Meade Glenn
glaube, daß es Drogen wären, aber sicher war er sich nicht. Er konnte nur sagen, daß er im Laufe eines Jahres mehrere Fuhren gemacht hat, die alle nach Montevideo in Uruguay gingen. Die Fracht war immer in versiegelte Holzkisten verpackt gewesen.
Rodriguez meinte, er sei von den Männern sehr gut bezahlt worden. Er hat Rudi auch einen Namen genannt. Und zwar den Namen des Mannes, der ihn für diese Arbeit angeheuert hatte.
Aber Rudi wollte ihn mir nicht verraten.«
»Warum nicht?«
»Ich glaube, weil er Angst um mein Leben hatte. Je weniger ich seiner Meinung nach von diesen Leuten wußte, desto besser.
Sie waren gefährlich. Sehr gefährlich.«
Volkmann nickte. »Fahren Sie fort, Frau Kranz.«
Die junge Frau seufzte und biß sich auf die Unterlippe, bevor sie weitersprach. »Zwei Tage nachdem Rodriguez die letzte Fuhre für diese Leute erledigt hatte, bemerkte er, daß man ihn beschattete. Deshalb hat er Angst bekommen und sich mit Rudi in Verbindung gesetzt. Er sagte ihm, daß er vermutlich in eine Sache verwickelt wäre, die ihm über den Kopf wuchs, die ein paar Nummern zu groß für ihn war, und daß diese Männer ihn töten wollten. Also ist Rudi auf Rodriguez’ Bitte eingegangen und hat angefangen, die Geschichte zu schreiben.
Wahrscheinlich glaubte er, er wäre einer guten Story auf der Spur, und erwartete, daß Rodriguez ihm erlauben würde, die Geschichte auf jeden Fall zu veröffentlichen. Aber drei Tage später hat man Rodriguez’ Leiche auf einer Straße in Asunción gefunden. Er war von einem Auto überfahren worden. Es hat keine Zeugen gegeben, und der Wagen hat nicht angehalten.
Rudi war davon überzeugt, daß Rodriguez von den Leuten umgebracht worden ist, für die er gearbeitet hat. Und das hat ihm keine Ruhe gelassen.«
»Wieso konnte er so sicher sein, daß es ein Mord war und keine Fahrerflucht, und daß diese Leute den Mord begangen haben?«
»Die Umstände von Rodriguez’ Tod. Er hatte Rudi erklärt, daß diese Männer ausgesprochen geheimniskrämerisch seien. Das grenzte fast schon an Besessenheit. Rudi meinte, die hätten Rodriguez getötet, weil sie nicht wollten, daß jemand wußte, was sie taten.«
Volkmann zögerte und stellte seine Tasse ab. »Hat Hernandez die Polizei in Asunción von alldem informiert?«
»Nein. Er wollte erst handfeste Beweise sammeln. Er wollte die Namen der Leute liefern können, die darin verwickelt waren, und er wollte vorher wissen, was sich in diesen Frachtkisten befand. Jedenfalls war eindeutig klar, daß diese Leute etwas Illegales taten.«
Volkmann betrachtete das Mädchen einen Augenblick und sah dann aus dem Fenster. Der Himmel war grau und verhangen. Er zögerte einen Moment und drehte den Kopf wieder um.
»Frau Kranz, ich sehe wirklich keinen Grund, warum diese Angelegenheit die DSE betreffen sollte. Sie haben keinerlei stichhaltige Beweise.«
Das Mädchen schwieg. »Nein, aber Pauli Graf hat mir gesagt, daß die Abteilung, zu der er gehört, auf vielen Gebieten tätig wird …«
»Schon, aber Südamerika ist nicht gerade unser Revier, Frau Kranz.«
»Da ist noch etwas an der Sache, das Sie vielleicht interessieren könnte.«
»Schießen Sie los.«
»Bevor ich Asunción verlassen habe, bat Rudi mich, hier in Deutschland etwas für ihn zu recherchieren. Vor vier Tagen habe ich Rudi in seiner Wohnung angerufen, weil ich ihn über meine Fortschritte informieren wollte. Niemand hat geantwortet.
Also habe ich in seinem Büro angerufen. Ein Reporter der Zeitung hat mir gesagt …« Ihre Stimme versagte, und sie senkte den Kopf. Gedämpft füllte Mendelssohns Konzert die Stille.
»Was hat er gesagt, Frau Kranz?«
»Er hat gesagt, daß Rudi tot ist. Die Polizei hat seine Leiche in einem Haus in Asunción gefunden. Neben der eines jungen Mädchens. Sie sind beide ermordet worden.«
Das Mädchen zog ein Taschentuch aus dem Ärmel ihres Pullovers und wischte sich die Augen.
»Inwiefern sollten diese Morde die DSE interessieren, Frau Kranz?«
Sie sah Volkmann in die Augen. »Bevor Rodriguez ermordet worden ist, hat er Rudi zu einem großen Haus in der Vorstadt von Asunción gebracht. Zum Haus des Mannes, der ihn eingestellt hatte. Sie haben dieses Haus aus der Nähe beobachtet. Rudi wollte einige Fotos für seine Geschichte schießen. Er hatte dafür extra eine Kamera mit Teleobjektiv mitgenommen. Zwei Männer sind aus dem Haus gekommen und spazierengegangen. Rodriguez hat den Mann identifiziert, der ihn angeheuert hatte. Aber dieser
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