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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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zögerte. »Vielleicht hat sich Rudi ja eines dieser Fächer gemietet.«
    Sanchez musterte sie ausdruckslos, und Volkmann sah verwirrt von einem zum anderen. Er verstand kein Wort.
    Der Bahnhof lag an der Plaza Uruguaya.
    In der alten Säulenhalle schlief ein halbes Dutzend Betrunkener in den ruhigen Ecken den Rausch aus. Indios und Mestizen mit ihren jungen Familien saßen oder schliefen unter Verkaufsständen. Die Frauen hatten ihre Säuglinge in bunte Tücher eingewickelt. Arme Leute aus dem Norden und Süden warteten auf die Frühzüge. Ihre weichen braunen Augen und ihre verlorenen Gesichter hatten einen verwunderten und unschuldigen Ausdruck. Sie waren sogar zu arm, um sich eines der billigen Hotels in der Nähe des Bahnhofs leisten zu können.
    Einige sahen schläfrig zu, wie die drei Leute forsch durch den Bahnhof schritten. Der Geruch von Dieselöl hing in der feuchten Luft. Sanchez betrachtete die neugierigen Wartenden und bedauerte sie gleichzeitig. Der Bahnhof hatte sich nicht sonderlich geändert. Sanchez erinnerte sich noch an die Fahrten mit den uralten, mit Holz befeuerten Dampflokomotiven zum Haus seiner Großeltern in Villarrica. Die Gepäckaufbewahrung mußte irgendwo rechts sein, daran erinnerte er sich noch dunkel.
    In der Nähe der Verkaufsbuden.
    Sie bogen um eine Ecke und sahen einige Dutzend Reihen von Schließfächern vor einer Betonwand. Die Nummern waren mit schwarzer Farbe und der Hilfe einer Schablone auf die grauen Türen aufgemalt worden. Sanchez blieb vor der mittleren Reihe stehen.
    »Die Schlüssel, bitte, Señorita.«
    Erika Kranz reichte dem Capitán das Bund.
    Sanchez untersuchte sie. Es gab zwei Schlüssel, die nicht in der Wohnung, am Wagen oder dem Schreibtisch in Hernandez’
    Büro gepaßt hatten. Er hatte sich schon darüber gewundert, genau wie die junge Frau. Er hatte sie auf der Polizeiwache gefragt, wie sie darauf kam, daß Rudi vielleicht ein Schließfach am Bahnhof haben könnte. Sie hatte nur mit den Schultern gezuckt. Ein Gefühl. Intuition.
    Die Indios in diesem Land hatten ein Wort dafür: Mon-iataah-ka. Eine Stimme aus dem Jenseits. Vielleicht hatte die junge Frau recht. Vielleicht unterhielt Rudi hier tatsächlich ein Schließfach. Vielleicht war das die sichere Stelle, von der er geredet hatte.
    Sanchez betastete den Schlüssel, der zu dem Schloß des Schließfachs zu passen schien, das direkt vor ihm lag. Die schwarzen Ziffern verkündeten, daß es sich um Nummer siebenundzwanzig handelte. Er schob den Schlüssel hinein. Das Metall glitt problemlos hinein. Dann drehte Sanchez den Schlüssel. Er bewegte sich ein bißchen und blockierte dann.
    Sanchez fühlte den Widerstand des Ankers.
    Er drehte sich zu der jungen Frau und Volkmann um, während er den Schlüssel wieder herauszog und bemerkte ihre Mienen: Hoffnung und Drängen.
    Er deutete nach links, wo die Reihe der Schließfächer begann, und lächelte unmerklich. »Vielleicht sollten wir von vorn anfangen. Das macht sich immer gut, stimmt’s?«
    16. KAPITEL
    Asunción.
    6. Dezember. 3.45 Uhr.
    Die Luft in Sanchez’ Büro war grau vom Tabaksqualm.
    Volkmann betrachtete den fetten Kriminalpolizisten, der den heißen Kaffee schlürfte, den der diensthabende Sargento gebracht hatte. Sanchez’ Gesicht war vor Erschöpfung und Schlafmangel angeschwollen. Die schweren Augenlider des Polizisten wirkten noch dunkler, seine Haut sah in der stickigen, rauchgeschwängerten Luft grau und teigig aus.
    Erika wirkte dagegen sehr wach. Wach und ruhig.
    Volkmanns Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Sein Körper litt unter der Müdigkeit, aber er sagte kein Wort. Kaffee und Zigaretten vertrieben vorläufig das dringende Bedürfnis nach Schlaf. Die Unterhaltung auf dem Band, die auf deutsch geführt worden war, verwirrte und beunruhigte ihn.
    Sie hatten das Band und sechs Fotos im Schließfach Nummer neununddreißig gefunden. Auf jedem Foto waren dieselben beiden Männer zu sehen: Ein alter und ein junger, offensichtlich mit einem Teleobjektiv aus großer Entfernung aufgenommen.
    Die Männer gingen im Garten eines weißen Hauses spazieren, das man im Hintergrund schimmern sah.
    Einer der Männer war Dieter Winter. Da war keine Verwechslung möglich, wenn man das von der DSE an Sanchez gesandte Foto danebenhielt, das den blonden Mann mit den scharfen Gesichtszügen zeigte. Der Polizist glaubte sich auch schwach an den zweiten Mann auf den Fotos erinnern zu können. Auf der Fahrt vom Bahnhof zu seinem Büro hatte er sich den Kopf

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