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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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fahre zu Kesser. Wenn er selbst nicht in seiner Wohnung ist, dann vielleicht wenigstens seine Freundin. Einer von ihnen muß etwas wissen. Und wenn keiner von beiden da ist, fahre ich zum Kaalberg.«
    »Und dann?«
    »Suche ich nach Kesser. Er wird wissen, was vorgeht und wer ihnen alles hilft.«
    Molke schüttelte heftig den Kopf. »Joe, du hast doch die bewaffneten Wachen dort oben gesehen. Das ist viel zu gefährlich. Laß mich ein paar von meinen Leuten als Verstärkung zusammentrommeln.«
    »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, Iwan. Und außerdem würde das nur alles verkomplizieren. Gib einfach nur den Brief ab.«
    Molke seufzte. Eine Weile sagte er nichts, sondern sah Volkmann nur ernst an. Auf seiner Stirn glitzerten Schweißtropfen. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Weißt du, ich hätte nie gedacht, daß es in Deutschland noch einmal so weit kommen würde. Nie im Leben. Sicher, es hat immer verrückte Extremisten gegeben, die Asylantenheime anstecken oder Unruhe verbreiten. Diese glattrasierten Schwachköpfe mit Hakenkreuzen, die jedes Jahr zu Hitlers Geburtstag vor dem Brandenburger Tor aufmarschieren und den Hitlergruß zelebrieren.« Molke schüttelte erneut den Kopf und drückte wütend die Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Aber so was? Nie im Leben.«
    Volkmann versuchte, nicht an Erika zu denken, aber ihr Gesicht stand ihm immer wieder wie von selbst vor Augen. Als er zwanzig Minuten später vor Kessers Wohnung in der Leopoldstraße ankam, dachte er noch immer an sie. Es hatte aufgehört zu schneien, und Volkmann zügelte seinen Ärger, als er aus dem Wagen stieg und sich überlegte, wie er Kesser und dessen Freundin behandeln wollte.
    In den Fenstern der Wohnungen ringsum brannten Kerzen und hing Weihnachtsschmuck, und gelegentlich funkelte sogar ein ganzer Weihnachtsbaum. In Kessers Wohnung dagegen brannte kein Licht, und als Volkmann auf den Eingang zusteuerte, konnte er auch keine Spur von dem grauen Golf entdecken.
    Hoffentlich sind Kesser und seine Freundin nicht ausgeflogen!
    dachte er.
    Die Beretta steckte gesichert in seiner Tasche. Diesmal benutzte er die Nachschlüssel, die Molke ihm gegeben hatte, um in das Haus zu gelangen, und stieg dann die Stufen zum zweiten Stock hoch.
    Vor der Wohnungstür blieb er stehen und klopfte dreimal. Als niemand antwortete, steckte er den Schlüssel ins Schloß. Mit etwas Mühe ließ er sich drehen.
    In der Wohnung war es vollkommen finster, und als Volkmann den Lichtschalter betätigte, passierte nichts. Plötzlich leuchtete ihm jemand mit einer starken Taschenlampe ins Gesicht. Noch während er hastig nach der Pistole griff, traf ihn ein kräftiger Schlag am Hals. Dann wallte ein furchtbarer Schmerz in ihm auf, und vor seinen Augen wurde es schwarz. Er hörte gedämpfte Stimmen. Fäuste trommelten auf seinen Leib ein, und dann spürte er einen scharfen Stich im linken Arm.
    Er war kaum noch bei Bewußtsein, wehrte sich aber blindlings, während er rückwärts die Treppe hinuntergetragen und durch die Kälte geschleift wurde. Er hörte das schwache Schlagen von Autotüren und bemerkte, daß man ihn in einen engen Raum gepfercht hatte.
    Danach nahm er nur noch blendendes Weiß wahr, das ihn zu verzehren schien.
    Als er wieder zu sich kam, sah er Scheibenwischer und heftigen Schneefall, durch den sich die Scheinwerfer des Autos tasteten. Des Autos, in dem er saß. Volkmanns Augäpfel schmerzten höllisch, und als er versuchte, den Kopf zu bewegen, glaubte er, das Bewußtsein zu verlieren. Nur schwach registrierte er die Lichter der Stadt weit unter ihm. Er hörte den Motor des Wagens laut brummen – sie fuhren einen steilen Hügel hinauf. Volkmann versuchte, etwas zu erkennen, doch der stechende Schmerz in der Stirn hielt ihn davon ab.
    Das letzte, was noch in sein Bewußtsein drang, bevor er wieder bewußtlos wurde, war die Pistole in der Hand des Mannes, der neben ihm saß.
    54. KAPITEL
    Es war fast dreiundzwanzig Uhr dreißig, als Iwan Molke den schwarzen BMW in die Einfahrt der Villa in München-Bogenhausen einbiegen ließ.
    Molke hatte Johann Grinzinger angerufen, doch man hatte ihm mitgeteilt, daß der Politiker unabkömmlich sei und an einer Weihnachtsfeier des Ministeriums im Steigenberger Hotel am Hofplatz teilnehme.
    Molke hatte das Hotel angerufen und nach mehreren Versuchen einen Kollegen ans Telefon bekommen, und der hatte Molke erklärt, daß Grinzinger das Fest schon früh verlassen habe.
    Molke war in halsbrecherischem Tempo

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