Meade Glenn
ein gewisser Kerim Ozalid ein Attentat auf Bundeskanzler Döllmann ausführen wird.«
Bargel hielt kurz inne, als Bauer beunruhigt das Gesicht verzog.
»Er hat außerdem gesagt, daß das gesamte Kabinett getötet werden soll.«
Bauer fiel die Kinnlade herunter. »Wann?«
»Heute nacht. Jetzt. Wie das Kabinett ermordet werden soll, wußte er nicht. Nur, daß das nach der Ermordung des Bundeskanzlers geschehen sollte.« Bargel schluckte. »Das gesamte Kabinett ist in Berlin, Chef. Weber hat für heute Morgen eine Sondersitzung im Reichtstag angesetzt –
Sicherheitsfragen.«
Bauer setzte die Tasse ab und starrte Bargel fassungslos an. Er war kreidebleich geworden.
Sein Stellvertreter warf einen kurzen, drängenden Blick auf die Uhr, als wollte er die Dringlichkeit der Lage unterstreichen.
»Bevor ich hierherkam, habe ich die Sicherheitsabteilung auf diesen Ozalid angesetzt. Außerdem versuchen wir, den Kanzler ausfindig zu machen.«
Bauer war trotz seiner Beunruhigung kein Mann, der die Dinge überstürzte. »Was hat der Computer ausgespuckt?« Er sah suchend in Bargels Gesicht.
»Es gibt einen Kerim Ozalid, Sicherheitsrisiko zwei. Er ist Türke. Als Jugendlicher nach Deutschland gekommen.
Mittlerweile ist er siebenundzwanzig.«
Bauer stand auf. »Na und? Wir haben eine Akte über ihn, aber was für ein Motiv sollte er haben? Warum sollte er Döllmann umbringen wollen?«
»Vor zwei Jahren hat Ozalid drei Monate im Gefängnis gesessen, weil er einen Beamten des Innenministeriums in Bonn angegriffen und ernstlich verletzt hat. Die Strafe wäre höher ausgefallen, aber das Gericht ließ mildernde Umstände gelten.«
Bauer hob eine Braue. »Was für mildernde Umstände?«
»Laut Aktenlage sind er und seine junge Frau bei einer Demonstration in Essen Opfer einer Bande rechtsgerichteter Schläger geworden. Ozalid hat Verbrennungen zweiten Grades davongetragen, als Neonazis Feuerbomben auf ein Asylantenheim geworfen haben, in dem er und seine Frau gerade zu Besuch waren. Seine Frau ist ihren Verletzungen erlegen. Sie war schwanger. Die Schuldigen wurden niemals gefaßt.«
Bargel hielt inne. »Kanzler Döllmann war damals Innenminister und verantwortlich für die innere Sicherheit.
Offenbar hat Ozalid ihm mehrere Briefe geschrieben und ihn dafür verantwortlich gemacht, daß die Schuldigen nicht gefunden und vor Gericht gestellt wurden. Er hat Döllmann persönlich für den Tod seiner Frau verantwortlich gemacht. Und der Mann, den er in Bonn angegriffen hat, war einer von Döllmanns Leuten.«
»Meine Güte …« Bauer sah Bargel scharf an. »Hat der Computer etwas über Ozalids momentanen Aufenthaltsort ausgespuckt?«
»Er hat Deutschland vor einem Jahr verlassen, seine letzte bekannte Anschrift ist in Stockholm. Aber er könnte mit einem falschen Paß nach Deutschland eingereist sein.«
»Trauen Sie diesem Volkmann?« wollte Bauer nach einer Weile wissen.
»Ja.«
»Wo in München ist er? Können wir mit ihm reden?«
Bargel schüttelte den Kopf. Ihm lief der Schweiß von der Stirn, und er spürte förmlich, wie ihnen die Sekunden zwischen den Fingern verrannen. »Er hat unter meiner Privatnummer angerufen, mir die absolute Dringlichkeit der Situation deutlich gemacht und mir alle Informationen gegeben. Dann hat er aufgelegt.« Bargel hielt inne. »Es gibt noch etwas, Chef, was er mir gesagt hat. Etwas weit Beunruhigenderes.«
Bauer warf seinem Stellvertreter einen scharfen Blick zu.
»Was denn noch?«
Bargel atmete einmal tief durch. »Laut Volkmann ist die Ermordung Döllmanns und des Kabinetts nur Teil eines größeren Planes. Genauer gesagt, eines Putschversuchs.«
Christian Bauer sah Bargel fassungslos an. »Von wem?«
Als Bargel es ihm erzählte, schüttelte Bauer den Kopf. »Lieber Himmel …«
Bargel redete weiter. Er erzählte Bauer von der Rakete und ihrer Position, und einen Moment glaubte er schon, daß sein Vorgesetzter unter der Last zusammenbrechen würde.
Bargel hielt nervös die Luft an. Bauer war so weiß wie die Wand geworden.
»Wo ist Döllmann jetzt?« fragte der Chef rasch.
»Bei seiner Freundin.«
»Bei welcher?«
»Bei der Blonden, glauben die Leute von der Sicherheit. Lisl Henning. Aber sie sind nicht sicher und wollen sich wieder bei mir melden.« Er schluckte. »Volkmann sagte, das Mädchen wäre ebenfalls in die Sache verwickelt.«
»Hat er sie namentlich erwähnt?«
»Ja, Chef. Ich habe der Sicherheitsabteilung befohlen, Döllmanns persönlichen Leibwächter
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