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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Tage lang durchhalten“, meinte er und rückte vorsichtig ebenso nahe an Leon heran wie Angie auf der anderen Seite. „Das war echt die Hölle.“ Und dennoch eines der wunderbarsten Erlebnisse, dachte Kai zufrieden. Leon schüttelte noch stärker den Kopf. „Ist doch völlig irre“, stellte er fest. „Im Ernst, wer macht denn so etwas freiwillig? Also einen Triathlon kann ich ja irgendwie noch kapieren, aber das Dreifache? Echt völlig bekloppt.“
    „Oh, danke für das Kompliment.“ Kai stieß ihn sanft in die Seite. „Aber hast schon Recht. Es war irgendwie irre.“ Gedankenverloren starrte er auf die Zielfotos. Zwei lange Tage hatte er sich da durchgekämpft. Schwimmen, Radfahren, Laufen, dreimal so viel wie sonst. Hölle und Himmel zugleich hatte er erlebt.
    „Es gibt sogar den zehnfachen Triathlon“, meinte er, erntete dabei einen komplett unverständigen Ausdruck auf Leons Gesicht. „38 Kilometer Schwimmen, 1800 Kilometer Rad und dann noch 10 Marathons hinten dran.“
    „Was?“ Leon starrte Kai mit aufgerissenen Augen an, als ob er von einer Marslandung erzählen würde. Lächelnd bestätigte Kai mit einem Nicken. „Das habe aber selbst ich noch nicht gemacht“, gab er zu, genoss den bewundernden Blick. „Wo habt ihr denn da geschlafen?“, fragte Leon neugierig, während Angie weiter durch die Fotos blätterte. „Im Grunde gar nicht“, erklärte Kai lächelnd. „Start war am Freitag um 7 Uhr im Waldschwimmbad. Erstmal 11,4 Kilometer Schwimmen.“
    „Wie? Gar nicht?“, fragte Leon prompt nach. „Geht das denn?“
    „Am besten gehst du mal an den Anfang davon“, schlug Kai vor. Er freute sich, dass Leon sich dafür interessierte. Anscheinend hatten er und Angie über ihn geredet. Und es war ein verdammt gutes Gefühl, von Leon so bewundernd angesehen zu werden. Das wollte er gerne länger auskosten. „Das Ganze fängt ja erstmal mit dem Schwimmen an“, erklärte er. Angie blätterte augenblicklich zurück zu den Fotos im kleinen holsteinischen Waldschwimmbad. Sie zwinkerte ihm über Leons Rücken hinweg zu, aber er war nicht sicher, was sie damit andeuten wollte.
    „Wieso denn in einem Schwimmbad?“, fragte Leon, bereits in die Betrachtung der Fotos vertieft. „Na, die haben nichts anderes da außer dem Schwimmbad. Immer 50 Meter. Hin und zurück.“ Leon sah ihn irritiert an. Lächelnd nickte Kai. „Du hast richtig gehört“, bestätigte er. „Nur 50 Meter. Das heißt, man schwimmt immer hin und her. 228 mal insgesamt.“ Nun stand Leons Mund offen und Kai feixte bei seinem Anblick. Leons Unglauben wandelte sich erneut in den bewundernden Ausdruck und Kai fühlte es warm in sich werden. Hach, das war toll. Mehr davon.  
    „Etwas über vier Stunden waren das meine ich“, fuhr er fort, blätterte weiter. „Da wechsle ich gerade aufs Rad über. War erst Scheißwetter. Im Wasser ging es noch, da hast den Regen nicht so gemerkt, aber auf dem Rad schon. Zum Glück wurde es später besser, allerdings dann auch ganz schön heiß.“ Er zeigte auf ein weiteres Foto. „Der spätere Sieger. Mann, war das ein harter Kerl. Der ging schon nach drei Stunden und zwei Minuten aufs Rad. Da bin ich noch meine Bahnen geschwommen.“ Er blätterte weiter, war sich plötzlich Leons Nähe sehr bewusst. Ein schönes Gefühl. Unwillkürlich rückte er etwas dichter. Ihre Schultern berührten sich nun immer wieder. „Toller Typ. Leider war der nicht schwul und ich eh viel langsamer, als er. Tja, hätte nett werden können ...“, setzte Kai noch hinterher, aber Leon rückte nicht von ihm ab. Nur Angie warf ihm einen ermahnenden Blick zu. Sie schwiegen bei den folgenden Fotos. Das nächste Bild zeigte Kai auf seinem Fahrrad auf der Strecke. Leon zeigte auf das Foto, berührte dabei einen winzigen Moment seine Hand.
    „Was stehen da denn für Zelte an der Straße rum?“
    „Eine solche Strecke schaffst du nur, wenn du ein gutes Team da hast“, begann Kai. „Da kümmern sich unglaublich viele Helfer um die Athleten. Die säumen praktisch die ganze Strecke. Das sind die Versorgungsstellen mit Trinken und Essen.“ Er blätterte ein paar Seiten weiter. „67 Mal. Das da ist das Rondell, da musste man immer drumherum“, erklärte er. „Man hat einen Chip im Schuh, der die Runden zählt, wenn man über diese Matte fährt. Alles vollkommen elektronisch.“
    Leon riecht unglaublich gut. Kai sog vorsichtig und unauffällig den Duft ein. Ein leichter Geruch nach Heu und Pferdemist begleitete ihn

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