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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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erwähnen, aber unser Gespräch ist irgendwie davon abgegangen.« Der alte Mann zögerte. »Erhard Schmeltz. Sie sagten, er wäre mit seiner Frau und seinem Kind nach Südamerika ausgewandert.«
    »Das steht jedenfalls in den Einwanderungspapieren in Asunción.«
    »Wie hieß der Junge doch gleich?«
    »Karl.«
    »Und wann wurde er geboren?«
    »Laut Unterlagen, vier Monate bevor Schmeltz in Paraguay ankam.«
    Busch schüttelte heftig den Kopf. »Herr Volkmann, das können nicht Erhard Schmeltz’ Frau und auch nicht sein Sohn gewesen sein.«
    Volkmann sah den alten Mann verwirrt an.
    »Warum nicht?«
    »Weil Erhard Schmeltz niemals geheiratet hat, Herr Volkmann. Jedenfalls nicht in Deutschland. Außerdem hat er auch meines Wissens nach keine Kinder gehabt. Die Frau, die mit ihm nach Südamerika emigriert ist, muß seine Schwester gewesen sein. Ich dachte, daß sie vielleicht die Frau auf dem angesengten Foto wäre, aber das war sie nicht. Sie hieß Inge, daran erinnere ich mich noch. Und sie war eine ziemlich unattraktive, plumpe Bauersfrau, die nie geheiratet und auch keine Kinder bekommen hat. Sie hat bei ihrem Bruder als Haushälterin gelebt und ist zur gleichen Zeit verschwunden wie er.« Busch schöpfte Luft und schüttelte erneut seinen grauen Kopf. »Wer auch immer dieser Junge war, den die Schmeltz’
    mit nach Paraguay genommen haben, Herr Volkmann – es war jedenfalls nicht ihr Sohn.«
    42. KAPITEL
    Volkmann erreichte Schliersee kurz vor halb sechs. Zwanzig Minuten später hatte er Birkenstein hinter sich gelassen und fuhr mit dem Ford langsam die sanft ansteigenden Hügel hinauf, wo der Wendelstein beginnt.
    Er orientierte sich an Molkes Zeichnung. Eine kleinere Straße führte nach Birkenstein, und auf Molkes Plan lag das Kloster etwa acht Kilometer von der Stadt entfernt, an einer Straße namens Waldweg, die südöstlich in Richtung Wendelstein führte. Auf den Bergen in der Ferne lag Schnee, und es herrschte reger Feierabendverkehr. Die Pendler kehrten aus der Stadt zurück. Zehn Minuten lang war dichter Verkehr hinter ihm, bis er von der Landstraße abbog und die Straße mit dem Namen Waldweg fand.
    Es war eine unbeleuchtete, einsame, gewundene Straße, und Volkmann folgte ihr, bis sie aufhörte. Sie wirkte wenig benutzt und war an beiden Seiten von hohen Tannen gesäumt. Als er um eine Ecke bog, beleuchteten die Scheinwerfer des Fords eine schmale Brücke aus Granit, und dahinter die massiven Doppeltüren aus Eiche, die den Eingang des Klosters markierten. Darüber erhoben sich ein gewaltiges Portal und hohe Wände aus Sandstein.
    Er ließ die Scheinwerfer brennen, als er ausstieg, aber ein Instinkt riet ihm, die Beretta mitzunehmen. Er öffnete das Handschuhfach, schob die Pistole in die Tasche und nahm die Lampe und Reservebatterien an sich.
    Die Sandsteine wiesen an einigen Stellen Risse auf, und die Figuren zerfielen bereits, aber die hohe Mauer, die das Kloster umgab, stand noch immer. Hoch über dem uralten hölzernen Tor hing ein rostiges Metallkreuz. Eine braune Rostspur lief über den hellen Sandstein. Im Tor befand sich eine kleine Pforte.
    Volkmann schaltete die Taschenlampe ein, dann die Autoscheinwerfer aus.
    Mit der Lampe leuchtete er in die Pforte, und als er gegen das Tor drückte, schwangen die Flügel quietschend auf.
    Hinter dem Tor erstreckte sich ein großer, gepflasterter Hof.
    Volkmann leuchtete umher und erblickte die Kreuzgänge mit Bögen an den Seiten. Der Schein der Lampe fiel auf einen verrosteten Handkarren und Schutthaufen, die überall auf dem Pflaster verstreut lagen. Er trat vor, in die Mitte des alten Hofes, und seine Schritte hallten laut in der Dunkelheit.
    Dahinter lag ein Gebäude, dessen Dach offenbar höher aufragte als die Kreuzgänge, und daneben stand etwas, das ein Glockenturm zu sein schien.
    Volkmann betrat den linken Kreuzgang.
    Es roch nach Exkrementen, und der Gips war an etlichen Stellen abgebröckelt. Vom Gang führten mehrere Türen ab. Eine hing nur noch locker an zerbrochenen Angeln, und Volkmann entschied sich für sie. Der Raum dahinter war anscheinend einmal eine Art Büro gewesen. Reste alter Möbel waren zu sehen, ein zerbrochener Stuhl und ein massiver Schreibtisch, dessen Holz bereits nach Auflösung roch. Er blieb einen Moment stehen, bis der Modergeruch ihn beinahe überwältigte und er sich wieder in den Kreuzgang zurückzog.
    Durch einen Torbogen aus Sandstein gelangte Volkmann auf einen weiteren Hof. Vereinzelte verwitterte

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