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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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glasklar. Dir ist der Kreislauf weggesackt.  
    „Scheiße, du hast mich völlig umgehauen“, brachte er hervor. Seine eigene Stimme erschien ihm eigenartig schleppend und benommen schüttelte Kai den Kopf. Das Summen war noch immer da, entfernt in seinem Kopf und Körper, wie ein Schwarm Wespen, die irgendwo lauerten.
    „Blödsinn.“ Ein typisches Leonschnauben. „Du bist schlicht ohnmächtig geworden.“
    „Der Gedanke, mit dir zu schlafen, war wohl zu viel für mein glückshormonverwöhntes Hirn. Da sind mir kurz die Lichter ausgegangen.“ Kai probierte zu lächeln. Leon grinste nicht, blickte ihn im Gegenteil überaus ernst an. „Wer versucht jetzt wohl, der harte Kerl zu sein“, brummte er leise. „Bleib liegen, ich hole dir was zu trinken und von diesem komischen Energiedrinkzeugs.“ Eine Decke wurde über Kai gebreitet, dessen Augen noch immer mit den Farben und Formen kämpften. Dankbar drapierte er sie eng um sich. Er fror noch immer. Schöne Scheiße, was für eine Pleite.  
    Leon kam bald darauf zurück und Kai richtete sich langsam auf. Noch immer war ihm schwummerig. Vorsichtig nippte er an dem Energiedrink. Maltose und Dextrose würden bald ihre Wirkung tun.
    „Toll, das letzte Mal hat mich die Hitze auf Hawaii vom Rad aus den Latschen gehauen“, murrte er leicht verärgert über sich selbst. Seufzend lehnte er den Hinterkopf gegen die Wand. „Irgendwie ist das nicht mein Tag.“ Heute war echt der Wurm drin. Das vermurkste Training hätte ihm schon Warnung genug sein sollen. Alles einfach zu viel gerade. Sein Kopf hatte heute einen totalen Overload erfahren. Leons Finger fuhren ihm zärtlich über das Gesicht. Er hatte einen feuchten Lappen mitgebracht und wischte den kalten Schweiß fort. „Vielleicht solltest du mal ein paar Tage Pause machen?“, schlug er vor. „Und mehr essen. Du bist echt zu dünn, egal wie toll du sonst aussehen magst.“ Kai verdrehte gespielt die Augen, nickte jedoch. Vermutlich hatte Leon Recht. Er hatte in letzter Zeit einfach zu wenig Appetit gehabt und seine Ernährung vernachlässigt.
    „Geht klar“, versprach er abermals seufzend. „Ich werde morgen mal nichts tun. Tut mir leid wegen heute.“
    „Quatsch, du Idiot.“ Leon setzte sich neben ihn und legte seine Arme um ihn. Seine Körperwärme tat gut. „Läuft doch nichts weg. Ich laufe nicht weg. Jetzt hast du mich an der Backe und ich bleibe. Einer muss ja wohl ein bisschen auf dich aufpassen.“ Gerührt blickte Kai ihn an und ihm wurde endlich wieder warm. Stimmt schon, sonst hatte er keinen, der auf ihn achtete, sah man mal von Angie ab, die gelegentlich schimpfte, wenn er abgekämpft im Studio ankam. Aber Leon war hier, sorgte sich um ihn. Leon war bei ihm und würde es bleiben. Mein tapferer Leon.  
    „Du weißt gar nicht, wie toll du bist“, seufzte Kai und ließ sich gegen ihn sinken. Es tat gut, auch mal schwach sein zu dürfen und aufgefangen zu werden, auch wenn er sich insgeheim immer mehr über den blöden Aussetzer ärgerte. Leon würde nicht darüber lachen, oder ihn schief ansehen. Es war okay. Einmal durfte er schwachwerden.
    „Und ich meine das in jeder Hinsicht“, ergänzte Kai glücklich und schloss die Augen.

 
62 Geduld ist eine Tugend
     
    Ihm war zu warm.
    Genervt schob Kai die Bettdecke von sich und starrte frustriert auf den friedlich schlafenden Leon. Gibt es wohl eine Situation, in der er nicht schlafen oder essen kann? Beneidenswert.
    Er selbst war noch immer voll innerer Unruhe und der Schlaf wollte partout nicht kommen, obwohl er sich müde und erledigt fühlte. Dieser überaus peinliche Zusammenbruch hatte ja kommen müssen, so schlecht, wie er in letzter Zeit schlief. Und alles nur wegen der Sorgen um Leon. Kai machte sich nichts vor: Die Situation der vorigen Wochen hatte ihn extrem belastet und gefährdete akut sein Training, seine Gesundheit und vor allem seinen Erfolg.
    Wie gut hatte da heute Leons ehrliches Geständnis getan, seine Entscheidung, sich zu Kai und ihrer Beziehung zu bekennen. Natürlich waren damit die Probleme noch nicht erledigt. Kai wusste haargenau, dass Leons Sehnsucht nach den Pferden nicht komplett hinter ihrer Liebe zurückstehen würde, noch sein Pflichtgefühl für den Hof sich jetzt völlig in Luft aufgelöst hatte. Die Probleme waren lediglich verschoben worden. Spätere Lösung nicht ausgeschlossen.
    Und du hast da noch ein Problem, gestand er sich ein. Wie sollte er mit seinem Wissen um Leons wahren Vater umgehen? Hatten

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