Meagan McKinney
eines
entsetzlich fernen Tages einer
düsteren Zukunft, wieder nach New York zurück konnte, einen Weg fand, ihren
Onkel anzuklagen und sich selbst zu rehabilitieren. Und manchmal fragte sie
sich, ob sie verrückt war oder einfach nur gerne träumte.
Trotzig hob
sie das Kinn, und sie wandte sich wieder Faulty zu. »Wenn du dumme Versprechen
gemacht hast, dann gibt es jetzt nur eins zu tun. Es schneit nicht mehr so
stark. Wenn wir keinen Schneesturm bekommen, werde ich morgen früh verschwinden.
Dann kannst du ihm sagen, du hättest keine Blondine, die für dich arbeitet.
Nicht mehr.«
»Christal
... tu's doch nur einmal, dann läßt er uns in Ruhe, und du kannst hierbleiben.«
»Nein.«
Ihre Antwort kam ruhig und unerschütterlich.
»0 Christal
...« Faulty seufzte aus tiefster Verzweiflung.
»Heute
abend arbeite ich noch. Geh' ruhig hinunter!«
»Aber wenn
er auftaucht? Wenn er dich gesehen hat, wird ihm die verfluchte Rosalie drüben
bei Mrs. Delaney bestimmt nicht mehr genügen. Er wird mir niemals verzeihen,
daß ich dich habe verschwinden lassen.«
»Was ist
das denn für ein Sheriff?« fragte sie plötzlich wütend. »Er soll uns vor
Revolverhelden und Bankräubern beschützen und nicht in jedem Saloon der Stadt
seinen Anteil machen.«
»Ich weiß
nicht, was er für ein Sheriff ist, Mädchen. Aber ich sage dir, einen Blick in
seine kalten Augen, und du kannst verdammt sicher sein, daß kein Mensch in
diesem Ort ihn danach fragen wird.«
Er ging und
schloß die Tür hinter sich. Sie blieb in der
Dunkelheit zurück. Ein paar Schneeflöckchen reflektierten das Licht von unten.
Sie blickte aus dem Fenster. In dem Haus neben Jan Petersons General Store
brannte eine Lampe – das Schnapsdepot. Dort wurden in einem gut verriegelten
Zimmer Fäßchen gelagert, um sie vor Dieben und Eindringlingen zu schützen. Es
war ein guter Ort für ein provisorisches Gefängnis. Das Licht brannte
allerdings oben. Wahrscheinlich war das nun des neuen Sheriffs Unterkunft.
Eine
Gestalt erschien vor der Lampe, und sie konnte eine Silhouette ausmachen, da
nun nur noch wenig Schnee fiel. Es war der neue Sheriff, er hatte seinen Hut
noch nicht abgenommen. Er stand am Fenster und sah hinaus, genau wie sie es
tat. Und obwohl sie sich sagte, daß er sie nicht sehen konnte, weil sie sich
im Dunkeln befand, hätte sie schwören können, daß er sie direkt anstarrte.
»Sheriff«,
flüsterte sie, und es klang wie ein Fluch. Sie war es so leid, wegzulaufen und
sich zu verstecken.
Die
blechernen Klänge des Klaviers drangen durch die Bodendielen, und sie wußte,
daß Joe gekommen war. Es wurde Zeit, ihren Unterhalt zu verdienen. Der Blonde
würde warten. Bei diesem Wetter würde er nirgendwo anders hingehen.
Sie
schüttelte den Kopf und fragte sich, wie das alles enden sollte. Ihr Blick
wanderte zu der Gestalt des Sheriffs zurück, dessen Stetson sich scharf gegen
das Licht abhob.
Vielleicht
war es schon zu Ende.
Kapitel 13
Der
Saloon war voller
als gewöhnlich. Der Schnee war schlimm genug gewesen, die Arbeit früh enden zu
lassen, und Männer, die auf der Durchreise waren, hierherzutreiben, aber nicht
schlimm genug, um potentielle Kunden zu Hause zu halten. Joe, ein alter
Goldgräber, der zu arm und zu gebrechlich zum Weiterziehen war, kam fast jeden
Abend in den Saloon, um auf dem Piano Walzer zu spielen.
Es war ihr
fünfter Tanz mit dem Blonden, der nicht sehr viel sprach. Er trug ein
zerknittertes modisches Hemd und eine dunkelgrüne Jacke und Weste. Seine
nußbraunen Augen wirkten nicht besonders freundlich, aber das war nicht
ungewöhnlich. Nicht hier draußen im Westen.
Er warf
einen weiteren Nickel auf den Tisch, als der Tanz zu Ende war. Sie wollte sich
gern etwas ausruhen, aber er zog sie an sich, ohne sie zu fragen. Die
Glöckchen an ihren Fußknöcheln klingelten leise, als sie sich auf dem kleinen
Tanzboden bewegte. Sie mochte diese Glöckchen nicht. Sie trug sie nur, um
Faulty einen Gefallen zu tun. Huren trugen Glöccchen. Sie brachten sie in mehr
dumme Situationen als sie es wert waren. Sie wußte jetzt schon, daß der Blonde
nicht allzu glücklich sein würde, wenn sie sein Angebot ablehnte, für die
oberen Räume zu bezahlen.
Er wirbelte
sie herum, seine Hände lagen kalt und drückend auf ihren Rippen. Ein eisiger
Luftstrom traf ihren Rücken, als ein neuer Kunde den Saloon betrat. Joe schien
sich einen Augenblick auf den Tasten zu verhaspeln, was bei dem komplizierten
Walzer kein Wunder war. Doch sie bemerkte
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