Meagan McKinney
sich auf die Unterlippe. Nun war sie endgültig ruiniert. Sie
hatte in dem Haus dieses Mannes gelegen und geschlafen, während ihr Ruf den
Bach hinuntergegangen war.
Er betrachtete
sie. Fast gegen seinen Willen wanderte sein Blick auf den Ausschnitt, wo ihre
verschränkten Arme vergeblich versuchten, ihren Busen zu bedecken. »Niemand
weiß, daß Sie hier sind, Alana. Dafür habe ich gesorgt.« Er sah weg, als wäre
sie eine Art Verlockung, der er unbedingt widerstehen wollte. »Eins Ihrer
Kleider – ein passenderes als das von gestern – wird herübergeschickt. Wenn Sie
es haben, können Sie nach Hause zurückkehren. Ich habe... alles arrangiert, daß
es möglich ist.«
»Was soll
das heißen > alles arrangiert < ?« Sie wußte nicht, wovon er sprach. Hatte
er seine verrückten Hochzeitspläne inzwischen aufgegeben?
»Ich meine,
daß Sie von Ihrem Onkel befreit sind. Er wird Sie nicht mehr...« Sheridan
schien nach den richtigen Worten zu suchen »... nicht mehr belästigen!
Er hat eingewilligt, Sie in Ruhe zu lassen.«
»Sie haben
ihn also ausgezahlt?« stellte sie mit bebender Stimme fest. »Sie haben mich gekauft, nicht wahr? Sie denken also immer noch, daß diese Heirat
stattfinden wird!«
»Sie wird stattfinden, ja.« Als er sie ansah, konnte sie die Tränen nicht
zurückhalten, die ihr über die bleichen Wangen liefen. »Und mein Onkel hat Ihre
Bedingungen akzeptiert?«
Er nickte.
Mit dem
Gefühl der totalen Niederlage wandte sich Alana ab, damit Sheridan nicht auch
noch die Tränen sah, die nun in Strömen fielen. Irgendwie hatte sie gehofft,
daß ihr Onkel sich ihm verweigern würde. Er hatte es nicht getan, er hatte ein
für allemal bewiesen, was er für ein gemeiner Schuft war. Alana fühlte sich,
als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie hätte niemals
gedacht,. daß ihr Onkel sie tatsächlich verkaufen würde.
»Sie sind
nun besser dran!«
Sheridans
Worte waren als Trost gemeint, und sie hätte schwören können, daß der weiche
Akzent durchklang, ein sicheres Zeichen dafür, daß ihre Tränen ihn gerührt
hatten. Aber sie wußte es ja besser. Ein Mann, der einem anderen Geld für eine
Frau gab, würde sich sicher nicht von Tränen dieser Frau rühren lassen. »Ich
heirate Sie nicht!« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und wandte sich
ihm wieder zu. »Sie haben vielleicht meinem Onkel den Segen abgekauft, aber ich
bin diejenige, die vor den Altar treten und schwören soll. Und das werde ich
nicht tun. Und niemand in New York hat die Macht, mich dazu zu zwingen.«
»Alana, Ihr
Widerstand ist bewundernswert, aber sinnlos.« Sheridans dunkle braune Augen
schienen sie zu durchbohren. »Sie werden mich heiraten. Und nächsten Samstag
wird Sie niemand in New York zwingen müssen, da Sie es aus eigenem und freiem
Willen tun werden.«
»Nein«,
entgegnete sie, und ihre Augen blitzten wie Edelsteine. Sein Vermögen mochte
verlockend sein, aber Christabel umgaben schreckliche Geheimnisse. Selbst um
ihre Schwester zu retten, konnte Alana sie ihm unmöglich gestehen. Es war
einfach nicht möglich.
»Sie werden
es tun, dafür sorge ich.«
»Bitte, das
steht Ihnen frei!« Ihre Blicke trafen sich, und sie starrten sich einen langen
Augenblick an, bevor Sheridan aus dem Duell siegreich hervorging.
»Ich weiß,
daß Sie Geld brauchen«, sagte er mit einschmeichelnder, täuschend sanfter
Stimme. »Und ich weiß, daß Sie es für etwas anderes benötigen, als nur Ihren
Standard zu halten. Also warum, Alana? Sagen Sie es mir. Ich kann sehr
unbarmherzig sein. Ist Ihre Unabhängigkeit es Ihnen wert, meinen Zorn zu
erregen?«
»O ja, und
lieber sterbe ich, als Ihnen zu erzählen, warum.«
Sie war
sich sicher, daß Didier selbst bei seiner letzten, verachtenswerten Tat nichts
verraten hatte. Denn bestimmt war er so gierig auf das Geld gewesen, daß er
befürchtet hatte, er könnte alles verderben, wenn er Sheridan die Wahrheit
über seine gefallene zukünftige Schwägerin enthüllte.
»Aber Sie
brauchen dieses Geld.« Er stand auf und kam zu ihr herüber, während ihr das
Klicken seines Spazierstockes auf dem polierten Boden wie eine subtile Art
der Folter vorkam. »Sie brauchen verzweifelt Geld. Das sehe ich Ihrem schönen
Gesicht an. Der Grund ist etwas, das über Ihre eigenen Bedürfnisse hinausgeht.
Und ich glaube, wenn Sie es müßten, Liebes, würden Sie sich deswegen prostituieren!«
Ihre
Selbstbeherrschung zerbrach. Sie hob die Hand, um ihn zu ohrfeigen, aber er
fing
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