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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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den Händen des Silberhaarigen und sahen dann lächelnd zu ihm hoch.
    Der Mann strich ihnen abwechselnd über die Köpfe.
    Er deutete auf das Foto. »Möchtet ihr die Geschichte noch einmal hören?«
    Die Jungen nickten eifrig und strahlten den Mann mit den freundlichen blauen Augen an.
    Der Silberhaarige verstaute das Foto sorgfältig in der Brieftasche und begann zu sprechen.
    12. KAPITEL
    Asunción.
    Montag, 5. Dezember.
    Der Kriminalbeamte, der Joseph Volkmann und Erika Kranz in der Ankunftshalle des Flughafens von Asunción begrüßte, trug einen zerknitterten weißen Anzug, der ihm eine Nummer zu groß zu sein schien. Er war untersetzt und übergewichtig. Sein fettes Gesicht wirkte blaß und grob, und seine dunklen Augen sahen müde aus. Sein Englisch war ausgezeichnet, und beim Reden blitzten einige Goldzähne auf. Er stellte sich als Capitán Vellares Sanchez vor, führte sie zu einem zivilen Polizeifahrzeug und fuhr mit ihnen Richtung Stadtmitte.
    Als sie das Flugzeug verlassen hatten, war ihnen eine intensive Hitzewelle entgegengeschlagen. Die Luft war trocken. Es war windstill und die trockene Luft so heiß, daß sie ihnen in den Lungen brannte. In Asunción herrschte Sommer, und Bäume und Blumen standen in Blüte. Eukalyptusbäume und Palmen säumten die Straßen. In der sengenden Nachmittagshitze ließen selbst die Palmen ihre Blätter hängen.
    Volkmann saß neben der jungen Frau. Die Fenster des Wagens waren heruntergekurbelt, aber die Hitze war trotzdem niederdrückend. Der dicke Kriminalpolizist wischte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab und lenkte den Wagen mit einer Hand. Er sprach kaum und hatte seine Passagiere nur gefragt, ob sie einen angenehmen Flug gehabt hätten.
    Die Stadt, die sie durchquerten, war ein Meer von Farben und Geräuschen, eine Mischung aus alt und neu. Es gab Fassaden aus dem neunzehnten Jahrhundert, gelbe Ziegelbauten mit Wellblechdächern und schäbige Hütten aus Holz neben modernen Gebäuden und Wohnblocks. Uralte gelbe Handkarren rollten quietschend über die Hauptstraßen, und an belebten Straßenecken saßen Indiofrauen in der Sonne, neben sich Karren mit Früchten, Blumen und billigem Tand.
    Sanchez’ Büro lag im dritten Stock des Comisaria Centrico des Polizeipräsidiums in der Calle Chile, einem langweiligen Gebäude mit grauen Wänden, von denen die Farbe abblätterte, und altem, abgenutztem Mobiliar. Ein angerosteter Aktenschrank stand in einer Ecke, und an der Decke surrte ein elektrischer Ventilator. An der Wand neben der Tür hing eine folienbeschichtete Karte von Südamerika, die von einem gelblichen Nikotinfilm überzogen war.
    Ein junger Polizist brachte ihnen den starken, aromatischen, einheimischen Tee. »Yerba -mate « , erklärte Sanchez.
    »Waren Sie schon einmal in Paraguay, Señor Volkmann?«
    »Nein, noch nie.«
    »An den Tee muß man sich gewöhnen. Aber an einem heißen Tag ist er besser als ein Bier.«
    Sanchez zog sein Jackett aus und lockerte den Schlips. Er wartete, bis der Beamte gegangen war, bevor er die Schreibtischschublade aufschloß und zwei Aktenordner herausnahm. Einer davon enthielt seine eigene Akte zum Mordfall Hernandez, der andere die Unterlagen, die die Seguridad von Volkmanns Vorgesetzten bekommen hatte. Der Bericht war ins Spanische übersetzt worden. Sanchez hatte ihn gestern morgen beim Kaffee gelesen und die Informationen von zwei seiner Beamten nachprüfen lassen.
    Jetzt lächelte er kurz die junge Frau an und erinnerte sich daran, wie Hernandez sie beschrieben und von ihrer Schönheit geschwärmt hatte. Sie war in der Tat hinreißend. Lange Beine und sehr sexy. Wie eines der Mädchen auf den Titelbildern der amerikanischen Hochglanzzeitschriften für Frauen. Bei der Figur mußten die Männer nur so auf sie fliegen.
    Er schob den Gedanken beiseite, öffnete die Akte und sah den Gringo an, diesen Volkmann. Er hätte ein Polizist sein können, aber Sanchez wußte, daß er keiner war. Volkmann war noch ein bißchen mehr. Die Seguridad hatte ihn am späten Abend des vorigen Tages angerufen und ihm eine Kopie des Berichtes geschickt, die sie aus Europa bekommen hatte. Man hatte ihn angehalten, mit dem Gringo zusammenzuarbeiten, ihm alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung zu stellen, und sich dann erkundigt, ob er einen Übersetzer brauche.
    Diese Frage hatte Sanchez verneinen können. Er sprach Englisch, und hier bot sich eine willkommene Gelegenheit, es ein bißchen zu üben. Nicht zum ersten Mal fragte er sich,

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