Meagan McKinney
wild in ihrer Brust hämmerte.
»Christal!
Mach die Tür auf! Wieso hast du die Tür verriegelt?« rief Cain in diesem
Augenblick zornig von draußen.
»Hilfe ...«
Sofort preßte sich die schmierige Hand des Halbbluts auf ihren Mund und
erstickte ihren Ruf. Schweigend starrte er auf sie herab, wobei sein Blick
seltsamerweise immer wieder zu ihrem Haar glitt.
»Verdammt
noch mal, mach die Tür auf, Christal!«
Sie konnte
Cains Wut heraushören. Aber auch einen Unterton, der ihr sagte, daß er sich
Sorgen machte.
»Sag kein
Wort.« Das Halbblut legte einen Finger an die Lippen.
Sie
beobachtete das Halbblut, das wie in Trance auf ihr Haar starrte. Es war alles
aus. Ihr Onkel hatte sie gefunden und gewonnen. Das Halbblut würde sie umbringen,
und sobald Cain durch diese Tür kam, würde auch er sterben.
»Tun Sie
das nicht«, flüsterte sie flehentlich.
Das
Halbblut lächelte. Er hatte gelbe, schiefe Zähne. »Was habe ich denn für eine
Wahl? Glaubst du denn, er läßt zu, daß ich dich mitnehme?«
Hilflos
dachte sie an all die Male, die Cain sie beschützt hatte. Selbst als er sich
für einen Outlaw ausgegeben hatte, war er immer zu ihrem Schutz da gewesen.
Für alles, was er für sie getan hatte, schuldete sie ihm ein Leben. Wenn ihr
Ende nun gekommen war, dann sollte es so sein, aber sie würde wenigstens für
seins kämpfen.
Mit einem
Ruck sprang sie auf die Füße und griff nach seiner Waffe. Wie eine Wildkatze
stürzte sie sich auf ihn. Das Halbblut sah sie verdutzt und erschreckt an und
ließ die Waffe los. Christal zielte damit auf ihn, doch er war schneller und
schlug zu. Christal wurde gegen die Wand geschleudert, und das Halbblut riß das
Gewehr wieder an sich. Dann blickte er ruhig auf sie hinab, wie sie keuchend
und besiegt in der Ecke lag.
Da bemerkte
sie, daß Cains Rufe verklungen waren. Es war still. Unheimlich still.
Das
Halbblut packte sie am Handgelenk und zog sie auf die Füße. Er fuhr mit seinen
schmutzigen Finger durch ihr Haar. Sein ranziger Geruch brannte in ihrer Nase.
Ihr Blick suchte nach einer Waffe, die sie packen konnte, aber sie fand nichts.
»Ich werde
dein Haar mitnehmen.«
Die
Vorstellung jagte ihr einen eisigen Schrecken durch den Körper. »Ein Büschel
Haare ist kein befriedigender Weggefährte.« Sie versuchte, die Panik in ihrer
Stimme zu unterdrücken. »Wollen Sie ... wollen Sie nicht lieber ... die ganze
Frau mitnehmen? Ich ... ich kann sogar für Sie kochen ...« Verzweifelt suchte
sie nach etwas, das ihn reizen konnte. »Ich ... ich kann Sie sogar nachts
wärmen. Wissen Sie ... ich bin schon mit Outlaws zusammengewesen. Ich ... ich
könnte auch mit Ihnen gehen.«
Er blickte
auf sie hinab. Sie war nicht ganz sicher, aber sie glaubte, endlich das Aufflackern
von menschlichen Gefühlen in seinen schrecklichen, dunklen Augen zu sehen.
»Du lügst
mich an. Du wirst ganz bestimmt nicht bei mir bleiben, um mir Wärme zu geben.
Du willst bei der ersten Gelegenheit fliehen. Und dann habe ich nichts mehr.«
Christal
war verwirrt. Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. »Nein, nein ... ich
werde bleiben. Ich wäre es Ihnen für das Leben meines Geliebten schuldig.«
»Wenn wir
die Hütte verlassen, wird dein Geliebter versuchen, mich umzubringen. Und dann
werde ich ihn erschießen.
Ich werde sein Leben nicht verschonen.«
Schwach vor
Entsetzen schloß sie die Augen. »Machen Sie die Tür auf. Lassen Sie mich mit
ihm reden. Ich werde ihm sagen, ich will mit Ihnen gehen. Daß ich Sie im Saloon
kennengelernt habe.«
Er starrte
sie eine Weile an, dann setzte er ihr den Lauf an den Kopf. »Mach dir Tür auf.«
Sie schob
den Riegel zur Seite, wobei ihr Herz zu zerspringen schien.
Das
Halbblut führte sie hinaus, ohne die entsicherte Pistole von ihrer Schläfe zu
nehmen.
»Ich nehme
sie mit mir!« rief das Halbblut in die Wildnis hinein.
Dann zog er
sie langsam einmal im Kreis herum. Cain war nirgendwo zu sehen. Die Stille um
sie herum war bedrohlich.
Er drückte
ihr die Pistole fester an den Kopf. »Ruf ihn!«
»Cain!«
schrie sie. Das Halbblut bohrte ihr die Waffe in den Kopf. Der Schmerz ließ ihr
die Tränen in die Augen schießen.
»Laß sie
los!«
Die Stimme
kam von einem Felsvorsprung hoch über ihnen. Sie sah auf und sah Cain, der mit
einem Gewehr auf das Halbblut zielte.
»Sag's
ihm«, drängte das Halbblut.
»Ich gehe
mit ihm, Cain.« Tränen strömten über ihre Wangen, und diesmal rührten sie nicht
von der schmerzenden Stelle an ihrer Schläfe
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