Meade Glenn
fester Stimme vor.
Ein kalter Windstoß vom Meer peitschte Volkmann ins Gesicht, als er aus dem Lagerhaus auf das Vorfeld trat. Er suchte nach Zigaretten und begriff, daß er sie in seinem Mantel in dem Polizeiwagen gelassen haben mußte.
Er erreichte den zehn Meter entfernt geparkten Wagen und blickte auf. Ein Mann näherte sich in der Finsternis vom Hafen dem Lagerhaus und geriet einen Augenblick in den Lichtstrahl des Leuchtturms. Der Mann war höchstens fünfzig Meter weit entfernt, und in der Finsternis hinter ihm sah man schemenhaft die Umrisse eines dunklen Fiats.
Volkmann bemerkte die Maschinenpistole in den Händen des Unbekannten und vermutete einen Augenblick, daß der Mann zu den Carabinieri gehörte. Aber er trug keine Uniform und bewegte sich in langsamem Trab.
Volkmann erstarrte. Sein Instinkt sagte ihm, daß hier etwas faul war. Der Mann bewegte sich zu entschlossen und zielstrebig voran und hielt außerdem eine Waffe schußbereit vor der Brust.
Volkmann drehte sich kurz herum und sah zum Lagerhaus.
Durch das Panoramafenster sah man das hell erleuchtete winzige Büro, in dem die italienischen Beamten und der Zollbeamte Scali verhörten. Sie wirkten wie Figuren in einem modernen Theaterstück. Scali bewegte die Lippen und die anderen hörten zu. Sie waren leichte Ziele.
Der Schweiß brach Volkmann aus, als er sich wieder zu dem Mann umdrehte. Er war jetzt noch vierzig Meter vom Lagerhaus entfernt und kam rasch voran. Als er unter einer Laterne entlanglief, sah Volkmann in deren Lichtschein den Stahl der MP aufleuchten.
Er griff nach seiner Pistole, und als seine Hand ins Leere tastete, fiel ihm ein, daß er die Waffe auf dem Flug nach Genua nicht mitgenommen hatte.
Fluchend rannte er zu dem Polizeiwagen zurück, riß die Beifahrertür auf und suchte hastig im Handschuhfach nach einer Waffe. Der Mann mit der Maschinenpistole hatte ein freies Schußfeld zum Lagerhaus. Volkmann begriff, daß Scali sein Opfer sein würde, und die Stimmen auf dem Band klangen wie eine Alarmglocke in seinem Schädel.
» Und der Italiener? «
» Er wird beseitigt. «
Volkmann stieß eine Verwünschung aus. Das Handschuhfach war bis auf irgendwelche Papiere leer. Er versuchte nachzudenken. Kriminalbeamte hatten immer Waffen in ihren Zivilfahr-zeugen, und die Italiener machten da sicher keine Ausnahme.
Aber wo? Manchmal im Kofferraum und manchmal in einem Fach an der Decke. Volkmann tastete den Vinylhimmel ab. Nein, da hingen keine Waffen. Er griff unter die Sitze.
Nichts.
Er suchte nach dem Zündschlüssel.
Vergeblich.
Er fluchte wieder, als er nach dem Hebel für den Kofferraum suchte, ihn fand und heftig daran riß. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Ein Blick durch die Heckscheibe sagte ihm, daß der Mann nur noch zwanzig Meter vom Fenster entfernt war. In dem Augenblick sprang der Kofferraumdeckel auf.
Volkmann kletterte hastig aus dem Wagen und duckte sich, während er darum betete, daß eine Waffe im Kofferraum sein möge.
Klein bewegte sich im Trott über das Vorfeld und ließ die Gruppe von Männern hinter dem Fenster des hell erleuchteten Büros nicht aus den Augen. Er konnte die Gesichter klar und deutlich erkennen. Zwei Männer standen und zwei saßen, und einer sah aus, als würde er reden, während die andern zuhörten.
Scali.
Klein hatte noch fünfzehn Meter vor sich, und bis jetzt hatten die Männer im Büro ihn nicht gesehen.
Beck wartete in dem geparkten Fiat. Sein Kumpan sollte ihm den Rücken freihalten und sich zur Flucht bereithalten. Der zweite Wagen parkte in einer Nebenstraße vier Blocks vom Hafeneingang entfernt. Alles war für den Rückzug in den sicheren Unterschlupf vorbereitet.
Der Anschlag war schwierig und gefährlich. Unmöglich sicher nicht, aber hier liefen viel zu viele Leute herum, und zu viel konnte schiefgehen. Aber laut Brenner war es unabdingbar, daß keiner dieser Menschen mit dem Leben davonkam.
Das Blut raste in Kleins Adern und ließ seinen Körper glühen.
Er war ganz nah …
Noch zwölf Meter bis zum Fenster des Lagerhauses, und die Männer hatten ihn noch immer nicht gesehen. Er legte den Finger auf den Abzug der Maschinenpistole, als er sich unter dem gelben Band hindurchduckte.
Zehn Meter vor dem Ende des Vorfeldes und dem Anfang des Parkplatzes zögerte Klein plötzlich. Sein Instinkt verriet ihm, daß etwas nicht stimmte. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Er sah nach rechts und bemerkte, wie die Kofferraumklappe eines Polizeiwagens
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