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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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und er war drauf und dran sich vor lauter Frust selbst zu schlagen.
    „Ganz ruhig, Kai. Krieg dich mal wieder ein.“ Eine vertraute Stimme, eine Hand auf seiner Schulter, die er verärgert abschüttelte. Basti stand neben ihm mit zwei Sanitätern und verzog das Gesicht. „Himmel, du verschreckst gerade sämtliche Zuschauer. Ich bin sicher, die meisten deiner Flüche und Beschimpfungen haben sie noch nie zuvor gehört und wollen es auch nie wieder. Was ist denn bloß passiert? Bist du gestürzt?“ Kai schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. Himmel nochmal, dieser Schmerz zerriss ihn, trieb ihm die Tränen in die Augen. So eine verfluchte Scheiße.  
    „Wo tut es weh?“, fragte einer der Sanitäter. „Das verdammte Bein“, zischte Kai abgehackt. „Oberschenkelmuskel. Ich habe es gehört. Gerissen.“ Vorsichtig tastete der Mann das Bein ab und nickte seinem Kollegen zu: „Schaut nach einem Muskelfaser- oder Muskelriss aus. Nicht so wild. Scheint nichts gebrochen zu sein. Bring mal die Trage heran, Kurt. Keine Sorge, Sie bekommen gleich was gegen die Schmerzen.“ Nicht so wild? In Kais Kopf tobten mörderische Orkane aus Frust und Wut, Taifune aus Selbstmitleid und Tsunamis von Schmerz. Hat der eine Ahnung. Er wusste ganz genau, was das bedeutete: Das Aus für seine Pläne. Kein Start auf der Challenge, kein Unterbieten der Bestzeit, Saison gelaufen. Das bedeutet: Verdammt große Scheiße!  
    „Schöner Mist“, brummte auch Basti. „Wie konnte das denn passieren?“ Ja, wie? Kai atmete betont ruhig ein und aus, während der Sanitäter ihm eine Spritze setzte. Krieg dich wieder ein und denk nach. Einfach so kommt kein Muskelfaserriss. Er hatte sich definitiv gründlich genug warmgemacht, solche Anfängerfehler unterliefen ihm nicht. Also wieso? So extrem war der Anstieg nun auch wieder nicht gewesen. Zaghaft regte sich in seinem Hinterkopf die Erinnerung an ein leichtes Ziehen in eben jenem Oberschenkel. Aber das war lange her und gleich wieder weg. Bestand da ein Zusammenhang? Wenn ja, welcher? Oh Mann, was für ein Mist.  
    Basti ließ es sich nicht nehmen, ihm mit dem Auto ins Krankenhaus zu folgen, denn es war klar, dass Kai nicht selbst zurückfahren konnte. Er gab Susanne und Dirk Bescheid, die Lars' Rennen weiter verfolgen und sich um diesen kümmern würden. Während der Fahrt ins Krankenhaus schwieg Kai verbissen. Seine Kehle fühlte sich rau an und seine Gedanken kreisten unablässig um das Warum und Wieso und vor allem: Wie lange?
    Dazu wollte ihm der Arzt nach Ultraschall und gründlicher Untersuchung auch keine genaue Angabe machen, doch seine vorsichtige Prognose von sechs bis acht Wochen versetzte Kai einen genügend harten Schlag in den Magen. Aus und vorbei. Alles umsonst. Das ganze Training, die viele Arbeit. Adieu Challenge.  
    „Sie sind Leistungssportler, nicht wahr?“, erkundigte sich der Arzt und musterte die Ergebnisse der Tests. „Da wird es gewiss schnell verheilen. Ihr Organismus regeneriert ruckzuck und bei Ihrem starken Herz sind die Chancen sehr gut, dass sie bald wieder fit sind.“ Er lächelte aufmunternd. „Ich habe Leistungsphysiologie studiert. Regeneration ist schon faszinierend. Aber sagen Sie, wie hoch war ihr Trainingspensum?“
    „Ich habe ziemlich hart trainiert“, erklärte Kai und ergänzte: „Ich hatte einen Triathlon vor mir. Die Challenge Roth.“ Ärgerlich schnaubend ballte er die Faust. „Aber es war alles umsonst. Blöd, blöd, blöd. Ich könnte mir in den Arsch beißen, wenn ich dran käme.“ Nachdenklich mustere ihn der Arzt und rieb sich über das Kinn. „Wie schlafen Sie in letzter Zeit?“ Kai sah ihn misstrauisch an. „Wieso?“
    „Hatten sie vielleicht Schlafstörungen? Ihr Training war nicht ganz so gut wie sonst, richtig?“
    „Ich hatte ein wenig … persönlichen Stress“, erklärte Kai ausweichend. „Natürlich hat sich das auf das Training ausgewirkt. Und ich habe öfter schlecht geschlafen, ja.“ Der Arzt nickte bedächtig. „Hatten Sie vielleicht einen unerwarteten Leistungsabfall im Training? Ihr Ruhepuls ist deutlich erhöht, ebenso der Blutdruck.“ Basti, der neben Kai stand, runzelte gemeinsam mit diesem die Stirn. „Das klingt ein wenig nach ...“
    „Blödsinn“, unterbrach ihn Kai ruppig und ihn überlief gleichzeitig ein eiskalter Schauer. Völlig unmöglich. So etwas passierte nicht ihm, er hätte es doch rechtzeitig bemerkt. Die Symptome waren viel zu leicht erkennbar: … innere Unruhe,

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