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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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nach sechs in seiner Wohnung. Um zehn Uhr rief Ferguson an.
    »Ich habe Ihren Bericht gelesen. Ein bißchen nebulös, aber ganz interessant.«
    »Gibt es schon eine Antwort auf die Anfrage, die ich an das BKA geschickt habe?«
    »Sie ist noch heute abend angekommen. Zusammen mit der Kopie eines Fotos.«
    »Was sagen die Deutschen über Winter?«
    »Er hat vor fünf Jahren in Heidelberg Examen gemacht, in Geschichte. Während seiner Studienzeit hat er sich in verschiedenen rechten Gruppierungen engagiert, ist aber niemals verhaftet worden. Seit seinem Abschluß war er arbeitslos. Das BKA hat keine Ahnung, warum er umgebracht worden ist. Die Gegend, in der das passiert ist, gehört zum Drogenmilieu. Sie haben diese Spur verfolgt, aber ohne Ergebnis.«
    »War Winter wegen Drogenbesitzes vorbestraft?«
    »Nein. Aber wenn man die Gegend bedenkt, in der der Mord passiert ist, ist es klar, daß das BKA sich darauf stürzt.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Die Waffe, mit der er ermordet wurde, interessiert uns. Es war eine Walther, Kaliber neun Millimeter, aber die Munition ist in Südamerika hergestellt worden. Das BKA hat festgestellt, daß mit derselben Waffe vor einem Jahr ein deutscher Industrieller namens Pieber in einem Restaurant in Hannover erschossen worden ist. Deshalb befaßt es sich überhaupt mit dem Fall. Ein britischer Geschäftsfreund von Pieber namens Hargrove wurde dabei angeschossen und ist ein paar Tage später seinen Verletzungen erlegen.«
    »Was halten Sie davon, Sir?«
    »Gott weiß, was dahintersteckt. Könnte uns angehen, könnte uns egal sein. Ich persönlich finde, Sie sollten mit der jungen Frau fliegen. Dieser Journalist aus Asunción könnte einer Sache auf der Spur gewesen sein, die uns betrifft. Vielleicht wirft das ja ein wenig Licht auf die Schießereien von Hannover und Berlin.«
    »Glauben Sie wirklich, daß wir uns darum kümmern müssen?«
    »Wenn ich daran denke, was dieses Mädchen über die Frachtkisten gesagt hat, ja. Wir können immer noch den Deutschen die ganze Geschichte in Rechnung stellen, wenn der Ball auf ihrem Feld landet. Andererseits war Hargrove immerhin britischer Staatsbürger.«
    »Was soll ich der jungen Frau sagen?«
    »Nur, daß wir sondieren. Daß Winters Tod uns interessiert.
    Gehen Sie gleich morgen als erstes wegen der Tickets zu Peters.
    Ich nehme an, daß das Mädchen gegen Ihre Begleitung nichts einzuwenden hätte?«
    »Glaube ich auch nicht.«
    »Gut. Ich setzte mich mit der Polizei von Asunción in Verbindung und schicke ihnen die Aussage des Mädchens. Gute Nacht, Joseph.«
    Volkmann hörte das Klicken und legte auf. Er setzte sich halb ausgekleidet aufs Bett, bevor er die Nachttischlampe einschaltete. Er starrte in die Dunkelheit hinaus und rauchte eine Zigarette. In Gedanken ging er noch einmal das Gespräch mit Erika Kranz durch: die Tatsache, daß Winter in Paraguay gewesen war und in Berlin erschossen wurde. Die Mörder in Asunción, von denen das Mädchen gesprochen hatte. Wie paßte das zusammen? Gehörte es überhaupt zusammen? Die Frage ließ sich noch nicht beantworten, es gab nur Fragen, die neue Fragen aufwarfen. Wie ein Stein, der in einen Teich geworfen wurde und immer mehr Wellen verursacht.
    Auf dem Rhein glitten die Schiffe vorbei. Er sah ihre Lichter, kleine weiße Lichter in der dunklen Ferne. Dahinter lagen die sanften dunklen Hügel des Schwarzwalds. Volkmann überdachte das Telefonat mit Ferguson.
    Er hatte seinem Bericht die Akte des Mädchens beigelegt. Der Absatz auf der letzten Seite stach heraus, aber Ferguson war nicht darauf eingegangen. Die Geschichte war lange vor der Geburt des Mädchens geschehen. Für Ferguson hatte das keine Bedeutung, aber für ihn, Volkmann, schon. Er schüttelte sich, als er sich in der Finsternis diesen einen Absatz erneut vergegenwärtigte.
    Nordöstlicher Chaco.
    Paraguay.
    Sonntag, 4. Dezember.
    Schon längst hatte sich die Dunkelheit herabgesenkt, doch der große, silberhaarige Mann saß noch im Rohrstuhl auf der Veranda. Unter dem hellen Leinenjackett trug er ein frisches weißes Hemd mit offenem Kragen. Seine leichte Baumwollhose wies eine scharfe Bügelfalte auf.
    Vor der hölzernen Veranda regnete es in Strömen. Ein heller Vollmond spähte zwischen den dicken, dunklen Wolken hervor, aber das Licht in der Veranda war an, und Motten umflatterten brummend die Birne. Das Licht glänzte auf dem silbrigen Haar des Mannes und verlieh seinem attraktiven Gesicht einen gelblichen Schimmer.
    Der

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