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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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nach der Lektüre des Briefes als erstes fragst, ob ich Volkmann vertraue. Das möchte ich schon vorher klarstellen. Ich vertraue ihm. Absolut.«
    »Bist du mit deinem Vorwort bald fertig?« fragte Grinzinger ein wenig ungeduldig.
    »Ja.«
    »Darf ich den Brief mal sehen?«
    Iwan Molke reichte ihm den Umschlag. Als Grinzinger sich vorbeugte, sah er, daß der Mann Schweißperlen auf der Stirn hatte. Anscheinend ahnte er, daß es Ärger gab, und seine Miene verriet seine Nervosität. Grinzinger öffnete den Umschlag, nahm die Seiten heraus, entfaltete sie und begann sofort zu lesen.
    Molke sah, wie Grinzingers Gesicht wächsern wurde.
    Schließlich sah er hoch. »Meint dieser Volkmann das ernst?«
    »Absolut.«
    »Und du vertraust ihm?« Grinzingers Stimme klang eine Spur ungläubig.
    »Das habe ich dir bereits gesagt, Johann. Du kannst unbedingt glauben, was du da liest.«
    Grinzinger schüttelte langsam den Kopf. »Das übersteigt fast meine Vorstellungskraft.« Seine Stimme war zu einem heiseren Flüstern abgesunken. Er überflog die Seiten und blickte wieder zu Molke hoch. »Erwartest du wirklich, daß ich damit zum Ministerpräsidenten gehe? Und ihm sage, daß eine Bande von Neonazis die Republik im Handstreich nehmen will? Daß sie sogar eine Atomwaffe haben?«
    »Wenn du das nicht tust, mache ich es selbst. Wir haben nicht viel Zeit. Wahrscheinlich bleiben uns nur noch ein paar Stunden.«
    »Und wo befindet sich dieser Volkmann jetzt?«
    »In Straßburg.«
    Grinzinger ließ den Brief sinken. »Man wird mich auslachen.
    Das muß dir doch klar sein.«
    »Und dir sollte klar sein, daß unser ganzes Land Gefahr läuft, sechzig Jahre zurückzufallen, wenn diese Leute ihr Vorhaben durchführen.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Und selbst wenn es stimmt, was da steht, kann eine Demokratie wie Deutschland nicht über Nacht von solchen Leuten demontiert werden. Das ist absurd.«
    Molke sah umständlich auf seine Uhr und richtete seinen Blick dann wieder auf Grinzinger.
    »Sie haben eine Menge Helfer. Im Parlament. In der Bundeswehr und bei der Polizei. Nur so haben sie überhaupt eine Chance auf Erfolg. Und sie brauchen nicht viele Helfer, die diesen Wahnsinn unterstützen. Ein paar wenige reichen aus, um dieses Land wieder in ein Chaos zu stürzen, so daß sich der Alptraum wiederholt.«
    Grinzinger schüttelte den Kopf, aber er war leichenblaß, und seine Stimme klang heiser. »Ich kann das kaum glauben. Es ist einfach unvorstellbar.«
    Molke seufzte. »Gut. Kann ich den Brief zurückbekommen?
    Ich gehe selbst damit zum Ministerpräsidenten, und wenn ich ihm die Schlafzimmertür eintreten muß.«
    Grinzinger zögerte. Er betrachtete lange den Brief in seiner Hand und richtete den Blick dann auf Molke, als wolle er es sich anders überlegen. Molke sah die Schweißperlen auf der Stirn seines Freundes im Licht der Deckenlampe glitzern.
    »Und wenn der Ministerpräsident dir glaubt? Was soll er tun?«
    fragte Grinzinger.
    »Er soll Berlin und Bonn alarmieren. Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln hat eine Liste loyaler Bundeswehroffiziere und hoher Polizeibeamter, auf die sich das Land verlassen kann. Jede vernünftige Demokratie ergreift gegen solch eine Situation Vorsichtsmaßnahmen. Gegen einen Putsch, der vielleicht ihre Existenz in Frage stellt.«
    »Und wenn der Ministerpräsident dir nicht glaubt?«
    »Ach, das wird er schon. Sonst habe ich noch Freunde in Berlin, die mir zuhören werden.« Molkes Stimme klang gepreßt.
    »Meine Güte, Johann, wir müssen doch was unternehmen!«
    Der Ärger in Molkes Worten war unüberhörbar, und Grinzinger sah aus, als würde er von einem ungeheuren Gewicht niedergedrückt. Schließlich sah er Molke in die Augen.
    »Ich möchte, daß du etwas für mich tust.«
    »Was?«
    »Gib mir fünf Minuten, um darüber nachzudenken. Du mußt meine Lage verstehen. So eine Entscheidung kann ich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.«
    Molke sah auf die Uhr und bemerkte Grinzingers beunruhigte Miene.
    Er nickte. »Einverstanden.«
    Grinzinger stand auf und umklammerte die Blätter des Briefes.
    »Ich lasse dich einen Augenblick hier allein. In fünf Minuten hast du meine Antwort.«
    Als die Tür hinter Grinzinger leise ins Schloß fiel, stieß Molke einen erleichterten Seufzer aus.
    Wenigstens nahm der Mann ihn jetzt ernst.
    Johann Grinzinger ging durch den Flur an dem Wachposten vorbei, der zeitunglesend unter dem Porträt von Vater Grinzinger saß, das an der Wand

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