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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Befehle.
    Walkie-Talkie und Autofunk knisterten und krachten. Überall herrschte fieberhafte Aktivität, als würde gleich der Dritte Weltkrieg ausbrechen.
    Meine Güte!
    Bargel schüttelte den Kopf. Er pochte wie verrückt, und seine Knie zitterten.
    Die Bedrohung durch eine Atomrakete war schon schlimm genug, auch ohne daß er sich noch Sorgen um das Leben der Kabinettsmitglieder machen mußte.
    Er sah auf die Uhr.
    Zwei Uhr zehn.
    Drei Minister waren bereits ohne Zwischenfall eingetroffen.
    Mit grimmigen Mienen waren sie, flankiert von zwei Reihen GSG 9, die Stufen zur Scheidemannstraße hinaufgegangen und hatten das Reichstagsgebäude betreten. Döllmanns Tod hatte sie alle erschüttert. Und zweifellos wirkte die Bedrohung ihres eigenen Lebens nicht gerade beruhigend auf sie. Streicher sah schon aus wie ein lebender Leichnam, und Eckart wie jemand, dem man eine Waffe ins Kreuz gerammt hatte.
    Bargel betrachtete die Reihen der Grünuniformierten und der Beamten in Zivil. Sie trugen gelbe Anstecker auf ihren Revers, die sie als Mitglieder der Sicherheitskräfte auswiesen. Aber so ein gelber Smily bedeutete nicht viel. Jeder dort unten auf der Straße konnte auf den richtigen Moment warten, die Leute in Uniform nicht ausgeschlossen. Bargel musterte die Gesichter einiger Beamter, die in Gruppen zusammenstanden und nervös miteinander redeten. Ein paar von ihnen beobachteten den Eingang.
    Jeder einzelne oder sogar mehrere.
    Wem konnte man trauen?
    Bargel schüttelte den Kopf.
    Aber er bezweifelte, daß jemand, der bei klarem Verstand war, jetzt noch einen Anschlag gegen das Kabinett durchführen würde. Wenn doch, war es reiner Selbstmord. Der Sicherheitskordon um den Reichstag ist so eng wie ein Entenarsch, dachte er.
    Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Polizeichefs durfte niemand den Reichstag betreten oder ihn verlassen – außer Kabinettsmitgliedern und Sicherheitsbeamten und, auf Bauers ausdrückliche Anweisung hin, auch Bargel selbst. Der Polizeichef stand draußen auf der kalten Straße, zehn Meter von Bargel entfernt. Sein Gesicht sah aus, als hätte ihm jemand die Arterien gekappt und als würde er jetzt allmählich verbluten. Er redete mit einem korpulenten, dunkelhaarigen jungen Mann Anfang Dreißig, Axel Wiglinski, dem Chef des Reichstags-Sicherheitsdienstes. Beide Männer warfen immer wieder nervöse Seitenblicke auf die Menschenmenge.
    Und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wirkten sie alles andere als selbstsicher. Wiglinskis Teams hatten das Reichstagsgebäude dreimal mit Spürhunden der Polizei durchsucht, jeden Raum auf den Kopf gestellt und jede Schraube umgedreht, vom Keller bis zum Fahnenmast, jedes Stockwerk, jeden Gebäudeflügel, in allen vier Himmelsrichtungen – und dann noch einmal von vorn.
    Nichts.
    Niemand, wo er nicht sein sollte, weder Bomben noch Sprengstoffe.
    Bargel hatte mit dem Polizeichef darüber gesprochen, was als nächstes geschehen würde. Wenn die Kabinettsmitglieder ankämen, würden sie zu einem Aufzug geführt, der sie in den dritten Stock und zum Nordflügel des Gebäudes führen würde.
    Dort befand sich Raum 4-Nord, zwei Minuten zu Fuß vom Eingang Scheidemannstraße entfernt. Wenn Weber mit seinen Leibwächtern ankam, würden Bargel und Wiglinski ihn persönlich dorthin geleiten.
    Unter den Angestellten des Reichtstages hatte der Raum 4-Nord einen anderen Namen. Sie nannten ihn das ›Drahtzimmer‹.
    Er wurde nur in Notfällen und für Hochsicherheitskonferenzen benutzt.
    4-Nord war eigentlich weniger ein Raum als vielmehr eine große, schalldichte Kiste mit einer Doppeltür als Eingang, die an acht dicken Stahlseilen über dem Boden des Reichstags hing und zehn mal zehn Meter maß. Man konnte 4-Nord nicht abhören, weil weder die Wände noch der Boden und die Decke irgendwo anstießen. Es gab keine Telefone und keine Kommunikationskanäle. Der einzige Weg hinein oder hinaus führte durch die Eichentüren mit kugel- und bombensicheren Stahlplatten darin. Und der Eingang wurde schwer bewacht, zusätzlich zu den GSG-9-Einheiten und der Reichstagspolizei im Flur davor.
    Bargel musterte die Gesichter der Polizisten, pickte sich willkürlich einige heraus und dachte an das, was Volkmann ihm gesagt hatte. Jeder von ihnen konnte ein Attentäter sein, der nur auf den günstigen Augenblick wartete.
    Aber das erschien ihm mittlerweile außerordentlich unwahrscheinlich. Viel zu riskant.
    Es muß eine Bombe sein, dachte Bargel. Aber das Gebäude war gründlich durchsucht worden,

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