Meagan McKinney
es kaum – sie hatte zuviel
damit zu tun, ihre Haare aus den Fingern ihres gierig streichelnden Klienten zu
lösen. Faulty ließ. seine Mädchen die Haare offen tragen. Er sagte, das würde
ihnen einen Hauch Unschuld verleihen, was Männern gefiel. Als sie zu dem
Blonden nun aufschaute, mußte sie zugeben, daß Faulty recht hatte. Der Blonde
mochte es in der Tat. Er lächelte. Obwohl er noch jung war, waren die meisten
seiner Vorderzähne entweder abgebrochen oder fehlten ganz.
Das Lied
war zu Ende, und dieses Mal hatte sie wirklich genug, aber der Mann hielt sie
fest, indem er seinen Arm wie eine Schlange um ihre Taille wand. Er beugte sich
herunter, um sie zu küssen. Christal drehte diskret den Kopf zur Seite.
»Du willst
zuerst bezahlt werden?«
»Nein.« Sie
versuchte, seine Hand von ihrem Mieder zu schieben.
»Komm
schon. Es ist Zeit. Für wieviel Tänze soll ich bezahlen?«
»Für so viele,
wie Sie möchten. Mehr habe ich nämlich nicht zu bieten.«
»Machst du
Witze?« Er dachte nicht daran, sie loszulassen.
Ihre Augen
wurden so kalt wie ihre Stimme. »Nein.«
Sein Arm
wurde zu einem Schraubstock. Für so einen schlanken Mann war er erstaunlich
kräftig und drahtig. »Dann will ich mein Geld zurück.«
»Das werden
Sie wohl mit dem Besitzer abmachen müssen.« Sie grub ihre Fingernägel in seinen
Handrücken, doch er packte nur noch fester zu. Sie konnte kaum noch atmen.
Faulty kam
vorbei, seine Augen waren zu Boden gerichtet, und er wirkte ängstlich.
Normalerweise be obachtete er seine Mädchen wie ein Raubvogel. Beim ersten
Anzeichen von Ärger war er stets zur Stelle. Doch nun tat er so, als würde er
sie gar nicht bemerken.
Sie wollte
ihn gerade ansprechen, als er jedem im Saloon laut verkündete: »Um unseren neue
Sheriff willkommen zu heißen, gehen alle Drinks aufs Haus.«
Bei dem
Wort Sheriff ließ der Blonde seinen Arm von ihrer Taille fallen.
Christal wich zurück und war dankbar für die Erlösung. selbst wenn das
bedeutete, daß sie dem Sheriff gegenübertreten mußte. Sie folgte den Blicken
der anderen zur Tür, wo der Fremde stehengeblieben war.
Ihr Herz
hörte auf zu schlagen.
Wenn sie
blind gewesen wäre, hätte sie dieses Gesicht allein durch Berührung erkannt.
Dort stand Nobles neuer Sheriff lässig an die Wand gelehnt, immer noch in
seinem Mantel, mit dem er in den Ort geritten war, und sein schwarzer Stetson
war so weit ins Gesicht gezogen, daß niemand außer ihr sehen konnte, daß seine
kalten, grauen Augen auf sie fixiert waren. Es war Cain.
Sie betete
innig, daß die Erde aufreißen möge und sie verschlänge. Doch die Erde blieb so
hart und gefroren, wie die Prärie unter den Holzbohlen des Saloons. Sie stand
nur da, während Joe »Dixie« zu spielen begann, wie um sie – unwissentlich – zu
verspotten.
In jenem
Augenblick überlagerten drei Gedanken alles andere in ihrem Kopf. Sie hätte
schwören können, daß es das erste Mal war. daß der Südstaatler blau trug. Ihr
zweiter Gedanken beantwortete die Frage, die sie seit dem vergangenen August
quälte. Hatte sie sich in Macaulay Cain verliebt? Nun wußte sie es.
Nun
wußte sie es.
Jemand
schenkte dem Sheriff einen Whisky ein, und er wandte seinen Blick von ihr ab,
während verschiedene Männer ihm auf die Schulter klopften, um ihn in der Stadt
willkommen zu heißen.
Ihr Blick
ließ ihn nicht los. Es wäre, als würde man einen sprungbereiten Tiger aus den
Augen lassen wollen.
In ihrem
Schockzustand begriff sie immer noch nicht, wie er dort neben der Tür als
Sheriff von Noble stehen konnte. Sie schloß die Augen und hoffte inständig,
daß ihre Augen sie einfach trogen, daß das Gesicht unter dem schwarzen Stetson
ein anderes sein würde, wenn sie wieder hinsah. Doch als sie die Augen erneut
öffnete, trafen sich ihre Blicke durch den ganzen Saloon hindurch, und sie
konnte es sich nicht mehr ausreden. Er hatte sie gefunden. Oder der abgründigste
Zufall, den man sich denken konnte, war eingetreten.
Dann traf
sie ein dritter Gedanke wie ein Blitz. Lauf.
»Komm
schon, trink wenigstens einen mit mir.«
Christal
blinzelte mehrere Male, als wachte sie aus einem Alptraum auf, und sah den
Blonden an. Sie warf Cain einen Blick zu, doch diesmal waren seine Augen nicht
auf sie gerichtet, sondern auf den Mann neben ihr. Sie konnte aus seiner Miene
lesen, daß er zugesehen hatte, wie sie mit ihm getanzt hatte. Und wie er ihr
Haar berührt hatte. Und wie er mehr gewollt hatte.
Und sie
konnte auch lesen, daß es ihm
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