Meade Glenn
mir bekommen.«
Volkmann nickte und schob die Schlüssel in die Tasche.
Molke leerte seine Tasse und stellte sie ab.
»Außerdem hätte ich gern etwas Schriftliches, Joe. Für alle Fälle.«
»Verstehe. Ich lasse Ferguson eine Spesenrechnung erstellen und schreibe selbst noch ein paar Zeilen dazu. Danke für Ihre Hilfe, Iwan.«
»Noch eins. Es geht um das Foto von dem Mädchen, das sie im Chaco gefunden haben.«
»Was ist damit?«
»Ich habe bei der Spezialistengruppe nachgefragt, von denen ich Ihnen erzählt hatte.« Molke hielt inne. »Unter ihnen ist eine Historikerin, die sich auf die NS-Zeit spezialisiert hat und so gut wie alle Schlüsselfiguren kennt. Sie könnte Ihnen vielleicht bei dem Foto weiterhelfen oder kennt zumindestens jemanden, der das kann.« Molke hob bedauernd die Schultern. »Mehr kann ich leider nicht für Sie tun, Joe.«
»Wie heißt sie?«
»Johanna Richter. Sie hat an der Universität Stuttgart Geschichte gelehrt. Aber das war vor mehr als zwanzig Jahren, und schon damals war sie nicht mehr die Jüngste. Vermutlich ist sie längst emeritiert. Ich weiß nicht einmal genau, ob sie noch am Leben ist.«
»Gut, ich lasse das von den Kollegen überprüfen.«
Volkmann ging zu seinem Wagen zurück und unternahm dabei die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, daß er nicht verfolgt wurde.
Die Straßen waren voll mit Weihnachtseinkäufern, aber niemand verfolgte ihn. Als er das Auto erreichte, stieg er ein, zündete sich eine Zigarette an und blieb zehn Minuten dort sitzen, während er über das nachdachte, was Molke ihm über Kesser erzählt hatte. Es ergab keinen Sinn, überhaupt keinen Sinn, und er fragte sich, ob er sich in Lothar Kesser geirrt haben könnte.
Außer Wolfgang Lubschs Wort und den beiden Fotos in Kessers Wohnung sprach nur wenig gegen ihn. Das eine Foto hatte einen Mann in Uniform gezeigt, von dem er annahm, daß es Kessers Vater war, und das andere zeigte ihn mit Winter. Und alle übrigen Anhaltspunkte deuteten eher darauf hin, daß Kesser noch immer an einem Forschungsauftrag für die Regierung arbeitete. Er drückte die Zigarette aus und zündete sich die nächste an, während er überlegte, was er nun tun sollte.
Das beste wäre vermutlich, sich auf die Informationen zu konzentrieren, die er besaß: die Namen der beiden Männer, die Birken ihm genannt hatte, und deren Mitgliedsnummern dicht an der von Erhard Schmeltz gewesen waren: Otto Klagen und Walter Busch. Und an die Zeichnung aus Kessers Notizbuch, die Molke ihm gegeben hatte. Er konnte den Diensthabenden bei der DSE anrufen und die drei Namen aus Kessers Notizbuch überprüfen lassen. Dann fiel ihm ein, daß es sich dabei vielleicht um Kollegen aus der Forschungsabteilung handeln könnte, mit denen Kesser zusammenarbeitete, und dann müßte er die Finger von ihnen lassen. Er schüttelte verwirrt und unwillig den Kopf, bevor er die Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und den Wagen anließ.
Er fuhr aus der Tiefgarage und nahm die Straße nach Friedberg, wo er auf die B 2 Richtung München kam. In Friedberg hielt er am ersten Hotel, an dem er vorbeikam, und telefonierte von einer der Nischen im Foyer aus.
Er ließ sich von der Auskunft in Nordrhein-Westfalen die Nummer des Krankenhauses in Düsseldorf geben, in dem Otto Klagen Patient war.
Der Telefonistin, die das Gespräch entgegennahm, sagte er, er wäre ein Verwandter von Otto Klagen, und fragte, ob der Mann noch immer Patient sei. Das Mädchen sah im Anmeldebuch nach und bestätigte das. Daraufhin verlangte er einen Arzt zu sprechen, der mit Klagens Fall vertraut war.
Nach zehn Minuten kam eine Ärztin ans Telefon. Volkmann gab sich als Klagens Neffe aus, der aus Bayern anriefe, um sich nach dem Befinden seines Onkels zu erkundigen. Er wolle wissen, ob es möglich wäre, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen.
»Hat man Sie nicht über seinen Zustand unterrichtet?«
»Leider war ich im Ausland und habe gerade erst von dem Anfall gehört. Geht es meinem Onkel so schlecht, Frau Doktor?«
»Es tut mir sehr leid, aber er hat einen Gehirnschlag erlitten, Herr Klagen. Er ist rechtsseitig gelähmt, und sein Sprachzentrum ist in Mitleidenschaft gezogen. Er spricht immer noch unzusammenhängend. Er könnte nicht mit Ihnen reden, wenn Sie kommen sollten, aber Sie sind natürlich herzlich willkommen, wenn Sie ihn besuchen wollen.«
»Wann kann er wieder sprechen?«
»Das hängt davon ab, welche Fortschritte die Therapie macht, Herr Klagen. Aber
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