Meagan McKinney
Und als ihr Ehemann ist es
meine Pflicht, Gefahr von ihr fernzuhalten. In diesem Sinne warne ich Sie: Wenn
Sie sich ihr jemals auf eine Meile nähern sollten, wenn Sie jemals Ihre Hand
gegen sie erheben, bringe ich Sie um. Ich werde Sie töten! Habe ich mich klar
genug ausgedrückt?«
Didier
verschluckte sich. »Wollen Sie damit sagen, ich hätte ihr etwas getan? Sie
lügt, glauben Sie mir!«
»Ihre
Nichte hat kein Wort gesagt. Dies ist eine Grundsatzfrage.«
»Jesus, Sie
müssen verrückt sein. Sie kennen diese Frau doch nicht einmal. Was soll diese
Warnung?«
Sheridan
betrachtete einen Moment den Löwenkopf an seinem Spazierstock, dann sagte er
mit weicher Stimme: »Gestern abend sah ich viele blaue Flecken auf der Haut
Ihrer Nichte. Nachdem mein Vater gestorben war und wir nach New York gezogen
waren, entdeckte ich bei meiner Mutter solche Male. Es
macht mich wahnsinnig, so etwas bei einer Frau sehen zu müssen. Verstehen Sie? Wahnsinnig!« Didier befeuchtete sich nervös die Lippen. »Schon gut.«
»Fein.«
Das Geschäft
war abgeschlossen, und Sheridan verließ den Salon, ohne Didier die Höflichkeit
eines Lebewohls zu erweisen. Didier hob die schwarze Mappe auf und folgte ihm,
während er die Geldscheine zählte. Als er fertig war, lachte er auf. Er glitt
mit dem Daumen über die Ränder der Scheine und genoß das fächernde Geräusch.
Selbstherrlich stand er auf den Stufen und rief Sheridan, als dieser gerade in
seine Kutsche steigen wollte. »Diesmal sind Sie der Dumme, Sheridan! Ich hätte
sie auch für viel weniger freigegeben.« Er drückte die Mappe an seine Brust
und lachte laut.
Sheridan
drehte sich nur um und lächelte. Bevor er endgültig in der Kutsche verschwand,
sagte er: »Im Gegenteil, Didier. Denn wissen Sie... ich hätte auch weitaus mehr
gezahlt!«
Während Didier
wie vom Donner gerührt vor dem Haus stand, stieg Sheridan ein und klopfte an
die Kutschwand. Der Fahrer knallte die Peitsche, und ratternd verschwand der
dunkle Wagen.
7
Alana hatte
noch nie in Satinlaken geschlafen. Sie hatte überhaupt nicht schlafen wollen,
aber es war ihr höchst albern vorgekommen, nachdem die Diener
gegangen waren, allein in dem mit Samt ausgeschlagenen Zimmer auf einem
unbequemen Stuhl zu hocken. Fast widerstrebend hatte sie sich auf das Bett
gelegt, wild entschlossen, nach Sheridan zu suchen, sobald das Zimmermädchen
mit ihrem Kleid zurückkam. Doch nun, da sie offenbar mehrere Stunden geschlafen
hatte, fühlte sie sich in der ungewohnten Umgebung noch unwohler, und die
glatten Laken, die sie einhüllten, verstärkten ihr Unbehagen sogar noch. Irgend
etwas war falsch gelaufen. Das Licht, das durch die Rosenmustervorhänge drang,
sagte ihr, daß es bereits spät am Tag sein mußte. Das Zimmermädchen war nicht
gekommen. Oder war sie eingetreten, hatte ihr Kleid auf einen Stuhl abgelegt und
wieder gegangen?
Alana
setzte sich auf und zog Maras Kleid zusammen, das sie nur zu gut ausfüllte.
Sie sah an sich herab und entdeckte, daß sie den tiefen Schlitz im Mieder
einfach nicht zubekam, so sehr sie es auch versuchte. Sie stand auf und blickte
sich in dem Zimmer um, aber sie sah nirgendwo ihr pfirsichfarbenes Kleid
liegen. Besorgt wollte sie gerade im angrenzenden Ankleidezimmer suchen, als
die Tür der Suite aufflog. Erleichtert und sicher, daß nun das Zimmermädchen
eintrat, hob Alana den Kopf.
Der Ire
schritt in den Raum, als handelte es sich um einen Herrenclub. Vollkommen
schockiert versuchte Alana verzweifelt, ihr Mieder zusammenzuziehen, doch sie
schaffte es nicht. Maras knappes rosafarbenes Kleid ließ sich einfach nicht
schließen. Alana stolperte auf der Suche nach einem Versteck zurück. Doch bevor
sie noch zwei Schritte getan hatte, war der Ire im Zimmer und hatte die Tür geschlossen.
»Wie können
Sie es wagen, einfach hereinzukommen, wenn ich nicht angezogen bin«, fauchte
Alana, als er seinen Stock auf den Kaminsims legte und es sich lässig auf dem
samtenen Sofa bequem machte.
»Ihre
Kleider sind unterwegs.« Sein Blick glitt über ihren unzureichend bekleideten
Körper und riß sich dann widerwillig und bedauernd von ihren Kurven los. Mit
ruhiger Stimme sagte er: »Ich hatte gehofft, Sie wären nach etwas Schlaf in
besserer Laune. Aber ich merke schon, daß ich mich getäuscht habe.«
»Wie spät
ist es?« fragte sie, nachdem sie einen verzweifelten Blick auf seinen
Dinneranzug geworfen hatte – kein gutes Zeichen.
»Fast fünf
Uhr nachmittags.«
»Guter
Gott!« Alana biß
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