Meagan McKinney
so
trafen. Alles, was er sagte, stimmte. Aber seit sie ihm in die Hände gefallen
war, folgten ihre Gefühle keiner Logik mehr. »Ich
bin überrascht, daß du mich nicht vor ihr schlechtgemacht hast.« Sie Iachte
bitter auf. »Tatsächlich
spricht dein vorheriges Verhalten doch vollkommen gegen den Wunsch, daß Mara
und ich uns anfreunden.«
Sheridan
zögerte einen Moment mit seiner Erklärung. Dann sprach er schließlich
vorsichtig und langsam. Er
wählte seine wenigen Worte sorgfältig aus.
»Mara war bisher
nur wenig mit Frauen zusammen. Sie hatte niemals eine Mutter, denn sie ist bei
ihrer Geburt
gestorben. Ich glaube, es wird ihr guttun, einmal eine weibliche Hand
zur Anleitung zu haben... aber nur eine wirklich wohlwollende«, setzte er
hinzu.
Sie holte
tief Atem und bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Mit
bebender Stimme sagte sie
schließlich: »Ich bin kein hartherziges Wesen, das nur unter Zwang freundlich
sein kann. Und Mara hat gewiß meine ganze Sympathie. Schließlich ist sie
genauso alt wie meine Schwes...« Alana unterbrach sich abrupt.
»Deine Schwester?« endete er. Ihre Reaktion war ihm nicht entgangen.
»Gute Nacht.« Sie raffte ihre Röcke und wollte sich hastig zurückziehen. Sie würde ihm
nicht antworten. Zu ihrem Abkommen gehörte ebenfalls, daß er sie nie ausfragen
würde. Er mußte sein Versprechen halten, oder sie würde ihre Annullierung
auf der Stelle bekommen.
»Warte.« Es
war der Tonfall, der sie aufhielt. Als hätte er bemerkt, daß er seine
Grenzen überschritten hatte, trat er an ihre Seite und sagte schlicht: »Versprich
mir, daß du Mara niemals weh tust. Wenn du es versprichst, werde ich dir
glauben.«
»Ich werde
deiner Schwester nicht weh tun, das verspreche ich«, flüsterte sie, und ihre
Augen füllten sich plötzlich mit Tränen.
Er musterte
einen Moment ihr Gesicht. Offenbar zufrieden mit dem, was er sah, wandte er
sich ab und trat zum Feuer. Sie wandte sich zum Gehen, doch wieder hielt seine
Stimme sie auf. »Ich wollte es dir schon früher sagen, Alana... die Varicks
haben heute eine Einladung geschickt. Morgen findet ein Ball in Maison-Sur-Mer
statt. «
»Dann freu
dich doch. Dein Plan funktioniert.«
»ja«,
antwortete er, ohne die Bitterkeit in seiner Stimme zu verbergen. »Wir
Sheridans wären niemals an eine Einladung von dieser Familie gekommen, wenn ich
dich nicht geheiratet hätte.«
Tiefe
Melancholie machte ihr Herz schwer. Ihre Ehe schlug die vorgesehenen Wege ein.
Und diese ließen keinen Raum für irgendwelche anderen Dinge. Die Worte des
Bischofs spukten in ihrem Kopf herum, und sie mußte an den Eid der Ehe
denken. Aus irgendeinem seltsamen Grund wollte sie diese Ehe mit dem Ernst
führen, den Gott und das Gesetz ihr zuschrieben. Aber jedesmal, wenn sie diesen
Gedanken auszuführen versuchte, kam er herbei und machte ihr nur zu bewußt,
daß es sich um ein geschäftliches Abkommen handelte. Und nichts weiter.
Aber der
Kuß im Zug war mehr gewesen. Und in jener Nacht in seinem Zimmer, als er kurz
davor war, sie wieder zu küssen, war ebenfalls mehr gewe sen. Doch wenn sie
irgend etwas über diesen Mann wußte, dann, daß er bereit war, für seine Überzeugung
zu sterben. Und seine Überzeugung ihr gegenüber war eindeutig, daß sie wegen
ihrer privilegierten Herkunft nicht in der Lage war, sich um jemand anderes zu
kümmern. Daher war sie seiner Zuneigung nicht würdig.
»Nun, ich
habe morgen sehr viel zu tun. Deshalb...« Sie wandte sich ab.
»Noch
eines. Ich möchte dich um etwas bitten.«
Sie wartete
einen Moment. »Und was ist das?«
Er
antwortete nicht sofort, deutlich unsicher, wie er beginnen sollte. »Ich
möchte... ich möchte, daß du Mara auf ihr unpassendes Kleid ansprichst.«
Alana hatte
das selbst vorgehabt. Sie wollte ihn schon darauf hinweisen, entschied sich
aber plötzlich anders.
»Du weißt,
warum sie diese kurzen Kleider trägt, nicht wahr?«
Sie nickte und haßte den Schmerz, der in seiner Stimme lag, haßte die
Anschuldigung, die unverschleiert mitschwang. »Ich weiß«, flüsterte sie.
Nachdem das
geklärt war, entließ er sie. »Gut. Du kannst gehen.« Plötzlich lachte er bitter
auf, als ihm bewußt war, wie sehr sie sich wünschte, von ihm fortzukommen.
»Oder lauf, wenn es sein muß.«
Seine Worte
trafen sie wie ein Dolch, und sie erstarrte. Doch dann, gegen alle
Vernunft, lief sie tatsächlich so schnell sie konnte über all die unendlichen
Flure zu ihren
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