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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Weber schließlich hervor.
    Die beiden Männer besprachen sich noch genau sechs Minuten.
    Nach der deutschen Verfassung gehen nach dem Tod oder bei Handlungsunfähigkeit des Bundeskanzlers dessen Pflichten als Regierungschef auf den Vizekanzler über, bis ein neuer Kanzler nominiert und gewählt wird.
    Konrad Weber war ein pragmatischer und sehr genauer Mann und reagierte unter Druck normalerweise gelassen. Trotz des Schocks über Döllmanns Tod waren ihm seine Verantwortung und seine Pflichten als Vizekanzler klar, und er ließ bei Christian Bauer keinen Zweifel daran, daß er alles Nötige veranlassen würde, um die Sicherheit und Integrität der Bundesrepublik Deutschland zu wahren. Weber würde das Kanzleramt sofort kommissarisch übernehmen und innerhalb der nächsten Stunde eine Notfallsitzung einberufen.
    Die Drohung eines Attentats auf das gesamte Bundeskabinett mußte jedenfalls sehr ernst genommen werden. Weber stimmte mit Bauers zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen vollkommen überein. Sicherheitsbeamte des Reichstages setzten sich bereits mit den Ministern in Verbindung, die in verschiedenen Hotels in der Stadt untergebracht waren, im Interconti, im Schweizer Hof, im Steigenberger. Die Sicherheitsmaßnahmen im Reichstag mußten erhöht werden, falls in den nächsten Stunden ein Angriff gegen das Parlamentsgebäude oder die Minister erfolgen würde.
    Weber würde ein Notstandsgesetz vorlegen und sofort erlassen. Die Offiziere in Bundeswehr und Polizeikräften, die loyal waren, würden sofort benachrichtigt und in Alarmbereitschaft versetzt werden; die Grenzen müßten unverzüglich geschlossen werden.
    Weber befahl Christian Bauer, die Position der Raketenabschußrampe in Bayern festzustellen, aber von jedem Angriff abzusehen, bis er das Kabinett informiert und einen Vorgehensplan entworfen habe. Darauf bestand er trotz Bauers Protesten, weil er keine Vernichtung von Menschenleben riskieren wollte, bis er alle Fakten über den Putsch kannte und wußte, wer die Drahtzieher waren. Er wies Bauer an, bis nach der Kabinettsitzung abzuwarten. Außerdem sollte er ihn über weitere Entwicklungen auf dem laufenden halten.
    Die nächsten Minuten waren von entscheidender Bedeutung, und Bauer sollte nur ihm und niemandem sonst Bericht erstatten, ganz gleich, wer es war und welche Amtsbefugnis er hatte. Weber würde die Kontrolle über Bundeswehr und Polizeikräfte übernehmen. Alle bedeutsamen Anforderungen an diese Kräfte hatten über ihn zu laufen.
    Als er schließlich das Gespräch in seiner Suite im Kempinski beendete, war Konrad Weber, Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, ein normalerweise gefaßter und beherrschter Mann, am ganzen Körper in Schweiß gebadet, und seine Hände zitterten beinahe unkontrollierbar.
    Eine ungeheure Verantwortung lastete nun auf seinen Schultern und drohte ihn zu zermalmen. Sein Blick fiel auf den ledernen Aktenkoffer neben sich. Was er für die Notfallsitzung des Kabinetts brauchte, die er im Parlamentsgebäude des Reichstags einberufen würde, hatte er bei sich. Er war fest davon überzeugt, daß seine Absichten und Handlungen zum Besten des deutschen Volkes sein würden. Die Zukunft Deutschlands hing von ihm ab – und zwar fast ganz allein von ihm.
    Er wischte sich mit zitternder Hand rasch den Schweiß von der Stirn und rief dann seinen Leibwächter und Fahrer an, der in der Suite nebenan schlief.
    57. KAPITEL
    Der Fahrer hatte auf der Bergstraße unter einer Baumgruppe gehalten. Er stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Die fünf Männer kletterten aus dem engen Fahrzeug, und plötzlich kam Leben in die Szene. Jemand öffnete die Heckklappe, und in der Finsternis und dem heftigen Schneetreiben wurden Waffen verteilt.
    Einer der Terroristen drückte Volkmann eine Kalaschnikow in die Hand. Er nahm sie und überprüfte, ob das Sturmgewehr gesichert und das Magazin voll war. Lubsch gab ihm die Beretta zurück, und Volkmann steckte sie in die Tasche.
    Dann blickte er zum Berg hoch. Das Wetter war noch schlechter geworden. Nun herrschte heftiges Schneetreiben. Ein dichtes Kiefernwäldchen verschwand hinter dem weißen Schleier, und die Sicht betrug höchstens zehn Meter. Der Berggipfel war hinter dem Schleier aus Schnee überhaupt nicht mehr zu erkennen. Sie waren den steilen Pfad nur mit Mühe hochgekommen. Der Motor des Wagens hatte gewummert, und die Reifen hatten durchgedreht, bis sie sich entschlossen, das Fahrzeug am Straßenrand abzustellen. Nun

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