Meade Glenn
der ist Holländer und wird wegen Drogenhandels gesucht.
Ich habe alle Gebiete abgeklappert, aber ich bin einfach nicht fündig geworden. Also habe ich es an das deutsche Ressort weitergegeben, wie Sie gesagt haben.«
»Und?«
»Sie haben sich recht schnell wieder gemeldet und wollten wissen, ob wir irgend etwas über die Namen wüßten und welche Geschichte dahinterstecke. Ich hab’ behauptet, ich wüßte von nichts und sollte nur eine Liste mit Namen überprüfen. Wenn wir etwas rausfänden, würde ich mich wieder bei ihnen melden.«
»Was hatten die Deutschen denn zu bieten?«
»Wenn es dieselben Leute sind, dann sind sie in den letzten sechs Monaten gestorben.«
»Wie sind sie gestorben?«
»Henkle war Opfer eines Unfalls mit Fahrerflucht. Man vermutet jedoch einen Mord. Das war vor sechs Monaten. Klee wurde erschossen, Trautmann auch. Der Mord an Klee ist vor vier Monaten passiert, der an Trautmann vor fünf. Keines der Opfer hatte irgendwelche Vorstrafen. Sie waren alle um die Fünfzig, gehörten zur Mittelschicht, und ihre Vergangenheit ist nicht der Rede wert. Es gab keine Zeugen für die Morde, und es wurden keine Verdächtigen festgenommen. Deshalb interessieren sich die Deutschen so dafür, ob wir etwas wissen.«
Der Franzose machte eine Pause. »Was steckt dahinter, Joe?«
»Das weiß ich noch nicht, André.« Volkmann schrieb die Informationen auf den Notizblock neben dem Telefonbuch.
»Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?«
»Ich habe nur grobe Einzelheiten. Henkle und Trautmann kamen aus Essen, Klee aus Rostock. Henkle war ein Berufssoldat der Bundeswehr im Dienstgrad eines Majors, zweiundfünfzig, verheiratet, zwei erwachsene Kinder.
Trautmann war ein Jahr älter und geschieden. Klee war ein hoher Staatsbeamter, der nach der Wiedervereinigung in die neuen Bundesländer versetzt wurde. Er war verheiratet und kinderlos. Achtundvierzig. Das ist alles. Wenn Sie die Berichte der Mordkommissionen sehen wollen, müssen Sie sich die Akten vom BKA schicken lassen.«
»Und gibt es irgendeine Verbindung, André?«
»Ich habe mich bei den Deutschen danach erkundigt.
Abgesehen davon, daß alle drei ermordet worden sind, gibt es keine bekannte Verbindung zwischen den Männern, aber die Deutschen wären sehr daran interessiert, ob es eine gibt. Hilft Ihnen das weiter?«
»Ich weiß nicht, André. Aber es ist immerhin etwas. Was ist mit dieser Frau, Johanna Richter?«
»Im Moment sind gerade Semesterferien. Aber ich habe die Privatnummer des Dekans ergattern können und ihn angerufen.
Er hat sich an die Frau erinnert. Sie wurde vor ungefähr zehn Jahren emeritiert und ist wieder nach Berlin-Nikolassee gezogen, wo ihre Familie herkommt. Er hatte ihre Adresse noch in einem alten Adreßbuch, aber leider keine Telefonnummer dabei. Also habe ich die Auskunft angerufen. Frau Richter ist eingetragen. Ich habe ihre Nummer und ihre Adresse. Soll ich sie durchgeben?«
Volkmann notierte sich beides. »Danke für Ihre Hilfe, André.«
»Gern geschehen. Und grüßen Sie das Mädchen. Sie klingt wirklich nett.«
Volkmann saß auf der Couch, nippte an seinem Scotch und dachte über die Informationen nach, die der Franzose ihm gegeben hatte.
Es gab jetzt also ohne Zweifel eine Verbindung zu Kesser, und er fragte sich, was der Grund für den Mord an den drei Leuten gewesen war. Die Namen hatten in Kessers Notizbuch gestanden. Selbst wenn er für die Regierung arbeitete, bedeutete das, daß er in diese Verbrechen verwickelt war. Vermutlich wäre der nächste Schritt, Kesser festzunageln, aber das konnte Volkmann nur unter Einbeziehung der Deutschen Sektion.
Aber noch immer fehlten in dem Mosaik etliche Steinchen.
Die Mordopfer, Henkle, Trautmann und Klee, stammten aus der Mittelschicht und waren normale Fach- oder Geschäftsleute.
Wie Rauscher und die Frau, Hedda Pohl. Alle waren um die Fünfzig, und die einzige Verbindung, die Volkmann außer ihrer Standesherkunft erkennen konnte, bestand darin, daß sie alle geboren worden waren, als die Nazis sich noch an der Macht befanden, aber das brachte ihn auch nicht weiter.
Er legte sich auf die Couch und dachte an die dunkle Gestalt auf dem Hof des Klosters. Der Wagen hätte ihm mit abgeschalteten Scheinwerfern über die Autobahn und aus weiter Entfernung in den Waldweg folgen können. Vermutlich war es auch genau so passiert.
Er stand auf, nahm die Kassette aus dem Koffer und schob sie ins Tapedeck. Eine Weile blieb er auf der Couch sitzen und rauchte eine
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