Meade Glenn

möglicherweise darüber, ob du weiterlebst oder stirbst.«
    Molke sagte noch immer nichts, sondern starrte nur den Mann und die Waffe an. Sein Mund stand vor Verblüffung weit offen.
    »Du bist überrascht, Molke«, sagte Grinzinger ruhig, »das kann ich sehen. Ich muß dir ein Geständnis machen, und du kannst dir zweifellos denken, wie das aussieht. Ich gehöre zu eben den Leuten, vor denen du solche Angst hast. Ich und viele, viele andere auch.«
    »Warum?« fragte Molke rauh.
    Grinzinger lächelte nervös. »Warum? Ich sage dir, warum.
    Weil dieses Land zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder die Chance bekommt, stark zu sein, wirklich stark. Wir können die alten Tugenden wieder aufleben lassen, auf die wir so stolz gewesen sind. Wir können aufhören, uns für unsere Vergangenheit zu entschuldigen. Wir können unser Vaterland von all diesen schmutzigen, blöden Rassen säubern, die unsere Politiker heuchlerischerweise hierher eingeladen haben. Wir können den Stolz wieder erwecken, ein Deutscher zu sein. Und ich möchte zu diesem Wandel gehören, der stattfinden wird. Er bietet einem wie mir eine große Zukunft, das wirst du sicher einsehen.«
    »Du bist ein Narr, Grinzinger. Du wirst für den Rest deines Lebens hinter Gittern sitzen, wenn das hier vorbei ist. Du hast keine Chance.«
    »Im Gegenteil. Wir haben viel zu lange und zu gründlich geplant, als daß es fehlschlagen könnte. Es darf nicht scheitern, und das wird es auch nicht.«
    »Döllmann und das Kabinett werden nicht tatenlos zusehen, wie dieses Land schon wieder von deinem Abschaum in die Gosse gezogen wird.«
    »Döllmann wird wohl kaum so lange leben, daß er uns noch aufhalten könnte. Und was das Kabinett angeht …«
    Grinzinger lächelte. »Ich denke, ich habe schon genug gesagt.
    Dir muß genügen, daß es nicht in der Lage sein wird, unsere Pläne zu durchkreuzen.«
    »Du bist verrückt, Grinzinger. Das ist der reine Wahnsinn. Die Deutschen werden die Ermordung des Kanzlers nicht einfach so hinnehmen. Niemals. Damit unterschreibst du dein Todesurteil.«
    »Aber natürlich werden sie es, Molke. Wir haben alles bis ins letzte geplant. Unsere Strategie wird dafür sorgen, daß die Leute in Scharen zu uns überlaufen. Und sobald sie begreifen, daß wir in der Lage sind, dieses Land wieder zu seiner alten Größe zu führen, und ein neues, blühendes und starkes Reich aufzubauen, das gewaltig und stolz und stark dasteht, werden sie uns danken.
    Es kann und es wird bewerkstelligt werden, das versichere ich dir, mehr brauchst du nicht zu wissen. Begeistern dich diese Aussichten nicht wenigstens ein bißchen?«
    Molke ignorierte die Frage und sah dem Politiker fest in die Augen. »Das ist eine schöne kleine Rede, Grinzinger. Hast du sie lange einüben müssen?«
    Grinzingers Lächeln vertiefte sich. »Wenn du mich reizen willst, Molke, und versuchst, mich abzulenken, damit du entkommen kannst, ist das vergebliche Liebesmüh. Du hättest eine Kugel im Kopf, bevor du auch nur einen Schritt getan hättest. Glaub mir, ich bin ein ausgezeichneter Schütze. Aber du kannst natürlich dein Glück versuchen, wenn du willst. Es steht mein Wort gegen das eines toten Mannes. Ein Toter, der bereits aufgeregt vor meinem Haus auf meine Rückkehr gewartet hat.
    Ziemlich verdächtig, findest du nicht? Einer der Leibwächter hat mich sogar gefragt, ob er in der Nähe bleiben soll. Er sagte, du sähst besorgt aus, Molke. Ein beunruhigter Mann ist durchaus zu merkwürdigen Taten fähig. Zum Beispiel zu einem versuchten Mord an einem Staatsdiener.« Grinzinger lächelte nervös. »Mir fällt bestimmt ein triftiger Grund ein, aus dem du mich töten wolltest. Weshalb ich mich verteidigen mußte.«
    »Die Gründe würde ich gern hören«, erwiderte Molke sarkastisch.
    Grinzinger hob die Brauen. »Du hast sie gerade gehört.«
    »Und das spaltbare Material? Sag mir, warum ihr es braucht.«
    »Aber das ist doch ganz offensichtlich, Molke. Wir haben einen Sprengkopf. Er gibt uns die Hebelkraft, mit der wir uns der NATO-Gefechtsköpfe bemächtigen können, die sich auf deutschem Boden befinden. Anschließend können wir jeden Versuch von außen abschmettern, unseren Vormarsch zu stoppen, weil man sich ansonsten der Vernichtung gegenübersieht. Und in Westeuropa hat Deutschland noch immer den längsten Arm, Molke, vergiß das nicht.« Grinzinger leckte sich die Lippen. »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, außer daß nach dem Putsch eine Säuberung stattfindet. Wer war für