Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
Seebühne mit Puppenspiel, ein kleines Konzert oder das
Zeltkino. Kultstreifen ist hier der DEFA-Film »Lütt Matten und die weiße Muschel« von 1964.
Spaziergänge - Kloster – Leuchtturm – Enddorn – Grieben – Kloster (9 Kilometer)
Vitte – Dünenheide – Vitte (6 – 8 Kilometer)
Vitte – Kloster – Dornbusch – Vitte (6 – 8 Kilometer)
• Nicht nur Ornithologen sollten mal eine der Kranichtouren im Herbst unternehmen. Die Beobachtung der Vögel ist gar nicht so
langweilig, wie es vielleicht klingen mag. Von ihnen heißt es, sie seien so wachsam, dass sie auf jeder Feder ein Auge trügen und im Schnabel einen
Stein.
• Suchen Sie Bernsteine nach einer sturmumtosten Nacht, so wie einst der Dichter Joachim Ringelnatz. Die mit ihm
befreundete Asta Nielsen schrieb dazu 1929 in ihr Tagebuch: »Heute morgen verließ Ringelnatz das Haus, (…) ein gelbes Tuch auf dem Kopf und eine bunte
Tasche auf dem Bauch für Bernsteine, die er zu suchen beabsichtigte«. Vier Tage später: »Ringelnatz sucht immer noch Bernstein, das einzige, was er aber
gefunden hat, ist eine Kneipe …«.
• »Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee, Micha, mein Micha, und alles tat so weh«; lernen Sie den Text von Nina Hagens
Dauerbrenner »Farbfilm« auswendig. Sie finden ihn auch unter www.anleitung-mv.de. Dem Song können Sie seit 1974 auf der Insel ohnehin nicht entkommen.
DIKTATUR UNTER SEGELN –
PARADIES FÜR WASSERSPORTLER
Eine leichte Brise geht, die Sonne glitzert auf den Wellen. Das weiße Segel bauscht sich im Wind und vorm Bug spritzt fröhlich die
Gischt. Wir stehen an Deck eines Seglers und genießen die sanfte Bewegung des Rumpfes, das Gefühl von Freiheit. Im Geiste erklingt ein Lied: »Auf
Schwingen gleiten wir ins Morgengrauen, auf Wogen reiten wir durch Gischt und Schaum. Getaucht in Meeresgrün und Sonnenglanz. Der Wind spielt dazu seinen
wilden Tanz …«
Knarz! Der Tonarm wird unsanft zur Seite gerissen. »Was machst du denn so lange da vorne?!«, brüllt mein Kumpel von hinten übers Deck. Ich hocke am Bug
und versuche, den bleischweren Anker zu lichten. Mit einer Hand. Mit der anderen halte ich mich am Bugkorb fest, um nicht kopfüber im Wasser zu
landen. Das Boot wirft sich wütend in die Wellen. Anderthalb Meter geht es rauf und wieder runter. »Du sollst nicht pennen!«
Mein Kumpel, der Skipper. Ein Wochenendausflug mit dem Segelboot sollte es werden. Eine lauschige Ausfahrt Richtung Hiddensee. Es wird ein
Höllentrip. Es gibt Männer, die sich verwandeln, wenn sie ins Auto steigen. Hinterm Lenkrad werden sie zu Meckerern und Machos. Auf dem Segelboot passiert
das auch. Nur schlimmer.
Ein Segeltörn soll Ihren Urlaub abrunden? Nur zu. Allerdings sollten Segel-Laien ein paar gut gemeinte Ratschläge beherzigen:
Erstens: An Bord herrscht Diktatur. Wer ein Segelboot betritt, lässt die Demokratie mit allen ihren Segnungen hinter
sich. Entscheidungen der Basis werden unter Segeln grundsätzlich missachtet. Der Kapitän nennt sich Skipper, und der Skipper hat das Sagen.
Zweitens: Segelnde Mecklenburger oder Vorpommern sind nicht phlegmatisch. Jedenfalls nicht an Bord ihres Seglers. Ich hatte
meinen Kumpel stets als eher ruhigen Rostocker erlebt. Von der See-Seite kannte ich ihn noch nicht. Mein ausgeglichener Dr. Jeckyll verwandelte sich auf
dem Wasser in einen ungebärdigen Mr. Hyde. Eine Mutation übrigens, die gerade bei älteren Herrschaften mit einer erstaunlichen Fähigkeit gepaart ist, sich
trotz eines mächtigen Bierbauchs behände übers Deck zu schwingen. Woher mag das kommen?
»An Bord wird eben immer ein bisschen herumgebrüllt«, wird mein Kumpel später lakonisch beim Kaffee sagen. Wenig hilfreich. Vielleicht ist es der
frische Wind, der an der Küste immer weht, vielleicht das Wasser, mit dem man bei einem Törn andauernd besprengt wird. Wahrscheinlich ist es aber die
Verantwortung, die übernimmt, wer eine Mannschaft heil durch die Elemente bringen muss. Letzteres würde auch den hemmungslosen Aberglauben erklären, der
bei jeder Gelegenheit ein Unheil auf das Boot zurollen sieht wie eine Monsterwelle, die sich aus ruhiger See erhebt. »An Bord pfeifen nur der Wind oder
der Kapitän«, fährt mich mein Kumpel an, als ich ein fröhliches Liedchenanstimme. Spökenkiekerei möchte man das nennen,
Geisterseherei. Doch an Bord sollte man den aufgeklärten Menschen hinter sich lassen – und den Mund halten.
Drittens: Ein
Weitere Kostenlose Bücher