Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
Vom Netzwerk:
gleichzeitig sorgte dieser Job auch für einen mehr oder weniger permanenten Kopfschmerz. Andererseits war es Webers Kopf.
    Achtzehn Männer saßen um den ovalen Tisch. Achtzehn, einschließlich Döllmann.
    Er hörte ein Hüsteln und drehte sich herum. Eckart versuchte, Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Die Finanzberichte, Herr Bundeskanzler. Soll ich damit anfangen?«
    Döllmann warf einen Blick auf die Uhr. »Was haben wir noch?«
    »Nur die Finanzberichte und natürlich den Bericht über die Sicherheit der Bundesrepublik. Aber wir warten noch immer auf Vizekanzler Weber. Wenn er noch länger aufgehalten wird, müssen wir wohl nach dem Mittagessen weitermachen.«
    Döllmann seufzte. »Gut, Eckart. Fangen Sie an.«
    Döllmann lehnte sich zurück. Er wußte, was jetzt kam, als Eckarts trockene, nüchterne Stimme um die Aufmerksamkeit seiner Ministerkollegen bat. Dann begann er vorzulesen.
    Döllmanns Gedanken schweiften ab zu dem Haus in Berlin-Wannsee. Auf dem Weg nach Charlottenburg konnte er dort vorbeifahren, und auch auf dem Rückweg. Er hatte am Abend zuvor schon angerufen und gesagt, daß er über Nacht bleiben würde. Allein der Gedanke an ihre Stimme und ihre üppigen Formen bereiteten ihm erotische Vorfreude. Die Frau war der Traum eines jeden Politikers. Diskret, wunderschön, reserviert, wollüstig und hingebungsvoll im Bett. Ihre Gesellschaft stärkte ihm jedesmal den Rücken.
    Döllmann unterdrückte das zufriedene Lächeln, das sich fast auf seine Lippen geschlichen hätte. Eckarts monotoner Monolog unterbrach seine Gedanken.
    »… berichtet das Bundesfinanzministerium von Schwierigkeiten, die laufenden Sozialhilfekosten zu begleichen … Die Beiträge zur Europäischen Union sind seit drei Monaten überfällig
    … Fangel fordert, daß die internationalen Zinszahlungen durch Verhandlungen reduziert werden müssen … Die Bundesbank kündigt aufgrund unserer Zahlungsbilanz eine weitere, unmittelbar bevorstehende Abwertung der Deutschen Mark gegenüber den großen Währungen an … Das Bundesland Hessen bittet um finanzielle Unterstützung, wie auch das Land Bayern …«
    Eckarts monotone Stimme dröhnte weiter. Döllmann sah, wie die Ministerrunde vor sich hin oder aus dem Fenster starrte. Er hätte den Bericht besser selbst gelesen, und sei es auch nur, um Eckarts zähen Vortrag zu vermeiden.
    Er hatte alles unternommen, um aus dem Chaos etwas Sinnvolles zu machen. Doch jetzt, in diesem Moment, hoffte er nur noch, daß er es heute abend noch nach Berlin schaffte.
    Döllmann blickte hoch, als Eckart mit seinem Bericht endlich zu einem Ende zu kommen schien.
    »… damit möchte ich den Finanzbericht beenden. Danke für Ihre Aufmerksamkeit, meine Herren Minister.«
    Aufmerksamkeit? dachte Döllmann. Die eine Hälfte schlief oder versuchte es wenigstens, und die andere langweilte sich zu Tode. Jemand hustete heftig, und dann herrschte wieder erwartungsvolle Stille. Döllmann musterte die Gesichter am Tisch. Minister Franks hob die Hand.
    »Ja, Franks?«
    »Welche Schritte will das Kanzleramt in bezug auf die Lage in Hessen und Bayern unternehmen?«
    »Ich bin froh, daß Sie diese Frage stellen, Franks. Kollege Eckart wird sicherlich bei unserem nächsten Treffen einige Vorschläge einbringen können. Bis dahin bitte ich Sie um etwas Geduld.«
    Eine sehr politische Antwort. Döllmann wich Franks giftigem Blick aus und sah den mürrischen Ausdruck auf Eckarts von Frustration gezeichnetem Gesicht.
    »Noch weitere Fragen?«
    Einige Minister murmelten, und Streicher hob die Hand.
    Zweifellos wollte er Döllmanns glatte Antwort nicht einfach so hinnehmen. Aber genauso fühlte Döllmann sich heute morgen: glatt und deprimiert. Er ging jeder weiteren Frage aus dem Weg, indem er nachdrücklich auf die Uhr sah.
    »Meine Herren, ich schlage vor, wir versammeln uns nach dem Mittagessen, um den Bericht des Vizekanzlers zu hören.
    Ich denke, daß er in seiner Funktion als Innenminister einige sehr interessante Informationen für uns hat.«
    Kaum hatte Döllmann den Satz zu Ende gesprochen, öffnete sich die Tür des Sitzungssaals, und Konrad Weber kam herein.
    Er hatte einen dicken Aktenordner in der einen und einen Aktenkoffer in der anderen Hand. Er war ein großer, grimmiger Mann Marke ›Recht und Ordnung‹, der keinen Spaß verstand.
    Sein blasses Gesicht wirkte ernst wie immer.
    Ein guter Vizekanzler war er, einer, der seine Pflichten ernst nahm. Vielleicht ein bißchen zu ernst. Wäre es nach Weber gegangen,

Weitere Kostenlose Bücher