Schallplatten ordentlich gestapelt, und auf dem Schreibtisch daneben stand eine Hi-Fi-Anlage. Bei den Platten handelte es sich um deutsche Volkslieder und Blechblasmusik.
    Die winzige Küche war schmutzig, und in der Spüle standen leere Bushmills-Whiskyflaschen und ein paar ungeöffnete Dosen mit holländischem Bier. Es gab eine einflammige Kochplatte, und auf dem Abtropfsieb stapelte sich das schmutzige Geschirr. In einem Regal fand Volkmann Dosenfleisch. Der Mülleimer in der Ecke war zwar geleert worden, aber er stank noch immer nach ranzigem Essen. Alles war von einer Fettschicht überzogen, und die Küche sah nicht so aus, als hätte Winter viel Zeit darauf verwendet, schmackhafte Speisen zuzubereiten.
    Über der Wand am Bett befanden sich zwei Bücherregale. Das Bett war umgekippt, und Volkmann vermutete, daß die Polizei die Wohnung bereits sehr gründlich durchsucht hatte. Zwischen den Büchern befanden sich mehrere Ausgaben von Spenglers Werken und auch ein zerlesenes Exemplar von ›Mein Kampf‹, in der Bearbeitung von Zentner. Das war Standardlektüre für die Geschichtsstudenten, wie Winter einer gewesen war, aber abgesehen von diesen Büchern waren alle anderen Werke Thriller. Es gab weder Fotos auf den Regalen noch irgendwelche Notizen oder Markierungen in einem der Bücher.
    Der Fahrer hatte Volkmann auf der Fahrt vom Flughafen erzählt, daß sie nach Winters Tod den Auftrag bekommen hätten, sich die Wohnung anzusehen, aber offenbar war ihnen bereits jemand zuvorgekommen. Anscheinend hatte man den größten Teil von Winters Habseligkeiten abtransportiert. Einige Schreibtischschubladen schienen systematisch geleert worden zu sein. Die Leute waren sehr professionell vorgegangen, und die Polizei war nicht in der Lage gewesen, auch nur einen Fingerabdruck festzustellen.
    Volkmann durchsuchte die Wohnung eine halbe Stunde und ging dann wieder hinunter zum Wagen.
    Er hatte ein Zimmer im Hotel Penta in der Hochstraße gebucht. Nachdem der Fahrer ihn dort abgesetzt hatte, inspizierte er kurz sein Zimmer und rief dann die Nummer von Iwan Molke an, die Bargel ihm gegeben hatte.
    Eine Frau meldete sich, die sich als Molkes Schwester vorstellte und Volkmann mitteilte, daß ihr Bruder geschäftlich in Wien weile. Sie erwarte ihn jedoch am späten Nachmittag zurück. Volkmann bedankte sich und sagte, daß er am Abend noch einmal anrufen werde.
    Eine Viertelstunde später hatte er geduscht und seine Reisetasche ausgepackt. Er rief einen Autoverleih in der Hochstraße an, um sich einen Wagen zu

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