Meade Glenn
Volkmann einen kurzen Seitenblick zu. »Und denken Sie an die Ladungen, die von dieser Hazienda nach Montevideo geflogen wurden. Es gibt natürlich zahllose Möglichkeiten, Sir, aber es könnte sich durchaus um Waffen- und Munitionsschmuggel handeln. Das wäre auch ein plausibler Grund, warum Winter regelmäßig in Südamerika gewesen ist.«
Ferguson seufzte, stand auf und trat ans Fenster. »Plausibel schon, aber es bleibt Spekulation. Und ich fürchte, es erklärt auch nicht, warum Winter in Berlin umgebracht wurde.« Er blickte Volkmann forschend an.
»Um was für eine Fracht handelt es sich Ihrer Meinung nach, Joseph?«
Volkmann zögerte. »Das ist schwer zu sagen, Sir. Es spricht einiges für Waffen oder Drogen, oder sogar für Edelmetall. Aber wenn Rodriguez für diese Leute Drogen transportiert hätte, dann ist das Haus im Chaco jedenfalls nicht für deren Herstellung benutzt worden. Die Chemikalien, die man dazu braucht, hätten auf jeden Fall Spuren hinterlassen.« Volkmann schüttelte den Kopf. »Aber auf dem ganzen Grundstück gab es keinerlei Anzeichen dafür.« Er sah Peters an.
»Was Tom sagt, kann trotzdem möglich sein, Sir. Aber wir haben keinerlei handfesten Beweis für seine Theorie.«
»Und das Land, auf dem sich die Hazienda befindet? Wurde das überprüft?«
»Sanchez hat die örtliche Polizei darauf angesetzt. In einem Umkreis von drei Kilometern wird alles abgesucht. Sie haben ein Feld gefunden, das möglicherweise als Behelfslandebahn hätte dienen können, etwa zwei Kilometer von dem Haus entfernt. Im Boden gab es tiefe Reifenspuren und einige schwache Ölflecke. Sonst nichts. Aber es könnte die Stelle sein, an der Rodriguez gelandet ist.«
»Ist die Maschine, die der Mann benutzt hat, nach Spuren von Drogen untersucht worden?«
»Die DC-4 ist in Asunción beschlagnahmt worden. Sanchez hat sie von seinen Laborleuten untersuchen lassen.«
»Und?«
»Im Laderaum hat man tatsächlich geringe Spuren von Kokain gefunden.« Volkmann schüttelte den Kopf und sah Ferguson an.
»Aber das beweist nichts. Laut Sanchez könnte Rodriguez zwischenzeitlich ein Dutzend Fuhren für andere Kunden gemacht und dabei diese Drogen transportiert haben.«
Ferguson seufzte und wandelte vom Fenster zum Schreibtisch zurück. Er nahm eine Akte von der Tischplatte. Darin befanden sich das Original und zwei Kopien eines Berichtes, der vor einer Stunde aus Asunción gekommen war. Er hatte ihn den Männern absichtlich nicht gezeigt, weil er zuerst über Volkmanns Bericht hatte reden wollen. Jetzt schlug er den Ordner auf und nahm die Papiere heraus.
»Ich habe vor einer Stunde ein Schreiben aus Paraguay erhalten, in Englisch verfaßt. Ich glaube, daß Sie beide es lesen sollten, bevor wir weitermachen. Ich fürchte allerdings, daß der Bericht das Geheimnis eher vertieft als enträtselt.«
Ferguson reichte Volkmann und Peters jeweils eine der Kopien. Volkmann nahm die drei eng beschriebenen Seiten und machte sich daran, sie sorgfältig zu lesen.
AN: Den Chef der britischen DSE.
VON: Capitán Vellares Sanchez, Kriminalpolizei Paraguay.
BETRIFFT: Besuch Ihres Beamten J. Volkmann und seine Ermittlungen.
STATUS: Streng vertraulich
Aufgrund der neuesten Ermittlungen kann folgendes berichtet werden: (1) Der Besitz im Chaco, den Ihr Beamter besucht hat, erstreckt sich über ein Gelände von etwa vierhundert Morgen und wurde im Dezember 1931 von einem gewissen Erhard Schmeltz gekauft und auf ihn eingetragen, einen Monat nachdem Señor Schmeltz, seine Ehefrau Inge und ihr gemeinsamer Sohn Karl in Paraguay eingewandert sind. Die Unterlagen haben ergeben, daß Erhard Schmeltz 1880 in Hamburg geboren wurde, seine Frau ein Jahr später. Laut der Einwanderungspapiere hat Herr Schmeltz während des Ersten Weltkriegs in der damaligen Kaiserlichen Armee gedient. Sein Devisenbesitz bei der Ankunft in Paraguay belief sich auf fünftausend US-Dollar.
Das Grundstück im Chaco war nur eines von mehreren, die Señor Schmeltz vom Dezember 1931 an in Paraguay erworben hat, obwohl sich die anderen nicht im gleichen Gebiet des Chaco befanden. Der Besitz im Chaco wurde bis 1949 für die Produktion von Quebraco-Holz benutzt. Señor Erhard Schmeltz starb 1943 bei einem Autounfall in Asunción. Quellen der Polizei enthüllen, daß er von Dezember 1931 bis Januar 1933
Empfänger beträchtlicher Geldsummen aus Deutschland gewesen ist. Vom Februar 1933 an wurde ihm das Geld auf offiziellem Wege von der Deutschen Reichsbank in
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