Meade Glenn
daß er an dieser Geschichte schrieb.
Außerdem gibt es noch zwei wichtige Einzelheiten.«
Der fette Kripobeamte streifte die Asche seiner Zigarette in einen gläsernen Aschenbecher mit einem Sprung, der vor ihm auf dem Schreibtisch stand. »Erstens: Rudis Presseausweis war fort, und seine Brieftasche auch. Aber er hatte noch Geld in der Gesäßtasche. Zwar nicht viel, aber genug. Und man hat weder seinen goldenen Ring noch seine Uhr gestohlen.«
Volkmann trank einen Schluck von dem bitteren Tee. »Sie wollen damit sagen, daß Hernandez und das Mädchen nicht aus Habgier umgebracht worden sind.«
» Sí. Ich glaube nicht, daß wir es mit einem einfachen Raubüberfall zutun haben, der aus dem Ruder gelaufen ist. Das Mädchen wurde übrigens nicht sexuell mißbraucht. All diese Motive können wir ausschließen. Ich bin der Meinung, daß Ihr Bericht sogar nahelegt, daß es einen ganz anderen Grund gegeben hat. Ein Räuber hätte alles Geld, den Goldring und die Uhr gestohlen, es sei denn, er wäre bei der Arbeit gestört worden. Das aber kann nicht sein. Niemand hat irgendwelchen Lärm oder Unruhe erwähnt, und die Leichen sind erst gegen sieben Uhr morgens gefunden worden. Außerdem spricht auch die Art der Morde dagegen. Das war kein gewöhnlicher Mörder.
Wer so tötet, jemanden so brutal mit Messern abschlachtet, der muß verrückt sein. Verstehen Sie? Ich glaube nicht, daß Raub das Motiv war. Ich glaube, man wollte die beiden von vornherein umbringen. Dafür gibt es noch einen Anhaltspunkt.
Rudi hat sich von einem Freund, einem Mann namens Torres, Ausrüstung geliehen. Torres arbeitet als Techniker bei einer Elektronikfirma. Er ist in das Zeitungsbüro gegangen, als Rudi ihm die Geräte nicht wiedergegeben hat. Als man ihm dort eröffnete, Rudi sei ermordet worden, kam er zu uns.«
Das Mädchen beugte sich vor.
»Um was für Ausrüstung handelte es sich?« fragte Volkmann.
Sanchez zog an seiner Zigarette und stieß langsam den Rauch aus. »Elektronisches Gerät, mit dem man eine Person aus größerer Entfernung abhören kann. Es kam aus Japan und war sehr teuer. Ein winziger Mikrofonsender und ein Empfänger, die auf einer sehr hohen Radiofrequenz arbeiten. Ich bin sicher, daß Sie davon schon mal gehört haben, Señor. Rudi hat sich diese Ausrüstung zwei Tage vor seinem Tod ausgeliehen. Wir haben Torres gefragt. Er hatte von Rudi wissen wollen, wofür er diese Ausrüstung brauchte. Die Antwort war: Trabajo clandestino.
Verdeckte Ermittlung.«
Sanchez sah das Mädchen an, um sicherzugehen, daß seine Übersetzung richtig war und sie ihn verstand. Sein Blick glitt wieder zu Volkmann zurück, als der Gringo das Wort ergriff.
»Mehr hat er Torres nicht erzählt?«
»Nein, mehr nicht. Rudi hat weder gesagt, wohin er ging, noch wozu er das Gerät tatsächlich brauchte. Nur, daß er es ihm am nächsten Tag zurückgeben würde. Aber wir haben es weder im Haus des Mädchens noch in Rudis Wagen und auch nicht in seiner Wohnung gefunden. Möglicherweise liegt es noch da herum, wo Rudi es benutzt hat, falls er überhaupt dazu gekommen ist. Vielleicht haben es nun aber auch die Mörder.
Vielleicht haben sie es sogar vernichtet.«
Sanchez schwieg eine Weile und sah Volkmann in die Augen.
»Ich glaube, daß Rudi die Ausrüstung am Tag oder am Abend vor seinem Tod benutzt hat.« Er tippte auf die Akte, die vor ihm lag. »Dieser Bericht, den mir Ihre Vorgesetzten geschickt haben
… Darin geht es um die Leute, für die Rodriguez geschmuggelt hat. Vielleicht dachte Rudi, er könnte etwas aufnehmen, mehr Informationen sammeln, bevor er die Story veröffentlicht. Aber die Leute haben ihn erwischt und umgebracht. Und das junge Mädchen auch. Möglicherweise hat sie Rudi geholfen oder war nur zufällig eine Zeugin. Es ist natürlich nur meine Teoria …
meine Theorie. Aber sie ergibt wenigstens ein bißchen Sinn.«
Volkmann nickte. »Was können Sie uns über Rodriguez sagen?«
Sanchez lehnte sich zurück. »Noberto Rodriguez war ein Schmuggler. Seine Leiche wurde vor zwei Wochen in der Stadt gefunden. Unsere Gerichtsmediziner haben herausgefunden, daß er von einem Wagen überfahren wurde. Der Fahrer ist einfach weitergefahren. Zeugen gab es keine. Wir hielten es für einen Unfall, den jemand nicht gemeldet hat, verursacht von einem betrunkenen Fahrer. Oder sogar einem anderen Ganoven. Aber dann hätten meine Männer Gerüchte aus der Unterwelt gehört.
Im Fall Rodriguez – gar nichts. Ihr Bericht hat mich auf
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