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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Er füllte es und reichte es Volkmann.
    Der schob es weg. »Ich will keinen Kurzen, Lubsch. Ich will wissen, was das Mädchen Ihnen gesagt hat.«
    »Trinken Sie ihn, Volkmann. Sie werden ihn brauchen, wenn Sie sich das alles anhören wollen. Und dann, mein Freund, werde ich Ihnen sagen, was wir unternehmen.«
    Die Schneeflocken wirbelten gegen die Fensterscheibe, und Volkmann stellte das leere Schnapsglas auf den Tisch zurück.
    Lubsch schenkte sich selbst einen Obstler ein und ging zum Kamin.
    »Sie haben eine Rakete auf dem Kaalberg stationiert. Und zwar mit einem Atomsprengkopf, nicht mit einem konventionellen. Sie haben Neonazizellen in der Bundeswehr und der Polizei, dazu auch Politiker, die sie unterstützen. Der Mann, nach dem Sie am See gefragt haben, dieser Schmeltz, ist dort auf dem Berg. Er ist derjenige, der die Fäden zieht. Sie versuchen, die Geschichte zu wiederholen, mit einem Putsch, genau wie die Nazis damals, 1923. Nur haben sie diesmal den Atomsprengkopf als Abschreckung in der Hinterhand. Wenn eine ausländische Macht versucht, die Grenzen von Deutschland zu überschreiten und sich einzumischen, riskiert sie eine ziemliche Schweinerei.« Lubsch kippte das Glas in einem Zug.
    »Kessers Mädchen stand nicht weit genug oben, als daß man ihr alles erzählt hatte. Aber sie wußte genug. Zunächst einmal wollen sie Döllmann und das Kabinett umbringen.«
    Lubsch sah Volkmanns Miene.
    »Wie?«
    »In Berlin-Wannsee wohnt Döllmanns Geliebte, Lisl Henning.
    Sie gehört zu Kesser. Döllmann wird irgendwann gegen Mitternacht dort ankommen, und ein Türke namens Kerim Ozalid wartet schon auf ihn, um ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
    »Und das Kabinett?«
    »Das wußte das Mädchen nicht. Nur, daß es nach der Ermordung Döllmanns passieren wird. Sie werden alle umgebracht.«
    Und Volkmann begriff plötzlich, was die Stimmen auf dem Band mit ›dem Türken‹ gemeint hatten. Es war kristallklar.
    »Warum Ozalid, warum nicht einer von Kessers Leuten?« Er hatte Schweiß auf der Stirn.
    »Weil sie verdammt gerissen sind, Volkmann. Sobald Ozalid auf den Abzug drückt und das Kabinett in die Luft gesprengt wird, werden die Straßen von rachedürstigen Deutschen nur so überquellen, die alle Ausländerblut fordern. Kessers Kumpane haben es perfekt geplant. Sie werden den Tod von Döllmann und seinem Kabinett ausländischen Terroristen in die Schuhe schieben. Sie werden die Deutschen gegen die Ausländer aufhetzen. In diesem allgemeinen Durcheinander wird der Putsch der reinste Spaziergang.« Lubsch stellte sein Glas ab.
    »Sie haben alles bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Das Kloster, in dem Sie gewesen sind – wissen Sie, wofür das dienen soll?
    Da soll das erste Vernichtungslager entstehen … für unerwünschte Personen. Ausländer und andere. Zweifellos ein zweites Dachau. Und das ist nicht das einzige. Kesser hat eine ganze Liste von solchen Orten, die in Betrieb gehen sollen, wenn seine Leute die Macht erst an sich gerissen haben. Und sie werden den größten Teil des Landes hinter sich haben, sobald Döllmann und sein Kabinett ausgeschaltet worden sind.«
    Volkmann schwieg geraume Zeit.
    »Was haben Sie vor?« fragte er Lubsch schließlich.
    »Wir können nur eins tun. Nach Berlin schaffen wir es nicht mehr, aber der Kaalberg liegt nur eine halbe Stunde entfernt.
    Meine Männer und ich werden versuchen, die Rakete aus dem Verkehr zu ziehen oder zumindest unschädlich zu machen.«
    »Sie machen einen Fehler, Lubsch. Allein schaffen Sie das nicht. Lassen Sie mich in Berlin anrufen!«
    Lubsch schüttelte den Kopf. »Wie lange werden Sie brauchen, um Ihre Vorgesetzen von dieser aberwitzigen Geschichte zu überzeugen? Bis dahin ist es vielleicht schon zu spät.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, daß Sie und Ihre Leute auch nur den Hauch einer Chance haben?«
    »Volkmann, bei dem Wetter können wir schon von Glück reden, wenn wir überhaupt die Steigung am Berg schaffen. Aber wenn uns das gelingt, haben wir eine gewisse Chance. Wenn wir einfach nur mit Berlin telefonieren, haben wir keine. Kessers Freundin wußte nicht, wie die Neonazis das Kabinett ausschalten wollen, aber irgend jemand dort oben weiß es ganz genau. Auch wenn Döllmann getötet wird, kann sich das Land zusammenreißen und den Ereignissen Einhalt gebieten. Ohne eine Regierung jedoch gibt es keine Chance, und Kessers Leute können tun und lassen, was sie wollen.
    Das Mädchen hat gesagt, daß nie mehr als sechs bewaffnete Posten auf

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