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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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lassen und da dies gut in sein Training passte ...
    „Ich möchte bei dir bleiben“, fuhr Leon fort. „Aber der Hof … sie brauchen mich eigentlich.“ Kai zögerte, befeuchtete sich die Lippen und sah Leon direkt an. „Ich dich auch“, flüsterte er, bemüht, den harten Kloß im Hals zu ignorieren. Seine Zunge wollte noch einen dummen Spruch hinterher jagen, den schlichten Worten das Gewicht nehmen. Aber dieses Mal hatte er sie unter Kontrolle. Weil es die reine Wahrheit war.
    Leon lächelte. Sein Finger strich über Kais Lippen und Kinn, den Hals hinunter. „Ich weiß“, gab er zurück und vergrub sein Gesicht seufzend in Kais Halsbeuge.
    Den weiteren Abend redeten sie nicht viel, ließen lieber ihre Hände und Lippen sprechen, genossen die Nähe und Vertrautheit.
    Kai hielt sich an sein Versprechen und schraubte das Training in den folgenden Tagen zurück. Sein Kopf war viel zu voll mit Leonproblemen gewesen, er hatte vielleicht wirklich ein wenig das Maß verloren. Zum Glück hatte er rechtzeitig die Bremse gezogen. Fehlt noch, dass mir jetzt was dazwischenkommt.  
    Mit gemischten, eher unguten Gefühlen sah er dem Mittwoch entgegen, an dem sich Leon mit seinen Eltern - falsch, seine Mutter und deren Mann - auf dem Hof treffen wollte. Natürlich würde Kai nicht dabei sein. Mittlerweile wuchs in ihm jedoch die Überzeugung, dass Leon dem gewachsen sein könnte. Sein Selbstbewusstsein schien von Tag zu Tag mehr zu werden. Es war eine echte Freude ihm dabei zuzusehen. Kai erinnerte sich gut daran, wie es für ihn gewesen war, nach seinem Outing. Leon machte Ähnliches durch, wobei es bei ihm noch viel besser sein musste, denn er konnte endlich auch sich selbst akzeptieren. Damit hatte Kai schließlich nie Probleme gehabt.
    Am Mittwoch war er gedanklich dennoch ständig bei Leon und sehnte dessen Rückkehr herbei. Kai hatte dieses Mal für sie gekocht und freute sich schon auf das Curry mit Huhn, welches er nach einem Rezept aus dem Internet fabriziert hatte. Hoffentlich mag Leon es. Wobei es eigentlich kaum etwas gibt, was er nicht mag. Hoffentlich hat Leon später noch Appetit. Wobei es selten vorkommt, dass er keinen Hunger hat. Hoffentlich verläuft das Gespräch gut … Ach, verdammt, grüble nicht dauernd darüber nach.  
    Der Schlüssel im Schloss war wie eine Erlösung und Kai hielt es nicht auf dem Sessel. Er sprang auf und eilte in den Flur. Leon zog sich die Schuhe aus und lächelte ihn an. „Na? Panik gehabt, ich könnte nicht wiederkommen?“ Kai hörte haargenau heraus, dass Leon seine wahren Gefühle zu überspielen versuchte. „Und wie“, gab Kai nicht ganz gelogen zurück. „Wer würde dann mein missratenes Essen loben und so tun, als ob es ihm schmeckt, obwohl er würgen muss?“ Er trat auf Leon zu, nicht ganz sicher, wie viel Nähe er geben durfte. Oder fordern. „Ach so schlimm wird es schon nicht sein. Es riecht schon mal gut.“ Leon umarmte ihn seufzend. Er sagte nichts weiter, ließ sich von Kai halten und atmete schwer gegen dessen Hals.
    Ob sie es ihm gesagt haben? Hat Burghardt endlich genug Arsch in der Hose gehabt, um Leon zu gestehen, warum er ihn all die Jahre schikaniert hat?
    „Wollen wir … essen?“ Dränge ihn nicht, er wird es erzählen, wenn er es will. Geduld, ermahnte sich Kai und musste schmunzeln, denn dieses Wort wurde zu seinem Mantra im Bezug auf Leon. Seine Geduld wurde letztlich auch belohnt, denn nach dem zweiten Teller Curry, was tatsächlich gar nicht so schlecht geworden war, seufzte Leon satt und lächelte Kai an.
    „Es war gar nicht so schlimm. Er hat sich bei mir entschuldigt, obwohl er die Fotos noch immer schlimm findet“, erzählte er. „Mutter hat ihm erklärt, dass es keine Pornoaufnahmen sind, dass das ein ganz bekannter Fotograf ist und er viele solcher Sportfotos macht.“ Leon seufzte tief auf und nahm ein Reiskorn mit der Fingerspitze auf. „Er will dennoch nicht, dass jemand davon erfährt.“ Du bist volljährig, er hat dir gar nichts zu sagen , murrte Kai hinter verschlossenen Lippen. Schlimm ist eher dieser Idiot, der den Anblick eines schönen jungen Mannes nicht erträgt, ohne sich selbst zu hassen, dass er nicht zu diesen Gefühlen stehen kann.  
    „Dirk wollte ein Foto davon in einem Bildband veröffentlichen“, fuhr Leon fort und straffte sich kaum merklich. „Ich habe es ihm erlaubt. Zum einen kann man mich da eh kaum drauf erkennen und zum anderen … ist es ja meine Sache.“ Richtig so. Kai klatschte ihm innerlich

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