Meade Glenn
die offenen Schränke und Schubladen, und der andere öffnete die Aktentasche, aktivierte den Zeitzünder der Bombe darin, schloß die Tasche wieder und stellte sie unter Fergusons Schreibtisch.
Keiner der beiden Männer bemerkte den Geheimbericht aus Asunción, der auf dem Boden lag, und dessen Seiten blutverschmiert waren.
Sie überzeugten sich mit einem kurzen Blick in den Flur davon, daß niemand sie bemerkt hatte, gingen hinaus und zogen die Tür hinter sich zu.
Erika saß allein in ihrem Schlafzimmer.
Peters hatte begonnen, sie mit freundlichen Fragen auszuhorchen, da hatte sie sich entschuldigt und ihm gesagt, daß sie müde wäre.
Ein Windstoß ließ die Scheibe wackeln, und die Schneeflocken klatschten dagegen. Sie schrak zusammen. Als sie zum Fenster ging, um die Vorhänge vorzuziehen, vernahm sie das Geräusch. Es kam aus dem Flur. Hastige Schritte.
Sie durchquerte schnell das Zimmer und öffnete die Tür. Sie hörte, daß der Fernseher lief, und sah, wie Peters hastig aufstand. Er starrte in den Flur und erbleichte.
»Was zum …« stieß er hervor.
Als er nach seiner Waffe griff, die auf seinem Mantel lag, stürmten die beiden Männer mit erhobenen Waffen auf Peters zu. Erika sah sie nur von hinten. Sie trugen helle Trenchcoats.
Als Peters die Finger um den Griff seiner Waffe legte, ertönte ein merkwürdiges, helles Plopp, dann noch eins, ein helles Pfeifen. Die beiden Männer feuerten rasch mehrere Schüsse auf Peters ab. Rote Flecken erschienen auf seinem Hemd und in seinem Gesicht, und er torkelte nach hinten, stieß gegen den Stuhl und brach zusammen.
Erika schrie gellend auf.
Der Mercedes hielt am Quai Aperge, und der Mann auf dem Beifahrersitz sah auf die Uhr.
Fünfzehn Sekunden später zerriß der Knall einer Explosion die Stille. Der Mann nickte, und der Fahrer fuhr los.
Sie sahen sich nicht um, nicht einmal, als kurz darauf Sirenen aufheulten.
Deshalb bemerkten sie auch die dunkle Limousine nicht, die sich zwanzig Meter hinter ihnen unbemerkt in den fließenden Verkehr einfädelte.
50. KAPITEL
Bonn.
Freitag, 23. Dezember.
9.30 Uhr.
Bundeskanzler Franz Döllmann verzog das Gesicht und lehnte sich im Rücksitz des schwarzen Mercedes zurück. Hinter den kugelsicheren Scheiben der extralangen Limousine sah er die Blaulichter der Motorradeskorte, die seinen Dienstwagen durch die Straßen von Bonn geleitete.
Als der Wagen am Münsterplatz vorbeifuhr, blickte Döllmann von seinen Akten hoch. Die Lichter des Weihnachtsbaums auf dem Platz funkelten. Der Gedanke an Weihnachten deprimierte ihn normalerweise, aber diesmal freute er sich auf ein paar entspannende Tage ohne die mörderischen Amtspflichten. Sein Kabinett hinkte dem Terminplan vor der Feiertagspause schon eine Woche hinterher, und dennoch blieben so viele Probleme ungelöst.
Döllmann seufzte, als er sich zurücklehnte. Er war heute morgen von München hergeflogen, wo er bis spät in die Nacht mit dem bayerischen Ministerpräsidenten konferiert hatte. Er war seit sechs Uhr früh auf den Beinen, hatte seine Unterlagen zusammengerafft, rasch gefrühstückt und einen Kurzen gekippt, um sich für den Tag zu wappnen, der vor ihm lag, und auch für die Sondersitzung des Kabinetts.
Die Mittwochmorgenkonferenzen im Bonner Palais Schaumburg glichen sich in letzter Zeit auffällig. So lief das nun schon ein ganzes Jahr – das reinste Fiasko. Döllmann erwartete von dieser Sitzung nichts anderes und überlegte, wie das Land es nur geschafft hatte, zu überleben. Er führte es auf die resolute Natur des hart arbeitenden Deutschen zurück. Sie hatten schon vorher Unglück erlebt und blickten ihm jetzt gewiß wieder ins Auge.
Gegenüber dem Hauptbahnhof sah Döllmann die zerbrochenen Fensterscheiben der Läden, die Scherben und die beschmierten Wände: Spuren einer weiteren Demonstration, die aus dem Ruder gelaufen war. Er blickte Ritter an, seinen persönlichen Leibwächter, der neben ihm saß. Der Mann kaute völlig ungeniert einen Kaugummi.
Döllmann deutete mit einem ernsten Nicken auf die Szenerie außerhalb des Wagens. »Was ist hier passiert?«
Ritters Kiefer bewegte sich im immergleichen Rhythmus, während er kaute. »Hat als Protestkundgebung gegen die Arbeitslosigkeit angefangen. Dann haben sich Rechtsextreme eingemischt. Kurz danach ist es zu einem richtigen Aufstand ausgeartet.«
»Ist jemand ums Leben gekommen?« Döllmann seufzte.
Ritter schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht. Der Bundesgrenzschutz ist ausgerückt
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