Meagan McKinney
genug gespielt und verlagerten
sich an die Bar, um mehr Whisky zu bestellen. Wenn Joe da wäre, um Piano zu
spielen, hätte der blonde
Mann sich sicher einen Tanz mit ihr gekauft. Und noch mehr ... wenn es zu
verkaufen gewesen wäre.
Es war
schon dunkel, als Faulty endlich in den Saloon zurückkam. Er platzte von Kopf
bis Fuß mit Schnee
bedeckt durch die Tür. Sein Bart war auf der kurzen Strecke vom General Store
bis zum Saloon schon vereist.
Dixiana,
Ivy und Christal hielten alle mitten in ihrer jeweiligen Bewegung inne und
sahen ihn an. War er wütend?
Ängstlich? Als müßten sie sich gegen alles wappnen, wollten sie aus seinem
Gesicht schon herauslesen, was er ihnen gleich sagen würde.
»Christal,
ich muß mit dir reden«, sagte er nun und schüttelte seinen Bart über dem
bauchigen Ofen.
Christal
spürte ein heftiges Ziehen in ihren Eingeweiden. »W... worum geht's?« Sie
konnte sich nicht vorstellen,
was der Sheriff gesagt haben könnte, daß Faulty ausgerechnet sie herausfischte.
Doch dann begann ihr Herz heftig zu pochen. War sie entdeckt? War der Sheriff
von ihrem Onkel geschickt worden?
»Komm hier
rüber, Mädchen. Wir haben etwas zu besprechen.« Faulty nahm ihren Arm und
führte sie die rohgezimmerten hölzernen Stufen herauf, die sich im hinteren
Teil des Saloons befanden. Er zog sie in ihr Zimmer und hielt sich nicht einmal
mit dem Anzünden einer Lampe auf. So standen sie in der Dun kelheit, die nur
vom Licht von unten aufgehellt wurde.
»Mein Gott,
was ist denn?« platzte sie heraus.
Er streckte
beide Hände flehentlich zu ihr aus. »Christal, Liebchen, du mußt mir zuhören.
Ich habe mit diesem neuen Sheriff gesprochen, und wenn ich an seine Augen
denke, dann möchte ich den ganz sicher nicht zum Feind haben.«
»Aber was
hat er denn gesagt?« Ihre Stimme klang einigermaßen ruhig, dies jedoch zum
Teil, weil die Angst sie erstickte.
»Ich ...
ich wollte eine Art Abmachung von ihm. Ich sagte ihm, ich hätte die hübschesten
Mädchen in der Stadt, und daß bei uns getanzt würde.« Faulty zögerte, als
wüßte er genau, daß das, was er als nächstes sagen mußte, ihr gar nicht
gefallen würde. »Er meinte, es würde ihn sehr freuen, mit mir Geschäfte zu
machen, aber er würde nur auf Blondinen stehen, Christal, ausschließlich auf Blondinen!«
Sie spürte,
wie sie sich beruhigte. Ihr Herzschlag wurde langsamer. »Ist es das, was du mir
sagen willst? Du hast ihm einen kostenlosen Tanz mit mir versprochen?«
Faulty
schüttelte den Kopf. »Nein, Liebchen. Das nicht.«
»Was dann?«
»Wir haben
nicht übers Tanzen gesprochen. Ganz und gar nicht.«
Plötzlich
begriff sie. Es überraschte sie nicht, daß der neue Sheriff bereits in die
Kasse griff. Welcher aufrechte Mann würde schon freiwillig in einem Ort wie
Noble Sheriff werden wollen? Mit finsterer Stimme sagte sie: »Du meinst, du
hast versucht, mich an ihn zu verkaufen?«
Er packte
ihren Arm. »Mädchen, du müßtest seine Augen sehen! Ich mußte es ihm
versprechen! Der knallt mich ab, wenn er dich sieht, und du dich ihm
verweigerst!«
»Bei Mrs.
Delaney gibt es genug Blondinen. Schick ihn dorthin!«
»Och,
Christal! Du mußt mir helfen. Wenn wir ihn zufriedenstellen, läßt er uns in
Ruhe! Wenn nicht ... dann kann alles passieren. Vielleicht verliere ich sogar
den Saloon!«
Angewidert
drehte sie sich weg. Ihr Zimmer ging zur Straße, und sie sah, wie Männer aus
Jan Petersons Laden herauskamen. Durch die Dunkelheit und den Schnee konnte sie
nicht erkennen, welcher der Sheriff war. Die Jungs hatten sein Pferd bereits in
den Mietstall gebracht. »Du hast kein Bordell hier, Faulty, sondern einen
Saloon. Wenn Ivy und Dixiana gerne ein paar Extradollar verdienen und dir einen
Anteil für Kost und Logis abgeben, nun, dann ist dein Laden hier immer noch
kein Freudenhaus. Du mußt diesem Mann einfach erklären, daß bei dir nicht jedes
Mädchen käuflich ist.«
»Hilf mir,
Christal«, flehte er.
Sie holte
tief Atem, während in ihrem Kopf Gedanken herumwirbelten. Immer noch träumte
sie von dem Overland Geld. Monatelang hatte sie überlegt, ob sie schreiben und
sich die fünfhundert Dollar schicken lassen sollte. Aber sie hatte zuviel Angst
vor den Reportern und vor Cain gehabt, der sie vielleicht aufspüren würde, um
ihr Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten wollte. Also hatte sie
geschuftet wie ein Ackergaul, um ihre Ehre zu bewahren und dabei dennoch
soviel Geld wie möglich zusammenzusparen, damit sie eines Tages,
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